Vanuatu

 „Unser Land für immer.“
(Bedeutung des Namens Vanuatu)

Reisejahr 2024

Südkorea Neuseeland

Inseln: Efate – Tanna – Espiritu Santo – Efate

Fidschi TuvaluSalomonenAustralien

Aufgrund eines gestrichenen Fluges von Neuseeland nach Port Vila landen wir erst einen Tag später als geplant auf Vanuatus Hauptinsel Efate und fliegen gleich am nächsten Morgen weiter auf die Insel Tanna.

Insel Tanna

Tanna ist vor allem für den Mount Yasur bekannt, ein seit über 800 Jahren mehrmals pro Stunde ausbrechender Vulkan, der Teil des Pazifischen Feuerrings ist und als „Leuchtturm des Pazifiks“ bezeichnet wird. Sein weithin sichtbares rotes Leuchten soll 1774 den britischen Seefahrer James Cook auf die Insel geführt haben.

Uns hat die Möglichkeit der Besteigung des Vulkans auf das Eiland gelockt. Um ihm so nah wie möglich zu sein, haben wir eine Unterkunft in einem Baumhaus am Fuße des feuerspeienden Berges organisiert.

Als wir landen, ist gerade Markttag in Lenakel, dem Hauptort der Insel. Die Einheimischen nennen ihre „City“ Black Man Town, da es bisher im Gegensatz zum chinesisch dominierten Port Vila so gut wie keinen derartigen Einfluss gibt.

Philipp, der Gastgeber, lässt uns erst einmal mit seinem Neffen auf dem Markt stehen. „Ich muss nur tanken und ein paar Lebensmittel besorgen“, sagt er und verschwindet. Zwar ist er nach einer Stunde zurück, aber noch immer geht es nicht weiter. Zunächst wird der Pick-up mit Männern, Frauen und ihren Einkäufen beladen. „Die Leute haben keine Möglichkeit, um vom Markt in die Dörfer zu kommen“, gibt er sich sozial. Dabei stehen genug Autos bereit, die auf Kundschaft warten. Wir werden misstrauisch.

Die Bedenken verstärken sich während der Fahrt in Philipps Dorf. Das Auto ist nicht betankt, Obst, Gemüse und frisches Brot kauft er unterwegs bei Straßenhändlern.

Die Fahrt zieht sich, bis endlich eine ausgedehnte, weitgehend unbewachsene und mit tiefen Gräben durchzogene Ascheebene auftaucht. Laut grummelnd und graue Wolken in den Himmel pustend, steht der Mount Yasur vor uns.

Straßenhändler auf Tanna
Straßenhändler verkaufen alles, was im Garten angebaut wird
Mount Yasur auf Vanuatu
Laut grummelnd und graue Wolken in den Himmel pustend, steht der Mount Yasur vor uns.

Während diese Seite des Vulkans einem riesigen Ascheberg gleicht, sind die anderen Flanken des Mount Yasur mit dichtem Wald bewachsen und bewohnt. In einem der Dörfer befindet sich auf einem Banyanbaum unsere Unterkunft. Die Bäume können bis zu 30 Meter hoch werden. Aus ihren Ästen wachsen Luftwurzeln, die sich im Boden verankern und neue Stämme bilden. Mit der Zeit ähnelt der Baum einem undurchdringlichen Dickicht.

Eine marode Holztreppe führt in die dichte Blätterkrone des Baumes, in der das Baumhaus nur schwer zu erkennen ist. Das Zimmerchen ist äußerst schlicht, das Moskitonetz zerlöchert, die Vorhänge vor den offenen Fensterluken zerschlissen. Zwar scheinen Handtücher und Bettwäsche sauber zu sein, aber was sich alles in und unter dem Bett tummelt, wollen wir lieber nicht wissen.

Baumhaus in der Blätterkrone des Banyambaumes aus Tanna, Vanuatu
Baumhaus in der Blätterkrone des Banyambaumes
Die zum „Restaurant“ geadelten Bretterbude
Die zum „Restaurant“ geadelte Bretterbude
Hütte im Dorf in Vanuatu
Hütte im Dorf

Mit Philipp hatten wir vorab vereinbart, dass er noch für den heutigen Abend eine Gipfeltour organisiert. Angeblich braucht es dafür ein Auto und einen Fahrer, der Gäste über eine Piste zum Parkplatz unterhalb des Kraterrandes bringt. Als wir ihn darauf ansprechen, druckst er herum: „Die Schwester des Fahrers ist plötzlich gestorben und er musste deshalb nach Port Vila reisen.“ Dann verschwindet er in der Kirche und wir finden uns in einer zum „Restaurant“ geadelten Bretterbude an einem wackligen Tisch wieder. Dort serviert uns seine Frau einen Klumpen Reis mit einem Omelett.

