Ruanda/ DR Kongo

Über den letzten Grund der Weisheit denkt man im Alter nach.
(Sprichwort aus Ruanda)

Der, der zwei Dingen nachgeht, verpasst sie alle beide.
(Sprichwort aus der DR Kongo)

Reisejahr 2015

Ruanda: Kigali (Ntarama) – DR Kongo (Berggorillas und Virunga-Nationalpark) – Bukavu (Kiwusee) – Ruanda: Cyangugu – Huye – Uganda

Kigali um Mitternacht: Männer in schwarzen Anzügen und Lackschuhen stehen im Flughafengebäude. Zwei sprechen uns an: „Taxi?“ Wir sind überrascht. Alle Taxifahrer tragen Anzüge, ihre Autos sind in einem sehr guten Zustand.

Nach ein paar Stunden Schlaf starten wir in den Tag. Ziel ist die 30 Kilometer von Kigali entfernte Genozidgedenkstätte von Ntarama: 1994 wurden in nur 100 Tagen rund 800.000 Tutsi von Hutu-Angehörigen umgebracht.

Am Busbahnhof herrscht dichtes Gedränge. Natürlich haben wir sofort einen Helfer an unserer Seite und binnen kürzester Zeit halten wir Fahrkarten nach Ntarama in der Hand.

Zu meiner großen Überraschung sind die Matatus (Minibusse) pünktlich, sauber und nehmen nur so viele Personen mit, wie Plätze (einschließlich der Klappsitze) vorhanden sind.

Am Wegweiser nach Ntarama setzt uns der Busfahrer ab. Jugendliche warten dort mit Fahrradtaxis: Fahrräder mit bequemen, weichen Polstern auf den Gepäckträgern.

Ntarama

Die Kirche von Ntarama, in der sich die Gedenkstätte befindet, ist drei Kilometer entfernt und so werden wir über die holprige Piste geradelt.

Im April 1994 wurden in der Kirche mehr als 5000 Menschen erschlagen. In ihren Mauern sind die Durchbrüche, die die Angreifer mit Granaten hinein gesprengt hatten, zu sehen. Im Kirchenschiff liegen auf den sich knapp über den Boden hinziehenden Balken Särge mit den sterblichen Überresten von 500 Opfern in jedem Einzelnen. Zwei Särge stehen bereit, um weitere Opfer aufzunehmen. An den Wänden und auf Leinen, die quer durch den Raum gespannt sind, hängen die Kleidungsstücke der Getöteten. An der Stirnseite steht ein Regal, in dem Bein- und Armknochen sowie Schädel nach Todesart (Machete, Kugel, Speer, Spaten) sortiert liegen. Auch in den Nebengebäuden sind die Spuren des Massakers deutlich zu sehen: Ein riesiger Blutfleck klebt an der Steinwand der Sonntagsschule, in der Pfarrküche liegen die Reste verkohlter Matratzen.

Fahrradtaxis in Ruanda
Jugendliche warten mit Fahrradtaxis.
Ntarama in Ruanda
An den Wänden und auf Leinen, die quer durch den Raum gespannt sind, hängen die Kleidungsstücke der Getöteten.

Betroffen verlassen wir das Gelände und lassen uns zur Hauptstraße zurück radeln. Der erste Minibus der vorbeifährt ist voll besetzt. Zehn Minuten später folgt der Nächste. Wir haben Glück. Zwei Leute steigen aus und wir können einsteigen. Allerdings bleiben für uns nur die kaputten Klappsitze im Gang.

Mit dem Bus zur Grenze

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg in die DR Kongo. Am Busbahnhof ist der hilfreiche Typ von gestern sofort zur Stelle. Immerhin organisiert er uns Fahrkarten in die Grenzstadt Gisenyi und eine Doppelbank im Matatu.

Die von Maisfeldern, dünnen Bäumen und Lehmhäusern gesäumte Straße nach Gisenyi ist gut ausgebaut. Taxis warten am Busbahnhof der Stadt. Die Grenze zur DR Kongo ist nur zehn Autominuten entfernt. Ich schicke eine SMS an Sokrates, der uns – unsere Visa sind an der Grenze hinterlegt – abholen will. Er kommt von Goma auf die ruandische Seite herüber und gemeinsam laufen wir die wenigen Meter in die

DR Kongo

Dort werde ich als Erstes gefragt, ob ich französisch spreche: „Nein.“ Der Grenzer reagiert leicht pikiert: „Nur englisch?“

„Und deutsch“, antworte ich. Damit kann ich ihm zumindest ein Lächeln abringen.

