Iran

Jede dunkle Nacht hat ein helles Ende.
(Aus dem Iran)

Reisejahr 2014

Türkei (Ostanatolien)

Tabris Kandovan Hamadan Khorramabad Isfahan (Nomaden Abyaneh Kaschan) Schiras Yazd – Teheran – Elburs-GebirgeTeheranMaschhad Teheran Zugfahrt nach Sari Ebrahimsara (Fuman, Masuleh)

Türkei (Ostanatolien)

Der Grenzübergang zwischen Ostanatolien und dem Iran sieht von Weitem wie eine Mautstation aus. Ein Mitreisender aus dem Bus zeigt auf eine Baracke mit dem Schild Supermarkt: „Die Ausreiseschalter sind dort drüben.“

Die Ausreise geht zügig und als ich die Grenze zum Iran überschreite, binde ich mir einen Schal um den Kopf und ziehe den Mantel über.

Am Einreiseschalter auf der iranischen Seite unterhalten sich zwei junge Männer auf englisch. „Ihr wollt nach Tabriz?“, frage ich die beiden. Die zwei, ein Iraner und ein Afghane nicken: „Willst du mit uns kommen?“ Ich sage „Ja“ und nachdem ich völlig unkompliziert meinen Einreisestempel erhalten habe, reisen wir zu dritt weiter.

Auf iranischer Seite warten bereits die Geldwechsler. Ihre Wunschreihenfolge für Fremdwährungen ist Lira, Dollar, Euro. Während ich etwas Geld zu einem viel zu schlechten Kurs tausche, sind meine Begleiter bereits auf der Suche nach einem Auto.

Ein Taxi bringt uns nach Bazargan. Dort beginnt die Suche nach einer weiteren Fahrgelegenheit nach Maku. Die Verhandlungen um den Fahrpreis werden sehr heftig geführt und es dauert, bis ein Taxifahrer gefunden ist, der uns zu einem akzeptablen Preis nach Maku bringt. Dort müssen wir zwei Stunden auf den Bus nach Tabriz warten. Als ich eine Fahrkarte kaufen will, wehrt der Iraner ab: „Du bist Gast in meinem Land.“

Tabriz

Tabriz ist die drittgrößte Stadt im Iran. Nach den Tagen in Ostanatolien ist sie eine unverhoffte Überraschung. Niemand trägt einen Tschador, die Straßen sind auch zur Gebetszeit bevölkert und die Muezzins schweigen.

In den Bergen bei Tabriz

Für den kommenden Tag habe ich mir einen Ausflug in Richtung Norden organisiert. Die Tour beginnt mit der Fahrt zur Burg Babak, einer Festungsruine, die auf einer Bergspitze steht. Für den Aufstieg sind zwei und für den Abstieg ist eine Stunde eingeplant.

Wegen der Hitze und den steilen Ziegenpfaden, über die sich der Wanderweg schlängelt, bin ich jedoch erst nach mehr als vier Stunden zurück am Auto. „Du wolltest noch zum Kloster Sankt Stephanos“, begrüßt mich der bereits ungeduldig wartende Fahrer.

Quer über drei Spuren rast er die Straße am Fluss Aras, der die Grenze zu Aserbaidschan darstellt, entlang. Als Polizei auftaucht, zeigt mir der Fahrer, dass ich das Kopftuch umbinden soll. Als wir an der Polizeistation vorbeigerauscht sind, sagt er nur „finish“ und das Tuch liegt wieder auf den Schultern.

Rechtzeitig bevor es schließt, erreichen wir das armenisch-apostolische Kloster Sankt Stephanos. Es steht idyllisch in einer tiefen Schlucht in der Nähe des Flusses Aras. Innenhöfe und Türme, Kirche und Kapelle fügen sich farblich perfekt in die sie umgebende grandiose Bergkulisse ein.