Wenigstens entschädigt uns der Vulkan für den Fehlgriff und spuckt glühende Gesteinsbrocken weithin sichtbar in den schwarzen Nachthimmel.

Der nächste Tag

Nachts setzt Starkregen ein. Überall tropft Wasser in das Baumhaus. Wenn wir nicht unbedingt auf den Vulkan wollten, würden wir sofort abreisen. Zum Frühstück (gebratene Bananenscheiben) taucht Philipp auf: „Für heute Abend habe ich einen Transfer zum Vulkan organisiert.“ Uns ist nicht ganz klar, warum wir überhaupt ein Auto brauchen und fragen nach, ob man nicht hochlaufen könnte. „Ja, das dauert 45 Minuten“, ist die Antwort.

„Kommt doch heute Mittag in die Kirche“, schlägt Philipp vor. „Gottesdienst ist von 9-12 Uhr und später am Nachmittag noch einmal für drei Stunden.“ Damit wir etwas zu tun haben, folgen wir seiner Einladung, bummeln jedoch vorher noch durch das Dorf, das hauptsächlich aus Laubhütten besteht. Nur wenige Unterkünfte sind aus Blech oder Holz gebaut.  

Auch die Kirche ist ein Holzbau, deren Eingang einem Scheunentor ähnelt. Als Glocke dient eine geborstene Gasflasche. „Früher haben wir eine komplette Gasflasche genutzt, bis sie während des Geläuts in die Luft geflogen ist, weil sie nicht leer war“, erfahren wir von einem der Betenden.

Wohnhaus auf Tanna
Wohnhaus
Hütte, die vor Zyklonen schützen soll auf Vanuatu
Hütte, die vor Zyklonen schützen soll
Kirche auf Tanna
Kirche

Am Nachmittag setzt wieder heftiger Dauerregen ein und die Tour auf den Vulkan wird abgesagt. „Vielleicht klappt es zum Sonnenaufgang“, vertröstet uns Philipp. Wir trauen ihm nicht über den Weg und insistieren darauf, dass wir, sobald der Regen aufhört, auf den Yasur laufen werden. Nach unserer Erfahrung regnet es sechs bis acht Stunden am Stück und dann tritt für drei bis vier Stunden eine Regenpause ein. Wenn es so bleibt, könnte es noch mit dem Aufstieg vor Sonnenaufgang klappen.

Außerdem erinnern wir ihn daran, dass er uns auf der Herfahrt ein Hühnchen zum Abendessen versprochen hatte. „Das habe ich fast vergessen. Ich werde eines fangen.“ Eine Stunde später steht Philipp vor uns: „Ein Verwandter meiner Frau ist gestorben“ und verschwindet. Fragend blicken wir uns an. Soll das heißen, dass es heute nichts zu essen gibt?

Kurz darauf taucht er wieder auf: „Ich war im Busch und habe das Huhn nicht gefunden, dann habe ich die Hunde zum Jagen geholt, aber die wollen nicht, nun ist ein Auto da und wir versuchen das Huhn zu fangen.“

Wir sind genervt. Philipp kommt zurück: „Meine Tochter ist krank und ich muss zu ihr gehen.“ Daraufhin haken wir das Abendessen als erledigt ab und beschließen, am nächsten Tag abzureisen. Unser Frust ist überdeutlich. Das merkt auch Philipp und auf einmal serviert er ein gekochtes Huhn. Oder besser gesagt: Für uns gibt es neben dem Reisklumpen jeweils einen Flügel, den Rest vom Federvieh lässt sich unser Gastgeber munden.

Immerhin können wir ihm noch abringen, zu 3 Uhr den Wecker für die Besteigung des Yasur zu stellen und einen Fahrer für die Rückfahrt nach Lenakel in eine Unterkunft mit gutem Essen sowie trockenen, sauberen Betten zu organisieren.