Die Visa liegen bereit. Da die Technik gerade versagt, wird alles zur Einreise Nötige per Hand geschrieben; wir warten eine Weile, genießen den Blick auf den Kiwusee und wundern uns über das sehr ruhige und übersichtliche Treiben. „Es ist der VIP-Übergang“, erfahren wir von Sokrates.

Unweit der Grenze beziehen wir ein Zimmer bei der Caritas mit Blick über den Kiwusee und erkunden noch ein wenig die Gegend, in der es nur Hotels und die bewachten Häuser der Wohlhabenden gibt.

Gorillatrekking

Quer durch die Stadt fahren wir am nächsten Morgen auf der mit Löchern übersäten Nationalstraße 1, die von Goma nach Kinshasa führt, zum Gorillatrekking. Ein umgekippter Lkw liegt am Straßenrand und auch die Spuren vergangener Kämpfe sind allerorts zu sehen. Ein Denkmal erinnert an die gefallenen Belgier, die im Ersten Weltkrieg hier gegen die Deutschen kämpften, altes Kriegsgerät gammelt vor sich hin und dient Kindern als Spielplatz. Verstreut in der Landschaft stehen Zelte, in denen Soldaten leben. Die Posten lassen uns jedoch in Ruhe passieren.

Die Gegend um Goma ist äußerst fruchtbar. Lkw mit hoch aufgetürmter Ladung, auf der Mitfahrer sitzen und versuchen, nicht herunterzufallen, schaukeln an uns vorbei. Mit allem, was es zu transportieren gibt beladene Tshukudu kommen uns entgegen. Tshukudu sind aus Holz hergestellte Lastenroller mit gefedertem Lenker, Gummibereifung auf dem Holzrad und einem lang zwischen Vorder- und Hinterrad liegenden Brett. Meistens schwer beladen werden sie von ihrem Besitzer zum Ziel geschoben. In Goma ist dem Tshukudu ein Denkmal im größten Kreisverkehr der DR Kongo gewidmet.

Dorf an der Nationalstraße 1
Kinder spielen auf altem Kriegsgerät

In einem Dorf streifen wir über den Markt und essen ein paar gegrillte Fleischspieße, ehe wir zum Nationalpark weiterfahren. Dort werden wir bereits von Rangern erwartet, die uns das richtige Verhalten gegenüber den Gorillas erklären und Mundschutzmasken verteilen. Als alles erläutert ist, beginnt die Dschungel-Wanderung zu einer 25-köpfigen Gorillafamilie.

Kurz vor dem Ziel müssen wir stoppen. Zwei weitere Touristen haben sich angekündigt, und da eine Gorillafamilie nur einmal am Tag von einer kleinen Gruppe für eine Stunde besucht werden darf, stehen wir die nächsten drei Stunden mitten im Dschungel. Um die Wartezeit etwas bequemer zu gestalten, schlagen die Ranger mit Macheten schmale Bäume um und basteln daraus eine Bank.

400 Meter haben uns von der Gorillafamilie getrennt. Gelassen sitzt der Silberrücken im Gras und entlaust eine seiner Frauen. Eine Mutter mit ihrem Baby auf dem Rücken läuft direkt auf uns zu. Wir weichen schnell aus. Jugendliche balgen miteinander, schwingen an einer Liane hängend hin und her, bauen sich in einem Meter Entfernung vor uns auf und klopfen sich auf die Brust. Den Kopf auf die Hände gestützt und mit in die Ferne gerichtetem Philosophenblick, liegt ein Gorilla unbeweglich im Gras, während die Kleinen auf ihm herumtollen. Ein Gorilla zeigt sich als Gourmet, wischt sich den Hintern ab, begutachtet, was er in der Hand hält, sammelt ein paar Gräser raus und verspeist mit Genuss den Rest.

Silberrücken
Eine Mutter mit ihrem Baby auf dem Rücken läuft direkt auf uns zu.
in Gedanken
Der Philosoph

Im Handumdrehen ist die Besuchszeit beendet. Auf die Minute genau gehen wir zurück zum Auto, fahren nach Goma und verbringen den Nachmittag im Gästehaus.

Im Virunga-Nationalpark: Wandern auf den Nyiragongo

Am Morgen geht es auf zum Nyiragongo, einem 3470 Meter hohen Vulkan, in dem noch ein Lavasee brodelt. Diesmal zahlen wir auf dem Weg zum Nationalpark-Eingang an einer Straßensperre 5 USD.

Am Gate erfahren wir, dass wir uns einer Gruppe von zehn Leuten anschließen müssen. Unsere Begeisterung hält sich in Grenzen.