Grenzfluss Aras
Babak Castle
Kloster Sankt Stephanos
Abstecher nach Kandovan

Vor der Weiterfahrt nach Hamadan mache ich einen Abstecher in das Höhlendorf Kandovan. Es ist früh am Morgen und die Souvenirläden sind noch geschlossen, sodass ich ungestört von Touristenströmen über die steilen Treppen und Wege durch das Dorf bummeln kann.

Kandovan-Iran
Höhlendorf Kandovan
Hoehlendorf-Kandovan-Iran
Höhlendorf Kandovan
Hoehlendorf-Kandovan-Iran
Höhlendorf Kandovan
Mit dem Bus reisen braucht Übung

Für die Fahrt nach Hamadan wird mir geraten, mit dem Bus nach Zanjan zu fahren, um dort nach Hamadan umzusteigen.

Obwohl die Fenster geöffnet sind, ist es stickig im Bus. Die Außentemperaturanzeige steigt kontinuierlich. Bei 39 Grad Celsius werde ich an einer Mautstation abgesetzt. Meine erste Lektion in Sachen Busreise im Iran: Busse fahren nur an den Endstationen den Busbahnhof an. Zwischendurch halten sie an den Mautstationen außerhalb der Ortschaften. Dort steigt man um oder fährt mit einem der vor Ort wartenden Taxis an sein Ziel.

Ich nehme ein Auto, um mich zum Busbahnhof bringen zu lassen. „In welches Hotel möchtest du?“, fragt der Fahrer immer wieder. Erst als ich auf Türkisch, welches dem im Iran gesprochenen Farsi ähnlich sein soll, Busbahnhof sage, versteht er mich.

Von der Haltestelle fährt jedoch kein Bus nach Hamadan. „Fahr bis Korestan und steige dort um“, rät ein älterer Herr. Sicherheitshalber wird bei einem Busfahrer nachgefragt. Der wiederum schüttelt den Kopf: „Fahr in Richtung Teheran bis Qazvin und wechsle dort den Bus.“

Ich folge dem Ratschlag des Busfahrers. Er setzt mich in Qazvin ab und zeigt auf die andere Straßenseite: „Von dort fährt der Bus nach Hamadan.“

Sechs viel befahrene Fahrspuren liegen dazwischen. An jeder Mautstation steht als Mahnmal ein Auto mit Totalschaden: Iran hat weltweit die meisten Verkehrstoten. Ich erreiche lebend die andere Straßenseite.

Drei Stunden dauert es, bis endlich ein Bus, der in der Nähe von Hamadan hält, kommt.

Mittlerweile ist es dunkel geworden. Während einer Imbisspause spricht mich ein junger Mann an: „Woher kommst du? Wohin fährst du? Hast du keine Angst, alleine zu reisen? Warum fliegst du nicht lieber? Die Straßen sind gefährlich. Wir werden erst mitten in der Nacht ankommen.“

Wir reden eine Weile. Er ist Ingenieur und verdient gut, jedoch zu wenig, um in das Ausland zu gehen. „An der Spitze im Iran stehen Leute ohne Bildung, deshalb geht es uns nicht gut.“

Als ich ihm seine Frage beantworte, wie lange man in Deutschland arbeiten muss, um Rente zu bekommen, antwortet er: „Dann ist man im Iran schon gestorben. Wir müssen bei leichter Tätigkeit 25 Jahre arbeiten, bei schwerer Arbeit 20 Jahre. Dann erhalten wir 70 Prozent Rente.“

Hamadan: Irans älteste Stadt

Obwohl die Nacht sehr kurz war, zieht es mich am frühen Vormittag in die Ali-Sadr-Höhle, der weltweit größten Wasserhöhle in der Nähe von Hamadan. Auf dem Stadtplan ist der Minibus-Haltepunkt für die Abfahrten zur Höhle als fußläufig zum Hotel eingezeichnet.

