Kuba

Wer viel in sich hat, braucht wenig von außen.
Jose Marti (Schriftsteller aus Kuba )

Reisejahr 2009

Havanna – Cayo LevisaVinales Trinidad Escambray GebirgeCamaguey Santa ClaraCayo Las Brujas

Kleine Wellen klatschen leise ans Ufer, eine kühle Meeresbrise weht über die Uferpromenade, Möwen ziehen ihre Bahnen am strahlend blauen Himmel. Havanna, dass wahrscheinlich größte Freilichtmuseum der Welt, empfängt uns mit herrlichem Sonnenschein.

Havanna: die schönste Stadt der Karibik

Auf dem Malecón (Uferstraße) haben wir unseren Spaß an alten US-Straßenkreuzern wie Cadillac, Studebaker und Oldsmobile. Von dort spazieren wir zum Capitol, welches seinem amerikanischen Vorbild sehr ähnlich sieht.

In der Straße steckende Schiffskanonen kennzeichnen verkehrsberuhigte Zonen, in denen es viele Cafés gibt. Wir legen eine Pause ein und bummeln anschließend erfrischt kreuz und quer durch die Altstadt weiter. Einige Häuser aus der Kolonialzeit sind restauriert, die meisten Gebäude sehen jedoch heruntergekommenen aus. Stuck verziert die abblätternden Fassaden; hier und da wächst ein Baum aus einem fast zusammenbrechenden, aber bewohnten Haus in den Himmel. Alte Leute sitzen vor den Eingangstüren und sehen dem bunten Treiben in den Straßen zu. 

Kuba-Havanna
Durch die Straßen von Havanna
Havanna-Capitol
Das Capitol
Kuba-Havanna
Die Straßen von Havanna

Im ehemaligen Präsidentenpalast befindet sich das Revolutionsmuseum, in dessen Garten die Motorjacht Granma steht: Fidel Castro (Staatsoberhaupt von 1959 bis 2008), Che Guevara und 80 weitere Rebellen landeten 1956 mit ihr in Kuba, um gegen die Diktatur von Fulgencio Batista zu kämpfen.

Über Land

Am nächsten Morgen mieten wir ein nagelneues Auto und fahren in die Provinz Pinar del Río. Dort liegt im Golf von Mexiko die Insel Cayo Levisa. Zu dem Eiland gibt es nur eine einzige Bootsverbindung am Tag von Palma Rubia aus.

Die Straßen nach Palma Rubia sind gar nicht so schlecht wie befürchtet. Es gibt nur keine Orts- und Hinweisschilder, sodass wir uns mehrmals verfahren. Die Kubaner sind sehr hilfsbereit, schicken einen jedoch gerne in die falsche Richtung, wenn sie den Weg selber nicht wissen. Letztendlich brauchen wir für die 146 Kilometer von Havanna bis zur Fähre viereinhalb Stunden.

Cayo Levisa: Hängematte und Cocktail

Viel zu spät erreichen wir den Fähranleger. Da wir uns jedoch auf der Insel eingemietet haben, liegt das Schiff noch wartend am Ufer. Eine halbe Stunde später legt es an einem Steg, der durch einen dichten Mangrovenwald führt, an. Am Ende des Bohlenweges stehen ein paar Bungalows im weißen Sand, Hängematten baumeln zwischen Palmen, das angenehm warme Wasser lädt zum Baden ein.

Kuba-Cayo-Levisa
Cayo Levisa
Kuba-Cayo-Levisa
Steg durch den Mangrovenwald
Cayo-Levisa-Kuba
Sonnenuntergang vor dem Bungalow

Die Nacht ist stürmisch. Wind drückt den Sand durch alle Ritzen in unser Häuschen. Nun haben wir Strand im und vor dem Haus. Unsere Vorhaben hat der Wind ebenfalls durcheinandergewirbelt. Zum Schnorcheln ist es zu böig und die sportliche Alternative – ein Umrunden der Insel zu Fuß – ist wegen des Mangrovenwaldes nicht möglich. So liegen wir den ganzen Tag in der Hängematte, trinken Cocktails und gehen zwischendurch zum Aufwärmen ins Wasser.

Vinales: der beste Tabak der Welt

Nach drei Tagen in der Hängematte kehren wir nach Palma Rubia zurück, holen das Auto und fahren nach Viñales. Der Zustand der Straße verschlechtert sich stetig. Im Slalom umkurven wir die immer tiefer werdenden Schlaglöcher.

Viñales ist ein ländliches Dorf mit zwei Bars und viel Ruhe. Drei Kilometer außerhalb des Ortes finden wir ein Hotel, das direkt am Tal Valle de Viñales liegt. Am nächsten Tag erkunden wir auf dem Pferderücken die Gegend, reiten über Äcker, auf denen von Oktober bis März Tabak angebaut wird, und besuchen einen Farmer, der uns mit Hingabe viel Interessantes über den Tabakanbau erzählt.