Die erste Stunde schlängelt sich der Pfad moderat ansteigend durch den Dschungel. Kaum liegt der Wald hinter uns, ziehen Nebelschwaden vorbei und der Boden wird steiniger. Es ist der Weg, den die Lava beim Ausbruch des Vulkans 2002 genommen hat. Obwohl die Eruption erst 13 Jahre her ist, umgibt uns viel Grün. Hier und da ragen kahle, verbrannte Bäume in den Himmel, ein von Lava überzogener Baum liegt am Wegesrand, aus einer tief gelegenen Höhle steigt Dampf auf.

Aufstieg zum Nyiragongo
Unterhalb des Kraterrandes stehen Schutzhütten, in denen Zelte für jeweils zwei Leute aufgebaut sind.

Über dem Vulkan hängen tiefe Wolken, die Luft ist kühl und der Wind wird beständig stärker. Je mehr wir uns dem Krater nähern, desto deutlicher ist das Brodeln der Lava im See zu hören, zu sehen ist wegen des Nebels nichts. Unterhalb des Kraterrandes stehen sieben Schutzhütten, in denen Zelte für jeweils zwei Leute aufgebaut sind. Drinnen liegen Matratzen und Schlafsäcke. Das Toilettenhäuschen klebt unterhalb der Hütten an einem steilen Hang und ist nur mithilfe eines Seils zu erreichen.

Das Toilettenhäuschen klebt unterhalb der Hütten an einem steilen Hang und ist nur mithilfe eines Seils zu erreichen.
Nur kurz leuchtet der Lavasee durch den Nebel.

Vor unserer Hütte brennt bereits ein Holzkohlefeuer, das Teewasser kocht. Während wir uns am Feuer wärmen, brutzeln und kochen Sokrates und der Koch Lamm, Spaghetti, Kohl und Bananen. Bis zum Abendessen schauen wir immer wieder über den Kraterrand. Jedoch lichtet sich der Nebel nur einmal, der Lavasee taucht schwach erkennbar auf und ist zwei Minuten später wieder verschwunden.

Auch am Morgen hängt dichter Nebel über dem Vulkan. Durchgefroren von der nächtlichen Kälte, wärmen wir uns mit einer Tasse heißen Tee auf, dann beginnt der Abstieg. An einem kaum leserlichen Schild mit einem im Wind wehenden ausgeblichenen Stofffetzen halten wir. „Hier steht beschrieben, was die Farbe der Fahne bedeutet. Die Skala reicht von Grün, das bedeutet, der Vulkan ist inaktiv, bis Rot, das heißt, die Häuser müssen sofort verlassen werden“, erläutert Sokrates. Die nur mit viel Fantasie zu erkennende Farbe des gerade wehenden Fetzens ist wohl gelb – der Vulkan ist aktiv, jedoch ruhig.

Ein Nachmittag in Goma

Am Nachmittag touren wir mit dem Auto durch die Straßen der Stadt. Die Spuren des letzten großen Ausbruchs des Nyiragongo 2002 sind nicht zu übersehen. Die Erde ist schwarz, die aus Brettern zusammengenagelte Hütten sind von aufgeschichtetem Lavagestein, das als Grundstücksgrenzen dient, umgeben.

Nachtrag: Im Mai 2021 brach der Vulkan erneut aus. Der Lavastrom kam am Stadtrand von Goma zum Stillstand.

Villenviertel von Goma
Gemüseverkauf vor einer neu gebauten Hütte

An einem Grillstand kaufen wir Fleischspieße und sorgen dabei für einen Massenauflauf; schlendern anschließend über den großen Markt und fahren zur zentralen Schlachterei – Hausschlachtung ist verboten, – die leider bereits geschlossen hat. In einen kleinen Laden, in dem fröhlich lachende Kongolesen sitzen, gehen wir hinein. Das einzige Produkt, das angeboten wird, ist ein lokales Bier. Mit Begeisterung wird es uns angepriesen: „Das Bier ist gut für die Haut, hilft gegen Müdigkeit, Rheuma und verhilft zu mehr Sex.“

Mit dem Schiff über den Kivusee

Der Wecker klingelt kurz nach 5 Uhr. Sokrates bringt uns zum Hafen, der in einer kleinen Felsenbucht liegt. Auf dem schmalen Ufer drängeln sich die Händler. Sokrates besorgt 1. Klasse Tickets für die Fähre nach Bukavu, die 50 USD plus 5 USD Bestechungsgeld kosten.