Der Plan muss älteren Datums sein. Jedenfalls ist der Haltepunkt nicht dort, wo er sein sollte. Bei einem Mann, der gerade sein Auto wäscht, frage ich nach. „Ich weiß nicht, wo die Haltestelle ist, aber wenn ich dich fahre, finde ich den Weg. Gib mir 10.000 Rial (2 Euro)“, antwortet er.

Bei der Hitze habe ich keine Lust mehr zu laufen und steige in sein Auto ein. Der Typ fährt eine Schleife und hält auf der anderen Straßenseite vor einer schmalen Einfahrt.

Der gesuchte Minibus fährt gerade ab. Der Typ aus dem Auto stoppt ihn. Außer zwei Frauen sitzen nur Männer darin. Überrascht schauen sie auf mich. Ein Platz zwischen den Herren auf der Rückbank ist noch frei. Um sie nicht in Verlegenheit zu bringen, setze ich mich auf den Hocker im Gang. Sofort springen zwei Typen auf und bieten mir ihren Platz an.

An der Endhaltestelle winkt ein junger Mann, der in dieselbe Richtung will, ein Auto heran. Wir steigen ein, und ehe ich nachdenken kann, habe ich seinen Anteil an den Fahrtkosten mit bezahlt. Er bietet mir Datteln an und gibt mir zu verstehen, dass ich mein Gepäck immer schön festhalten soll. „Im Iran wird man schnell betrogen“, erzählt er lächelnd.

Ali-Sadr-Höhle und die erste Einladung

Hunderte von Sitzen für Wartende ziehen sich in der Ali-Sadr-Höhle den Gang zum Bootsanleger entlang. Allesamt sind leer, nur an der Anlegestelle sitzen zwei Familien.

Der Kontakt zu einer der Familien ist schnell hergestellt. Begeistert sehen wir uns die Fantasiegebilde, die am Boot vorbeiziehen an. Über Pontons laufen wir zu einem riesigen Stalagmiten. Wegen seiner phallischen Form macht außer mir jedoch keiner ein Foto von ihm.

„Wir würden uns sehr freuen, wenn wir dich zum Essen einladen dürfen“, werde ich von der Mutter gebeten. Etwas zögere ich. Bevor eine Einladung nicht dreimal ausgesprochen wird, gilt sie im Iran nur als eine Höflichkeitsfloskel.

Über die Dörfer
Ali–Sadr–Hoehle-Iran
Stalagmit in der Ali-Sadr-Höhle
Hamadan-Iran
In den Bergen bei Hamadan

Im Restaurant gibt es Reis und Kebab. Während des Essens bekomme ich eine Einladung in ihr Haus: „Nur für eine Nacht. Bitte.“ Ich möchte schon, aber sie wohnen weiter weg und von Hamadan habe ich noch nichts gesehen. „Dann komm noch mit in die Berge“, bittet die Mutter. Den Vorschlag nehme ich gerne an.

Das Ziel ist der Hausberg von Hamadan. Eine Seilbahn bringt uns auf die Bergspitze. Wieder werde ich von der Familie gebeten, zu ihnen nach Khorramabad zu kommen. Ich nehme die Einladung an. Als die Entscheidung gefallen ist, freuen wir uns gemeinsam.

Khorramabad

In Khorramabad erwartet uns ein Teil der Großfamilie im Haus der Eltern. Der Empfang ist sehr herzlich, das Abendessen schon vorbereitet. Eine Tischdecke aus Kunststoff wird auf dem Boden ausgebreitet und gedeckt. Nur die Frauen essen, die Männer sitzen an der Wand, beten oder unterhalten sich. Nach dem Essen machen wir es uns ebenfalls gemütlich. Süßes und Tee werden herumgereicht. Nach einem Plausch verschwinden die jungen Frauen, um einige Zeit später frisch geschminkt zur Citytour zu starten.