Vulkan Yasur und der Stamm der Yakel

Pünktlich um 3 Uhr hat der Regen aufgehört, der Yasur grummelt, ein roter Feuerschein liegt über dem Berg. Mit einem Guide machen wir uns auf den Weg. Höllenlärm und Schwefelgeruch durchdringen die Nacht, als wir den Kraterrand erreichen. Der Wind weht eisig. Immerhin haben wir etwas Glück. Für 15 Minuten blicken wir auf die Eruptionen tief unter uns, dann verdecken Aschewolken die Sicht. Wir kehren um, frühstücken und warten auf den Cousin, der uns nach Lenakel bringen soll.

Höllenlärm, Schwefelgeruch und Eruptionen auf dem Mount Yasur, Vanuatu
Höllenlärm, Schwefelgeruch und Eruptionen
Höllenlärm, Schwefelgeruch und Eruptionen auf dem Mount Yasur, Vanuatu
Höllenlärm, Schwefelgeruch und Eruptionen
Höllenlärm, Schwefelgeruch und Eruptionen auf dem Mount Yasur, Vanuatu
Höllenlärm, Schwefelgeruch und Eruptionen

Bis dieser auftaucht, verhandeln wir mit Philipp über den Preis für das Abendessen. Umgerechnet 15 Euro verlangt er für jede einzelne Mahlzeit. Außerdem kostet die Besteigung des Vulkans stolze 65 Euro pro Person. Das Essen können wir auf einen akzeptablen Preis herunterhandeln, das Eintrittsgeld geht jedoch an einen privaten Anbieter, der das Land gepachtet hat.

Endlich kommt der Fahrer. Die Piste über das Aschefeld ist durch den heftigen Regen nicht mehr benutzbar und wir schlagen den Weg zu Küste ein. Es geht nur langsam voran. Abbrüche und tiefe Löcher haben die Fahrspur schwer passierbar werden lassen.

An einem Dorf der Yakel legen wir eine Pause ein. Die Yakel lebten vor 100 Jahren noch als Kannibalen. Heute bauen sie im Garten Gemüse an und jagen Wildschweine. Erhalten haben sie sich ihre traditionelle Kultur, die frei von westlichen Einflüssen ist. Im Dorf gibt es weder Strom noch Wasser; vor einfachen Laubhütten grasen ein paar Schweine; die Männer tragen nur einen aus getrocknetem Pampasgras hergestellten Penisköcher, die Frauen einen aus Kokosfasern bestehenden Rock.

Dorf der Yakel auf Tanna, Vanuatu
Dorf der Yakel
Die Frauen tragen Kleidung aus Kokosfasern
Die Frauen tragen Kleidung aus Kokosfasern
Männer einen aus getrocknetem Pampasgras hergestellten Penisköcher
Männer einen aus getrocknetem Pampasgras hergestellten Penisköcher
Weiterflug auf die Insel Espiritu Santo

Nach einer erholsamen Nacht in einem sauberen Zimmer und einer Dusche geht es weiter auf die größte Insel Vanuatus, Espiritu Santo. Am Flughafen werden wir von unserem Gastgeber Daniel abgeholt. Als wir in seinen Minibus einsteigen, befallen uns Zweifel an der Auswahl der Unterkunft. Die Sitze sind aufgerissen, die Autotür besteht hauptsächlich aus Klebeband, Kabel hängen heraus.

Unterwegs fragt Daniel: „Habt ihr schon einmal Kava getrunken?“ Als wir verneinen, lädt er uns in eine Kava-Bar ein. Dort schöpft ein älterer Mann eine aus der Kava-Pflanze und Wasser hergestellte schlammig-graue Flüssigkeit aus einem Tiegel in eine Schale, die auf ex getrunken werden soll. Das Getränk schmeckt bitter; die Zunge wird pelzig.

Diesmal haben wir mit der Zimmerauswahl jedoch mehr Glück. Am Ufer des Pazifiks stehen drei einfache, saubere Bungalows. “Wenn ihr etwas essen wollt, könnt ihr in die Strandbar gehen. Sie ist nur ein paar Schritte entfernt und bietet lokale Küche an“, erfahren wir von Daniel.