Das Schiff wirkt viel zu groß für den Liegeplatz. Breite Ledersessel und Sofas laden in der 1. Klasse zum Entspannen ein. Im Zwischendeck ist ein Restaurant, darunter befindet sich die 2. Klasse.

Auf dem Deck sitzen Soldaten. Einen fragen wir, ob er ein Foto von uns vor der am Bug wehenden Flagge machen könne. Freudig greift er zur Kamera. Sofort nimmt ihm ein Ranghöherer mit bissig dreinblickendem Gesicht den Fotoapparat ab und fotografiert selbst.

Anlegestelle in Goma
Leben am Kivu-See

Die vier Stunden Fahrt verbringen wir dösend auf dem Sofa, beobachten einen jungen Mann, der fortwährend vor sich hinmurmelnd im Buch „Gebete für alle Jahreszeiten“ liest oder sehen dem Treiben auf dem See zu.

Ankunft in Bukavu

Im Hafen von Bukavu wimmelt es von Fischerbooten. Beim Aussteigen werden die Tickets nochmals kontrolliert, ein paar Meter weiter die Pässe: „Tourist?“ „Ja.“ Die Minen der Beamten hellen sich auf, wir dürfen weitergehen. An den Taxis stehen angebliche Zöllner, um das Gepäck zu kontrollieren. Als sie uns entdecken, stürzen zwei von ihnen auf uns zu. Ganz offen fordern sie Bestechungsgeld ein. Schnell werfen wir die Rucksäcke in den Kofferraum eines Autos, steigen ein und lassen die beiden fluchend stehen.

Bukavu
Hafen von Bukavu

Bukavu ist eine Stadt mit engen, überfüllten Straßen, die sich die Hügel entlang ziehen. Es gibt nichts, was uns zu einem Stadtbummel reizen würde. Wir bleiben in unserem ruhigen Zimmer mit Blick auf den See.

Trommeln und Gesang klingen durch das geöffnete Fenster. Auf dem Nachbargrundstück findet in einem Haus ein Gottesdienst statt. Fein gekleidet geht die Jugend zur Messe. Als sie uns auf dem Balkon erblicken, verlangen sie Geld.

Den Tag beenden wir mit einem einfachen, sehr guten Essen in der Bar gegenüber vom Hotel. Beim Überqueren der Straße versucht ein junger Mann meinen Rucksack zu öffnen. Zum Glück klemmt der Reißverschluss.

Nach dem schmackhaften Abendessen plaudern wir noch über die vergangenen Tage im Kongo, über den Besuch bei der Gorillafamilie, den im Nebel versunkenen Lavasee im Krater des Nyiragongo, über die sehr moderaten Bestechungsgelder von 20 USD, die wir bisher gezahlt haben und wie viel sicherer als erwartet das Land ist.

Gegen 3.15 Uhr werden wir aus dem Schlaf gerissen. Das Bett wackelt heftig; ein leises Grummeln ist zu hören. Die Gedanken wirbeln durch den Kopf. Der Nyiragongo bricht aus: nein, wir sind nicht mehr in Goma. Das Gasgemisch aus Kohlendioxid und Methan, das in der Tiefe des Kivusees konzentriert ist, hat zu einem Gasausbruch geführt: aber dann wären wir schon vergiftet.

Schlagartig ist nur noch ein Gedanke da. Raus hier. Erdbeben.

Das Beben hört auf. Wir sind unentschlossen. Sicherheitshalber packen wir Geld, Pass und Kamera in die Tagesrucksäcke. Die Eingangstür zum Appartement bleibt entriegelt.

Kurz darauf bebt die Erde erneut: Sollten wir doch besser das Zimmer verlassen? Wir sehen aus dem Fenster. Die Leute kehren in ihre Häuser zurück und auch wir legen uns wieder hin. Nur ab und an schaukelt leicht das Bett.

Im Frühstücksfernsehen erfahren wir, dass die Beben die Stärke Magnitude 5.8 und 5.5 hatten, ein Haus eingestürzt ist und es auch Tote und Verletzte gab.

Zurück nach Ruanda

Ein Taxi bringt uns am Vormittag zur Grenze nach Ruanda, die eher an eine Straßensperre erinnert. Ein Polizist stoppt das Auto und fordert den Fahrer auf, umzukehren. Als er uns erblickt, steigt er jedoch ein, gibt mit einem Handzeichen zu verstehen, dass sein Kollege die Nagelsperre zur Seite ziehen soll und fährt mit uns, fröhlich das im Radio laufende Lied mitsingend, bis vor die Grenzbaracke.

Entspannt sind auch die Grenzbeamten. Wir füllen das Ausreiseformular aus, der Beamte fragt, wie es uns in der DRC gefallen hat; wir lachen und scherzen.