Auf der Autobahn

Von Viñales reisen wir ins etwa 500 Kilometer entfernte Trinidad. Bis Pinar del Rio ist die Landstraße mit kleineren Schlaglöchern übersät. Ab Pinar del Rio wechseln wir auf eine sechsspurige Autobahn. Theoretisch könnten wir jetzt mit Tempo 100 durch die Landschaft brausen. Allerdings kommen uns Radfahrer und Pferdewagen auf der Mittelspur entgegen.

Hinter Havanna übersehen wir die richtige Ausfahrt und machen es kurzerhand wie die Kubaner. Zum Wenden geht es quer über den Mittelstreifen, dann eine Abfahrt hoch und schon sind wir auf der richtigen Spur.

Mit der Zeit wird das Fahren auf der Autobahn zu langweilig und wir wechseln auf die Landstraße. Was für eine Überraschung! Es gibt Ortsschilder und frisch asphaltierte Fahrbahnen.

Trinidad: Stadt des weißen Goldes

In Trinidad irren wir eine Weile durch das verzweigte Einbahnstraßensystem auf der Suche nach unserem Quartier. Polizisten, die wir fragen, verstehen uns nicht und die Kubaner, die uns Hilfe anbieten, wollen uns in ihre eigenen Häuser locken. Nach ein wenig umherirren finden wir unser Casa. Ein wunderschönes Haus mit einem herrlichen Innenhof und dem besten Mojito von Kuba.

Nach einem Begrüßungsmojito zieht es uns zur Karfreitagsprozession und am Abend zur Plaza Mayor, um das viel beschriebene kulturelle Leben zu genießen, das jedoch wegen des Feiertages ausfällt.

Trinidad war einst das Zuckerrohrzentrum der Insel. Die reichsten kubanischen Familien lebten hier und haben eine imposante Kolonialarchitektur hinterlassen. Um den kargen Lohn, der für die Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern bis heute gezahlt wird, aufzubessern, haben sich die Bewohner einiges einfallen lassen. Zimmer werden vermietet, Leckerbissen und Säfte durch die vergitterten Fenster der heimischen Küche heraus an Vorbeigehende verkauft, Ausritte in die Umgebung angeboten.

Wir haben uns entschlossen, eine Tour in das nahe gelegene Escambray-Gebirge zu unternehmen. Da die Wanderpfade dort nur schwer zu finden sein sollen, beschließen wir, uns mit Guide und in einem offenen Laster ins Gebirge bringen zu lassen.

Kuba-Trinidad
Trinidad
Trinidad-Kuba
Kirche ohne Glockenturm
Escambray-Gebirge-Kuba
Im Escambray-Gebirge

Stimmengemurmel weckt uns am nächsten Tag. Das wird der Fahrer des Lastwagens sein, der uns in das Escambray-Gebirge bringen soll. Vor der Tür stehen drei Männer und zeigen uns, dass wir ihnen folgen sollen. Das Auto wird sicherlich an einem zentralen Platz warten, denken wir.

Die Männer laufen mit uns zum Stadtrand. Die Häuser werden kleiner, einige leuchten frisch gestrichen in der Sonne; aus der befestigten Straße wird ein Feldweg mit tiefer werdenden Löchern, im Hintergrund sind die Ausläufer des Gebirges zu sehen. Am Ende der Stadt, in einer der Seitengassen, stehen Pferde auf dem Weg. Die Männer laufen auf sie zu, diskutieren mit dem Besitzer und mustern uns kurz. Schon halten wir ein paar Zügel in der Hand. Pferdestärke statt Motorstärke.

Im gemütlichen Schritt reiten wir über Weideland, vorbei an Feldern, ein Stück einen Schienenstrang entlang, immer weiter Richtung Gebirge. Die Sonne scheint, die Temperaturen steigen. Auf einem Hof legen wir eine Rast ein. Endlich Schatten. Der Farmer gewinnt auf seiner Presse für jeden von uns ein Glas voll Zuckerrohrsaft, gibt etwas Limonade dazu und fertig ist ein sehr süßes, kühlendes Getränk. Im Schatten eines Baumes sitzend, genießen wir die Pause. Plötzlich steht ein Eber, groß wie ein Kalb vor uns. Wir rühren uns nicht. Unerwartet fällt er vor unsere Füße und schläft ein. Vorsichtig schleichen wir davon.

Erfrischt reiten wir weiter. Der Weg wird zu einem schmalen Pfad, der sich den Berg hinauf schlängelt. Auf der einen Seite wird er von einer steilen Felswand begrenzt, auf der anderen gähnt ein Abgrund. Mein Pferd rutscht mit einer Hinterhand weg, mein Puls wird schneller. Gelassen läuft es weiter. Ich versuche, möglichst unverkrampft im Sattel zu sitzen.

Vor uns taucht der Dschungel auf. Wir sind im Topes de Collantes, ein Naturpark mit einer Vielzahl an endemischen Pflanzen- und Tierarten. An einem Baum, der an einem trockenen Flussbett steht, werden die Pferde angebunden. Von hier geht es nur noch zu Fuß weiter.

