Nepal

Wer die Last trägt, weiß wo sie drückt.
(Aus Nepal)

Reisejahr 2010

Tibet – Kathmandu – Chitwan Nationalpark – Kathmandu – Helambu Trek ((Sundarijaal – Chisopani – Kutumsang – Tharepati – Tarkeghyang – Sermathang (Ein Tag im Helambu) – Melamchi Pul)) – Kathmandu

Auf der nepalesischen Seite sind die Grenzformalitäten im Gegensatz zu denen in Tibet schnell erledigt. Um lange Wartezeiten auf eine Fahrmöglichkeit zu vermeiden, haben wir uns einen Fahrer organisiert. Er hält bereits nach uns Ausschau und los geht es immer weiter talabwärts nach Kathmandu.

Kathmandu: schmutzig und göttlich

In Kathmandu haben wir noch Zeit für ein paar Besichtigungen. Thamel – enge Gassen, touristisches Gedränge – verlassen wir sehr schnell wieder und bummeln zum autofreien Durbar Square mit seinen alten Pagoden, Tempeln und dem Palast der Könige.

Nepal-Kathmandu-Thamel
Thamel
Nepal-Kathmandu-Thamel
Thamel
Nepal-Kathmandu-Durbar-Square
Durbar Square vor dem Erdbeben 2015

Eine halbe Stunde zu Fuß vom Durbar Square entfernt befindet sich auf einem Hügel die Tempelanlage Swayambhunath. Unter den wachsamen Blicken von unzähligen nach Beute spähenden Affenaugen erklimmen wir die 365 Stufen zum Tempel.

Dort sind viele Gläubige unterwegs, Händler verkaufen nepalesisches Kunsthandwerk, Affen verlangen dreist Futter, der Blick über Kathmandu ist ausnahmsweise klar und weit.

Zurück im Hotel lernen wir unsere erste Nepallektion: Die Sonne ist bereits untergegangen und im Hotel gibt es kein Licht. Stromausfall. Wir tasten uns die Treppen hoch zu unserem Zimmer. Da wir die Gegebenheiten nicht kennen, ist das gar nicht so leicht. Die Taschenlampe wandert sofort in den Tagesrucksack.

Bhaktapur und Pashupatinath

Mit einem Taxi fahren wir in die alte Königsstadt Bhaktapur, bummeln durch die prächtige, mittelalterlich wirkende Stadt mit ihren engen Gassen, vielen Tempelanlagen, dem Königspalast mit seinem goldenen Tor, künstlichen Teichen, den wunderschön mit Holzreliefs verzierten Häusern und dem Nyatapola-Tempel, dem höchsten Tempel Nepals.

Bhaktapur-Nepal
Bhaktapur
Bhaktapur-Nepal
Bhaktapur
Pashupatinat-Nepal
Pashupatinat

Unweit von Bhaktapur befindet sich Pashupatinat. Obwohl der Ort nur 14 Kilometer entfernt liegt, sind wir knapp zwei Stunden unterwegs. Die Straßen sind sehr dicht befahren, mittendrin stehen völlig unberührt vom Verkehr Kühe auf der Fahrbahn.

Pashupatinath liegt am heiligen Fluss Bagmati und ist eine der wichtigsten Tempelstätten des Hinduismus. Der Fluss teilt die Anlage in zwei Bereiche. An einem Ufer liegen der Pashupatinath-Tempel und die Verbrennungsstätten: die Arya Ghats (Verbrennungsstätten der höheren Kasten) und die Surya Ghats (Verbrennungsstätten der niederen Kasten). Auf der anderen Uferseite befindet sich eine Tempelanlage. Zwischen den Schreinen, die zu Ehren verstorbener Persönlichkeiten errichtet wurden, liegen Sadhus (heilige Männer), die große Mengen Marihuana rauchen. Einige sind nackt, nur bemalt mit den Ascheresten der Einäscherungsstätten. Für ihren kargen Lebensunterhalt betteln sie.