In Ruanda werden als Erstes die Rucksäcke kontrolliert und die Plastiktüten konfisziert: In Ruanda sind sie verboten. Eine Stunde nach Verlassen des Hotels in Bukavu sind wir in unserem Gästehaus am Kiwusee in Cyangugu angekommen.

Übernachten am Kiwusee

Am frühen Abend schlendern wir in den Ort. Ein Mann spricht uns an: „Ich bin Autor, Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller. Nehmt dieses Faltblatt und fördert mich.“ Seine Werbeblätter liegen säuberlich laminiert in einem Buch von Kim Il-sung. Wir winken ab und gehen essen.

In den folgenden zwei Tagen frönen wir dem Müßiggang. Unseren Plan, ein Ausflug in den Nyungwe Forest, lassen wir wegen der horrenden Preise fallen: Das schlichte Begehen eines Wanderweges soll 40 USD pro Person kosten. Dafür rundet eine Bootstour auf dem Kiwusee das Nichtstun ab.

Kivusee in Ruanda
Fischerboot auf dem Kivusee
Kivusee in Ruanda
Entspannen am Kivusee
Mit dem Matatu nach Huye

Unser Vorhaben, am Abend noch Fahrkarten für den Bus nach Huye zu kaufen, fällt ebenfalls der Bequemlichkeit zum Opfer. So starten wir am nächsten Tag auf gut Glück zum Busbahnhof. Eine Stunde warten wir in sengender Hitze auf die Abfahrt eines Matatu. Zu allem Überfluss hat ausgerechnet dieser Minibus Platzreservierungen, auf deren Einhaltung der Fahrer allergrößten Wert legt. Unsere Reservierung stellt sich als zwei, halb aus ihrer Verankerung gerissene Klappsitze heraus.

Die Straße nach Huye ist gut ausgebaut, reich an Serpentinen und der Fahrer offensichtlich einmal Formel-1-Pilot gewesen. Am Straßenrand liegen umgestürzte Lkw in den Kurven, Häftlinge in orangefarbenen oder rosa Overalls arbeiten auf Feldern und im Straßenbau. Neben mir sitzt eine Frau, die sich permanent übergibt, und ich versuche, auf dem Sitz das Gleichgewicht zu halten.

Huye

In Huye legen wir das Gepäck im Hotel ab und nehmen ein Taxi nach Murambie. Dort befindet sich in der ehemaligen Technischen Hochschule eine Genozid-Gedenkstätte: 65.000 Tutsi wurden 1994 auf dem Hochschulgelände von Hutu-Milizen getötet. In den Klassenräumen liegen auf einfachen Holztischen Hunderte mumifizierter Leichen: Kinder, Erwachsene, Mütter mit ihren Kindern. Massengräber verteilen sich auf dem gesamten Gelände. Schweigend verlassen wir den Ort.

Der Fahrer hat gewartet. Wir lassen uns am Busbahnhof in Huye absetzen. Diesmal will ich mir rechtzeitig eine Fahrkarte für den nächsten Tag – eine Fahrt zur Grenze nach Uganda – kaufen. Marc hat die Nase voll vom Fahren mit dem Matatu und organisiert sich ein Taxi.

Ein beliebtes Verkehrsmittel, welches wir bisher noch nicht genutzt haben, sind Mopeds. In breiter Reihe stehen sie am Busbahnhof. Die Fahrer halten uns Helme entgegen. Einer handelt; setzt mir vorsichtig den Helm auf und damit ist klar auf wessen Maschine ich mitfahren werde.

Überlandfahrt nach Uganda

Das am Vorabend bestellte Taxi zum Busbahnhof kommt nicht. Dafür hält ein Moped an, der Fahrer legt meinen Tagesrucksack auf den Tank, der Rücksitz ist lang genug für den großen Rucksack und mich. Am Busbahnhof sind sofort Helfer zur Stelle: „Brauchst du ein Ticket?“ „Mit welcher Linie fährst du?“

Ich gehöre zu den Ersten, die in das Gefährt einsteigen und kann mir einen Einzelsitz sichern. Der Fahrer legt eine CD mit afrikanischer Musik ein, die Stimmung ist entspannt.

In Kigali muss ich umsteigen. Ticket kaufen, einsteigen in das Matatu, das zur Grenze nach Uganda fährt und abfahren beanspruchen gerade einmal zehn Minuten. Zu wenig Zeit, um noch zu frühstücken.

Am Grenzübergang endet die Reise. Marc kommt 45 Minuten später und wir laufen nach Uganda.

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