Mikronesien

Peace, Unity, Liberty (Friede, Einheit, Freiheit)
(Wahlspruch der Föderierten Staaten von Mikronesien)

Reisejahr 2024

SüdkoreaNeuseelandVanuatuFidschiTuvaluSalomonenAustralien (Nord) – OsttimorAustralien (West, Tasmanien) – Nauru Marshallinseln

Teilstaaten Chuuk und Pohnpei

KiribatiSamoaTongaIndonesien (West-Papua)Papua-Neuguinea

Die Föderierten Staaten von Mikronesien (kurz FSM) sind ein Bund der vier Teilrepubliken Pohnpei, Kosrae, Chuuk und Yap mit jeweils eigenen Einreiseformalitäten, Ausreisegebühren und Stempeln für den Reisepass.

Weit weniger kompliziert als der Staatsaufbau ist die Entscheidung, welche der Inselgruppen wir bereisen wollen: Yap kann nur zweimal wöchentlich von Palau oder Guam aus erreicht werden und auf Kosrae gibt es nicht viel zu entdecken. Unsere Favoriten sind Chuuk, das mit etlichen im Zweiten Weltkrieg versenkten japanischen Schiffen und Flugzeugen ein Tummelplatz für Taucher und Wrackschnorchler ist sowie Pohnpei, das mit der „Manta Road“ einen angeblich ganzjährigen Spot zum Schnorcheln mit den majestätischen Mantarochen bietet.

Chuuk

Chuuk gilt innerhalb des Verbundes als heruntergekommenster Gliedstaat. Tatsächlich zieren unzählige schrottreife Autos die Ränder der schlaglochübersäten Pisten und die maroden Wellblechhütten der Inselbewohner scheinen bald zusammenzubrechen.

Interessant ist Chuuk – das einstige Truk – insbesondere wegen seiner Bedeutung im Zweiten Weltkrieg. Als einer der wichtigsten Luftwaffen- und Marinestützpunkte des japanischen Kaiserreiches im Zentralpazifik war die Insel im Februar 1944 das Ziel der US-amerikanischen „Operation Hailstone“, bei der mehr als 80 japanische Kriegs- und Versorgungsschiffe sowie über 250 Flugzeuge in der Chuuk-Lagune versenkt wurden.

Chuuk, Mikronesien
Schrottreife Autos und verrostete Container auf einem Grundstück
Wrack des japanischen Öltankers „Hoyo Maru“ auf Chuuk in Mikronesien
Wrack des japanischen Öltankers „Hoyo Maru“

Im Lauf der Jahrzehnte hat sich ein dichter Teppich aus Korallen auf dem Schrott angesiedelt. Zu diesen sogenannten „Schiffsriffen“ gehört das 170 Meter lange, in der Mitte auseinandergebrochene Wrack des japanischen Öltankers „Hoyo Maru“. Ideal für Schnorchler liegt es nur fünf Meter unter der Wasseroberfläche, sodass wir ausgiebig den Schiffsrumpf und die darauf siedelnden Korallen bewundern können.

Im tiefen Dschungel der umliegenden Inseln ergänzen Überreste alter Landebahnen, Kommandozentralen und Geschützstellungen das interessante Freilichtmuseum.

Auf Etten Island, einem ehemaligen Stützpunkt für japanische Kampfflugzeuge, erwartet uns bereits ein Dorfbewohner. Schweigend führt er uns über matschige Dschungelpfade zu einer vormaligen japanischen Kommandozentrale. Äste und Wurzeln umschlingen die einsturzgefährdete Ruine; Betonbrocken hängen an verrosteten Stahlstreben von der in weiten Teilen kollabierten Decke herab. Nichtsdestotrotz sitzen Jugendliche gelangweilt und bei lauter Musik auf dem mit Trümmern übersäten Boden.

Ruine einer vormaligen japanischen Kommandozentrale auf Etten Island
Ruine einer vormaligen japanischen Kommandozentrale
Ruine einer vormaligen japanischen Kommandozentrale Mikronesien
Ruine einer vormaligen japanischen Kommandozentrale

Besser erhalten und somit auch bewohnt sind zwei unmittelbar neben der Ruine stehende ehemalige Lagerhäuser. In den dunklen Hallen lehnen wacklige Regale an maroden Betonpfeilern; durch ein Loch in der Decke tropft Wasser in einen Eimer. Daneben schlafen Dörfler auf dem feuchten Betonboden, eine Nachttischlampe spendet ein wenig Licht.

Ehemaliges Lagerhaus
Wohnen in einem ehemaligen Lagerhaus

In der Lagune finden sich jedoch nicht nur die Spuren erbitterter Kämpfe. Verstreut im türkisfarbenen Wasser des Ozeans liegen vielmehr auch zahlreiche Inselchen mit weißem Sandstrand und hohen Palmen, die von malerischen Korallengärten umgeben sind. Mit einem entspannten Tag auf einer dieser Trauminseln beenden wir unseren Aufenthalt auf Chuuk und reisen weiter nach Pohnpei.

Pohnpei

Pohnpei, der von Reisenden gerne als „Must-have“ bezeichnete Teilstaat der FSM zeigt sich bereits bei der Einreise von seiner hässlichen Seite. Wie schon im viel geschmähten Chuuk stehen auch hier unzählige Schrottautos an der Straße und auf den Grundstücken der Einwohner; die meisten Häuser machen ebenfalls einen eher baufälligen Eindruck. Schilder, die den Verzehr von Betelnüssen verbieten, kleben allenthalben an öffentlichen Gebäuden und Läden. Gefühlt hat trotzdem jeder Einwohner die für den Betelkonsum typischen prall gefüllten Wangen.