Chitwan Nationalpark: im Dschungel Nepals

Fünf Autostunden von Kathmandu entfernt liegt der Chitwan Nationalpark. Fünf Stunden undurchdringlichen schwarzen Abgasnebel müssen wir aushalten, ehe das Naturparadies erreicht ist.

Kopfschmerzgeplagt kommen wir im Dschungel an. Bei einem Bummel durch die Dörfer und Reisfelder wird der Kopf jedoch schnell wieder klar. Überall werden wir mit einem freundlichen „Namaste“ begrüßt.

Schlagartig ändert sich das Wetter. Eben brannte noch die Sonne sengend heiß, jetzt regnet es so stark, dass wir vorerst im Zimmer festsitzen. Gegen Abend hört der Regen auf; wir wandern durch die Dörfer; die Stimmung ist wunderbar.

Chitwan-Nationalpark
Auf dem Elefanten durch den Chitwan Nationalpark
Fluss-Papti-Nepal
Fluss Papti
Nepal-Elephant-Breeding-Center
Im Elephant Breeding Center

In Chitwan ist das Elephant Breeding Center, in dem ausschließlich weibliche Elefanten und ihr Nachwuchs leben. Das wissen auch die Elefantenbullen. Einer versucht, auf das Gelände zu gelangen. Die Mitarbeiter verjagen ihn zwar, aber er dreht sich nur kurz um und kommt zurück. Letztendlich entscheidet die Belegschaft das Ringen für sich.

Auf dem Gelände der Lodge wartet bereits ein Arbeitselefant auf uns. Er reicht uns seinen Fuß, wir klettern auf den Rücken. Ohne Sitz und Festhaltemöglichkeit schaukeln wir zum Fluss. An der Uferböschung kommen wir auf dem Elefantenrücken ins Rutschen und können uns wegen der Schieflage kaum halten. Wir sind froh, als er im Wasser steht, langsam auf die Knie geht und uns vorsichtig seitwärts ins Wasser wirft. Mit glatt geschliffenen Steinen vom Boden des Flussbettes reiben wir seinen Rüssel und den Kopf ab. Dabei blicke ich ihm in die Augen, sehe seine roten Haare, die langen Wimpern und seinen sanften, friedlichen Blick. Als Dankeschön für die Rüsselmassage gibt es eine kräftige Dusche.

Bei den Tharu zu Gast

Wieder trocken, statten wir den ursprünglichen Bewohnern des Dschungels, den Tharu, einen Besuch ab. Gemeinsam mit einer Tharu-Familie wollen wir das Abendessen kochen.

Die Zutaten für das Mahl werden frisch im Dschungel gesucht. Wir stolpern mehr durch das hohe Gras, als das wir nützliche Pflanzen finden. Trotzdem kehren wir mit einem Strauß Gemüse in das Dorf zurück, bekommen einen Stein in die Hand gedrückt und zerreiben die Kräuter auf einem glatt geschliffenen Gesteinsbrocken zu Massala.

Bei den Tharu befindet sich die Küche in einer separaten Hütte. Ein Regal mit ein paar Blechtöpfen lehnt an der Wand, eine Kochstelle mit offenem Feuer befindet sich auf dem Boden. Die Tharu kochen mit Feuer und selbst hergestelltem Biogas, das in einem Steintrog von Hand aus Mist und Wasser gemischt wird.

Nachdem alle Zutaten im Topf sind, besichtigen wir das Dorf, während die Hausherrin das Menü fertigstellt.

Tharu-Dschungel-Nepal
Im Dorf
Krankenstation
Tharu-Dschungel-Nepal
Mitfahrer

Bei unserer Rückkehr werden wir bereits von unserer Gastgeberin mit dem Essen erwartet. Auf dem Boden der Küchenhütte liegen Matten. Schüsseln mit Dschungelkraut, Kartoffeln, Reis, Fleisch und Schnecken stehen davor.