Frische Luft kühlt wohltuend die Haut. Scheinbar besitzerlose Vogelkäfige hängen in den Bäumen. Als sich eine Lichtung auftut, stehen wir vor dem wasserlosen El Rocio Wasserfall. Acht Monate ohne Regen haben ihn versiegen lassen. Im Wasserfallauffangbecken lässt es sich jedoch gut mit den Fischen schwimmen.

Im gemütlichen Gang geht es nach der erholsamen Pause zurück. Plötzlich prescht ein Pferd an meinem vorbei. Daraufhin stürmt es ebenfalls los. Nur nicht herunterfallen, denke ich. Mein Ross will jedoch die Poleposition zurückerobern. Abrupt stoppt das andere Pferd; meines auch. Ruhig laufen sie weiter. Wir sind jetzt in der zweiten Reihe.

Als wir nach sechs Stunden in Trinidad vom Pferd steigen, beschließe ich, für den Rest des Tages sämtliche Sitzgelegenheiten zu ignorieren.

Camagüey: Tinajones und verwinkelte Gassen

Am nächsten Vormittag verlassen wir Trinidad in Richtung Camagüey. Je weiter wir nach Osten kommen, desto unbarmherziger brennt die Sonne. Am Stadtrand von Camagüey fragt uns ein Junge auf einem Fahrrad, ob er uns den Weg zeigen soll. Die Stadt ist sehr verwinkelt und wir sind froh über das Angebot, haben jedoch viel Mühe, mit seinem Tempo mitzuhalten.

Unser Hotel ist ein im Zentrum gelegenes, wunderschönes Gebäude aus der Kolonialzeit. Kaum ist das Auto abgestellt, werden wir angesprochen und finden uns kurz darauf in einem Bici-Taxi, einer Fahrradrikscha wieder. Eine Stunde lang werden wir durch die Stadt geradelt. Am Ende folgt das böse Erwachen. Der Fahrer will 80 CUC (an den Kurs des US-Dollars gekoppelter konvertierbarer kubanischer Peso). Das ist ein Vielfaches des Normalpreises.

Camaguey-Platz-der-Arbeit
Platz der Arbeit
Camagey-Kuba
Bunte Häuser in den Straßen
Tinajones-in-Camaguey
Tinajones

Trotz der Hitze erlaufen wir uns am nächsten Tag die Stadt, bummeln durch das Labyrinth enger, schmaler Gassen, die an Plätzen mit Gotteshäusern oder im Nichts enden. Im alten Zentrum stehen Kolonialhäuser mit herrlichen Innenhöfen und liegen Tinajones – bis zu vier Meter im Umfang messende Tonkrüge, in denen früher Wasser für Zeiten der Dürre aufbewahrt wurde – in den Straßen. 

Santa Clara: der Mythos des kubanischen Nationalhelden Che Guevara lebt

Auf Landstraßen fahren wir weiter nach Santa Clara: Die Einnahme der strategisch wichtigen Stadt im Dezember 1958 von Truppen der Bewegung des 26. Juli – der von Fidel Castro angeführten Widerstandsbewegung – und des Directorio Revolucionario unter dem Kommando von Che Guevara verhalf der kubanischen Revolution zum entscheidenden Durchbruch. Einschusslöcher aus dieser Zeit sind noch in einem Hochhaus zu erkennen.

Die Popularität Che Guevaras ist in Santa Clara ungebrochen. Eine Pferdekutsche bringt uns zu seinem Mausoleum: Auf einer großen versiegelten Fläche steht die sechs Meter hohe Bronzestatue Che Guevaras. Das einer Höhle nachempfundene Mausoleum ist ein schmaler Raum mit persönlichen Gegenständen, Gewehren und Fotos. An der Wand und in Holz eingelassen, befinden sich die Porträts und Namen von 38 ebenfalls dort beigesetzten Kampfgefährten.

Cayo Las Brujas: Hexeninsel im Sabana Archipel

Wir starten zu unserem letzten Ziel, der Cayo Las Brujas (Hexeninsel). Sie gehört zu den kleinsten bewohnbaren Inseln des Sabana Archipels und ist über einen Damm zu erreichen. Ein Häuschen in den Mangroven mit herrlich weißem Karibikstrand und türkisfarbenem Wasser vor der Tür ist genau der richtige Ort, um den Urlaub ausklingen zu lassen.

Mangrovenmeer
Bucht auf der Cayo Las Brujas (Hexeninsel) auf Kuba
Bucht auf der Cayo Las Brujas
Statue einer Hexe auf der Cayo Las Brujas auf Kuba
Statue einer Hexe

Von der Insel aus starten wir mit einem Katamaran zum letzten Ausflug. Knapp sieben Stunden segeln wir durch die Karibik, greifen ab und an zu Tauchmaske und Schnorchel und sehen uns auf dem Grund liegende alte Schiffsgerippe an.

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