Angeblich hält der Wirkstoff ihre Konsumenten wach und fit. Wir bemerken jedoch nichts davon. An der Hotelrezeption wird von den Angestellten stur aufs Handy gestarrt; in Restaurants dauert es ewig, bis die Bedienung schläfrig angeschlurft kommt und in Supermärkten spucken die Verkäufer, sobald man die Kasse erreicht hat, erst einmal in einen Behälter.

Auch die gebuchte Tour zur „Manta Road“ verläuft unerfreulich. Nachdem der Bootsbesitzer uns an einem Riff abgesetzt hat, macht er es sich auf seinem Kahn gemütlich und fängt an, eine Betelnuss zu kauen. „Schwimmt immer an den Korallen entlang“, ruft er noch hinterher. Wir sind irritiert. Mantas brauchen wegen ihrer Größe tiefes Wasser und natürlich sehen wir keine. Diesem Hinweis begegnet er mit einem gleichgültigen Achselzucken.

Wir versuchen unser Glück mit einer Inselrundfahrt und starten mit Fahrer Frankie zu einer Tour auf der 130 Kilometer langen Ringstraße, die uns neben der Inselhauptstadt Kolonia und der Bundeshauptstadt der FSM Palikir auch zu einigen versteckt im Dschungel liegenden Wasserfällen bringen soll. Kaum sind wir in sein Auto eingestiegen, verkündet er jedoch: „Die Wasserfälle sind bis auf eine Ausnahme unerreichbar.“ Angeblich sind die Pfade zu den Kaskaden bis zur Unkenntlichkeit mit Dschungel zugewachsen. Nur der fünf Minuten von der Straße entfernte, breit über eine Felswand herabstürzende Kepirohi-Wasserfall ist zu Fuß zu erreichen.

Schrott liegt überall, ob an Wasser oder an Land
Glockenturm der ehemaligen katholischen Missionskirche in Kolonia, Mikronesien
Glockenturm der ehemaligen katholischen Missionskirche in Kolonia
Leben auf Pohnpei

Damit auch diese Tour nicht zum völligen Fiasko gerät, schafft es Frankie auf unser Drängen hin, uns zu einem Treffen mit den ehemaligen Staatsoberhäuptern Manny Mori (2007 bis 2015) und David Panuelo (2019 bis 2023) zu fahren. Während Mori uns gegenüber anfangs noch ein gewisses Misstrauen hegt und nachfragt, „ob wir Chinesen seien“, jedoch im Verlauf des anregenden Gesprächs immer lockerer wird, ist Panuelo sofort in Plauderlaune.

Wanderung auf den Sokeh Ridge

Auch Pohnpei blieb im Zweiten Weltkrieg von Kämpfen nicht verschont. Einige wenige zugängliche Überbleibsel aus jener Zeit sind die japanischen Geschütze auf dem Sokeh Ridge.

Trotz Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit nehmen wir den Weg auf den Bergkamm zu Fuß in Angriff. Seltsamerweise ist ausgerechnet diese Piste, an der niemand wohnt, vorbildlich mit Solarlampen ausgestattet, während es an den viel befahrenen Straßen und in den Orten auf Pohnpei fast keine Beleuchtung gibt. Außerdem befreien Arbeiter den Pfad während unseres Aufstieges von überhängenden Ästen, sodass wir auf halber Höhe eine schöne Aussicht über die Mangrove Bay bis hin zum Hafen und das äußere Riff haben. Nur die Überreste der japanischen Befestigungsanlagen liegen versteckt im Dschungel. Und so rutschen wir auf schlammigen Pfaden zu Bunkern und Artilleriegeschützen, die zerfressen von der hohen Luftfeuchtigkeit im dichten Grün vor sich hin rosten.

Aussicht über die Mangrove Bay bis hin zum Hafen und das äußere Riff
Sokeh Ridge auf Pohnpei, Mikronesien
Flugabwehrgeschütz auf dem Sokeh Ridge
Sokeh Ridge auf Pohnpei, Mikronesien
Geschütz auf dem Sokeh Ridge
Abreise mit Hindernissen

Wenig angetan von Pohnpei und froh über die bevorstehende Abreise, packen wir unsere Rucksäcke für den Aufbruch nach Kiribati.

Der Flug mit Nauru Airline, der uns via Majuro ans Ziel bringen soll, endet jedoch wegen seiner achtstündigen Verspätung auf Nauru, das wir gerade erst vor zwei Wochen verlassen haben.

„Welcome back!“, begrüßt uns der Beamte am Einreiseschalter und stempelt freundlich lächelnd den Pass ab. Wir können es kaum glauben: Für unsere zurückliegende Reise haben wir monatelang auf ein Visum gewartet und jetzt reisen wir ohne gültige Erlaubnis problemlos ein.

Für den unverhofften Zusatztag verabreden wir uns mit Cappy, einer überaus hilfsbereiten Nauruerin, die wir beim letzten Aufenthalt kennengelernt haben, lassen uns von ihr noch einige unbekannte Ecken der Insel zeigen und fliegen in der darauffolgenden Nacht weiter nach Kiribati.

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