Während wir essen füllt sich die Küche mit neugierig blickenden Frauen. Mit Händen und Füßen gestikulierend, fangen wir eine Unterhaltung an. Der Spaß daran ist auf allen Seiten groß.

Es dunkelt. Zum Schlafen beziehen wir in einem nahe gelegenen Dschungeltower ein Kämmerlein mit zwei schmalen Betten. Nachdem wir noch ein wenig den Geräuschen des Urwalds gelauscht und den Sternenhimmel über uns bewundert haben, sinken wir müde auf die Matratzen.

Zurück nach Kathmandu

Am Morgen tauschen wir die frische Dschungelluft wieder gegen den stickigen Dunst in Kathmandu. Knappe zehn Stunden benötigen wir für die Fahrt. Erdrutsche, die beide Spuren blockieren und erst geräumt werden müssen, lassen alle Fahrzeuge mehr stehen als rollen.

Trekking im Helambu

In Kathmandu unternehmen wir nichts mehr und packen nur noch unsere Sachen für den Helambu Trek zusammen. Mit Guide, Träger und in großer Hitze starten wir am nächsten Tag von Sundarjaal aus mit dem Trekking.

Tag 1: Sundarjaal – Chisopani

Schnell verschwinden wir in den Wolken. Die Wege werden rutschig. Ein 10-Jähriger läuft die fünf Stunden bis Chisopani mit uns. Seine Familienangehörigen sind froh, dass er nicht alleine unterwegs sein muss. Zwei jüngere, schwere Lasten schleppende Kinder und ihr Vater überholen uns. Während der Vater unbeirrt weiter geht, bleiben die Kinder in unserer Nähe. Wir sind eine willkommene Abwechslung auf dem Weg in ihr Dorf.

Unsere Lodge in Chisopani (2200 Meter) erreichen wir am Nachmittag. Wir bekommen ein Zimmer mit Blick auf den Annapurna. „Am Morgen könnt ihr ihn bestimmt sehen“, versichert der Gastgeber.

Die Lodge ist ein Treffpunkt für Träger und Guides, die die touristenarme Monsunzeit gemeinsam verbringen. Am Abend sitzen wir mit ihnen vor dem Fernseher und sehen uns einen Bollywoodfilm an.

Helambu-Trekking
Ein Mädchen macht eine Pause
Helambu-Trekking
Dorf im Helambu
Helambu-Trekking
Haus in den Bergen
Tag 2 : Chisopani – Kutumsang

Der Annapurna kommt auch am Morgen nicht aus der Wolkendecke heraus. Kaum haben wir ihn jedoch hinter uns gelassen, ragen schneebedeckte 8000er aus den Wolken.

Terrassenfelder und kleine Orte, in denen die Zeit stehen geblieben ist formen die Landschaft. In einem der Dörfer schließt sich uns ein Hund an. Die Wege führen steil bergan, selten bergab und nie geradeaus. Der Hund bleibt treu an unserer Seite. Erst kurz vor unserem Ziel Kutumsang kehrt er um. Acht Stunden Wanderung liegen hinter uns, als wir das Quartier mit warmer Dusche, gutem Essen und dicken Decken auf dem Bett erreichen.

Tag 3: Kutumsang – Tharepati

Die Sonne scheint durch die Wolken. Unsere Blicke gehen hinauf zu Bergspitzen, die sich über den Wolken erheben und hinab in tiefe dunkelgrüne Täler. Wasser läuft über die Wege; es ist rutschig.

Das Ziel, Tharepati, liegt auf 3510 Meter Höhe. Unser Tempo verlangsamt sich stetig, leichte Kopfschmerzen stellen sich ein. Wir sind heilfroh, als wir die Lodge erreichen. Dort beziehen wir ein einfaches, gemütliches Zimmer. Die Gastgeber heizen im Gemeinschaftsraum den Ofen und wir genießen die wohltuende Wärme.