Blue Holes und Santos Vergangenheit

Santo ist für seine natürlich entstandenen Blue Holes bekannt. Diese werden aus frischen Unterwasserquellen gebildet, die durch Kalkstein emporsteigen. Ihr Wasser hat eine strahlend blaue Farbe, da es tief liegt, kristallklar ist und Mineralien enthält. Das größte der fünf öffentlich zugänglichen Blue Holes ist Nanda. Hölzerne Plattformen, eine Bar und Umkleideräume umgeben das wunderschön schimmernde blaue Wasser. Fische tummeln sich über Kalksteinformationen im glasklaren Nass, das zu einem erfrischenden Bad einlädt.

Riri, ein weiteres Blue Hole, ist indes nur nach einer Fahrt in einem Auslegerkanu zu erreichen. Ein junger Mann wartet am Ufer des Riri-Flusses auf Kundschaft. Lautlos gleitet sein Boot über das glasklare Wasser des Flusses, der sich entlang mächtiger Bäume durch das Dickicht windet und im blau und türkis schimmernden Wasser des Blue Holes endet. Lange schwimmen wir im angenehm kühlen Nass und genießen die Stille, bis es Zeit ist, zu unserem nächsten Ziel, dem „Million Dollar Point“ aufzubrechen.

Blue Hole Nanda auf Espiritu Santo, Vanuatu
Blue Hole Nanda
Der Riri-Fluss windet sich  entlang mächtiger Bäume
Der Riri-Fluss windet sich entlang mächtiger Bäume
Blue Hole Riri
Blue Hole Riri

Während des Zweiten Weltkrieges war die Insel Schauplatz von Militäroperationen zwischen den USA und Japan. Nach Kriegsende warfen die Amerikaner, um die Kosten für den Rücktransport zu sparen, militärische Ausrüstung im Wert von mehreren Millionen Dollar vor Santo ins Meer. Heute hat sich daraus ein Schnorchel- und Tauchplatz mit dem Namen „Million Dollar Point“ entwickelt.

Nur wenige Meter vom Strand entfernt ragt ein verrostetes Stück Stahl aus dem Wasser. Es ist gerade Ebbe und die Überbleibsel liegen nicht so tief im Ozean. Viel ist jedoch nicht mehr von dem auseinandergefallenen Schrott zu erkennen. Dafür siedeln von bunten Fischen umschwärmte Korallen und blaue Seesterne auf Lafetten, Panzerketten und Kanonen.

Ein blauer Seestern siedelt auf dem Schrott
Korallen wachsen auf Kanonen
Lafetten und Panzerketten
Regen und der Champagner Beach

Ein verregneter Tag liegt vor uns. Unweit vom Quartier befindet sich der Champagner Beach. Laut vanuatuischer Werbung ist er „einer der schönsten Strände der Welt“. Natürlich ist er kostenpflichtig und besteht aus einer Bucht mit klarem Wasser, in dem auch Altreifen versenkt liegen. Der Strand ist so gewöhnlich, dass wir sofort wieder umkehren und wegen des Dauerregens im Bungalow bleiben.

Abreise nach Efate

Am Morgen geht es für eine Nacht zurück nach Port Vila. Da wir schon am Vormittag landen, unternehmen wir noch eine vierstündige Inseltour mit den Zielen Rarru-Wasserfall, Blaue Lagune und Unterwasserbriefkasten.

Am Rarru-Wasserfall nehmen wir jedoch nur ein kurzes Bad; der Blauen Lagune, ein künstlich angelegtes „Schwimmbad“, das an einen Vergnügungsplatz erinnert, kehren wir sofort wieder den Rücken, woraufhin wir sogar das Eintrittsgeld erstattet bekommen und beenden die Tour im Meeresschutzgebiet Hideaway Island.

Dort befindet sich in drei Metern Tiefe ein offizielles Postamt, das auch für Schnorchler erreichbar ist. Während der Öffnungszeiten entwertet tauchendes Postpersonal im Unterwasserpostamt die vorher auf der Insel erworbenen wasserdichten Postkarten. Als wir ankommen, ist es jedoch bereits geschlossen und wir werfen die Karten in den neben dem Postamt stehenden Unterwasserbriefkasten ein.   

Rarru-Wasserfall
Rarru-Wasserfall
Unterwasserbriefkasten und Postamt, Vanuatu
Unterwasserbriefkasten und Postamt

Mit diesem originellen Highlight beenden wir den Vanuatu-Trip und reisen am nächsten Tag nach Fidschi weiter.

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