Helambu-Trekking
Aussicht auf die schneebedeckten Berge
Helambu-Trekking
Stupa in den Bergen
Helambu-Trekking-Tharepati
Lodge in Tharepati

Die Nacht ist bitterkalt. Trotz dickem Schlafsack, Decken und Skiunterwäsche frieren wir mehr, als das wir schlafen. Und wie in jeder Nacht geht ein heftiger Monsunregen nieder.

Tag 4: Tharepati – Tarkeghyang

Zum Tourstart am Morgen ist der Regen vorbei. Auf den bergab führenden, glitschigen Pfaden rutsche ich mehrmals aus. Nach einigen Stunden steilem Abstieg geht es in den folgenden Stunden über Hängebrücken und durch Flüsse steil bergauf.

Tarkeghyang, das Tagesziel, befindet sich auf 2740 Meter Höhe. Diesmal fängt es bereits kurz vor dem Ziel an zu regnen. Frierend erreichen wir die Herberge. Mein Blick fällt auf eine Holztür mit der Aufschrift „really hot shower“. Was für eine Freude. Flugs wird das Gepäck abgelegt, um die heiße Dusche zu genießen. Ich drehe den Heißwasserhahn auf: Das Wasser ist kälter als die Umgebung.

Wenigstens befindet sich im Gemeinschaftsraum die Kochstelle. Ich setze mich dicht an das Feuer. Das Teewasser kocht bereits, Maiskörner liegen am Ofen und werden zu Popcorn.

Tag 5: Tarkeghyang – Sermathang

Der Tag ist der entspannteste Trekkingtag und der mit dem größten Dschungel-Trekking-Feeling.

Tag 6: Sermathang – Melamchi Pul

Die Pfade der letzten Etappe führen ausschließlich bergab. Goldfarben glänzt eine riesige Buddha Statue durch die Nebelwand. Wir gehen die Treppe, deren Ende im Dunst kaum zu erkennen ist, zu ihr hinauf.

Helambu-Trekking
Blick von der Buddha-Statue
Helambu-Trekking
durch Wasserkraft betriebene Gebetsmühlen
Helambu-Trekking
Stupa im Nebel

Eine durch Wasserkraft betriebene Gebetsmühle taucht aus dem Nebel auf. Sie ist mit einer dicken Moosschicht überzogen. Dahinter stehen ebenso bemooste Klosterruinen.

Immer tiefer ins Tal führt die Route, bis Wolken und Dschungel hinter uns liegen. Die Sonne brennt, ein gut begehbarer Weg durch Nadelwald liegt vor uns, das Trekkingziel Melamchi Pul kann nicht mehr weit sein.

Melamchi Pul ist ein größerer Ort, der im Schlamm versinkt. Obwohl wir froh sind, endlich am Ziel zu sein, vermissen wir schon kurz nach der Ankunft die kleinen Dörfer, durch die wir in den letzten Tagen gelaufen sind und die Abgeschiedenheit in den Bergen.

Ein letztes Mal nach Kathmandu

In aller Frühe stehen Auto und Fahrer vor unserem Hotel. Auf den ersten Kilometern der Straße nach Kathmandu passieren wir einen Erdrutsch nach dem anderen. Zum Teil werden die Stellen gerade erst geräumt. Millimetergenau manövriert der Fahrer das Auto an den vielen Lastkraftwagen vorbei. Erst kurz vor Kathmandu ist die Straße befestigt. Bis zur Stadtgrenze kommen wir gut durch, in die Innenstadt stehen wir uns dann hinein.

Viel Zeit bis zum Abflug haben wir nicht mehr. Sie reicht aber für einen Abstecher nach Thamel. Mit einem großen Stück Käsekuchen aus einer der deutschen Bäckereien in der Hand, geht es kurz darauf zum Flughafen.

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