Mit mehreren Autos und der Familie samt Oma, aber ohne Opa fahren wir zum „Dach von Khorramabad“, einem Aussichtspunkt oberhalb der Stadt. Meine Gastgeberin zeigt auf den Fluss: „Unser Rhein“, sagt sie auf Englisch.

Aus dem Auto wird ein alter Teppich für alle, die nicht mehr stehen wollen, geholt. Die Oma der Familie zeigt auf ihren Tschador. Ich schüttele den Kopf. Nein, ich habe keinen. Ich frage die Enkelin, ob sie einen Tschador hat. Sie lacht: „Nein, das ist für alte Leute. Wer einen Tschador trägt, hat sich dafür entschieden.“ Nur ihre Schwester hat einen, weil sie als Lehrerin in der Schule einen tragen muss.

Wir fahren zu meiner Gastgeberin. Die Häuser und Wohnungen scheinen alle gleich aufgeteilt zu sein: ein großer Wohnraum, den man sofort betritt, amerikanische Küche, Toilette, Bad und noch zwei weitere Zimmer.

Im Wohnzimmer liegen die berühmten Teppiche. Matten werden auf ihnen ausgerollt und Decken verteilt. Bis auf Kopftuch und Mantel behalten alle ihre Sachen an und so gehen wir schlafen.

Mein Gastgeber steht früh auf. Leise schleicht er aus dem Haus. Zwei Stunden später wird meine Gastgeberin kurz wach, sagt „Hallo“ und schläft weiter. Dann werden die Kinder munter, Frühstück wird zubereitet und ich versuche herauszufinden, wann ein Bus nach Isfahan fährt.

Nach mehreren Telefonaten findet sich ein Bus, der um 13 Uhr abfährt. Bis dahin ist Zeit zum Sitzen und reden: Facebook ist verboten, aber jeder hat es; in der Schule wird wegen des Lehrermangels nur selten englisch unterrichtet; einen Pass zu bekommen, ist schwierig und teuer; für junge Leute ist das Leben hart, aber sie umgehen die Regeln, wo sie können. Meine Gesprächspartnerin möchte gerne nach Italien gehen: „Ich hoffe, dort nicht als Iranerin erkannt zu werden. Bestimmt halten die Leute mich sonst für eine Terroristin.“

Mittags kommt mein Gastgeber von der Arbeit. Er wünscht sich, dass ich noch eine Nacht lang bleibe. Ich bin hin und her gerissen. Gerne würde ich noch bleiben, bin aber in Teheran mit einem Guide zu einer dreitägigen Tour durch das Elburz-Gebirge verabredet und möchte vorher unbedingt noch nach Isfahan.

12.30 Uhr. Ich will aufbrechen. „Ohne Mittagessen kannst Du nicht gehen. Du hast noch genug Zeit.“ Schnell esse ich ein wenig Gemüse. Es wird 12.54 Uhr und ich immer unruhiger. „Mach dir keine Sorgen, den Bus bekommst du auf jeden Fall.“ Endlich kommt das Taxi und um 13.10 Uhr bin ich am Busbahnhof und habe meine nächste Lektion gelernt. Busse sind im Iran zuverlässig unpünktlich.

Isfahan: Stadt aus 1001 Nacht

Gegen Abend erreiche ich Isfahan. Der Imam-Platz, einer der größten Plätze der Welt, ist nur fünf Minuten vom Hotel entfernt. Theoretisch jedenfalls, praktisch muss ich, um dorthin zu gelangen, eine Straße überqueren. Mir fehlte noch die Übung für den dafür notwendigen Slalomlauf zwischen schnell fahrenden Autos und plötzlich überholenden Motorrädern. Das ist nur im Windschatten eines Geübten möglich.

Der Imam-Platz ist ein geschlossenes Ensemble. Begrenzt wird er von Königspalast, Moschee und Basar, in der Mitte befindet sich eine parkartige Grünanlage mit einem großen Wasserbecken und Springbrunnen.

Isfahan-Imam-Platz
Imam-Platz
Isfahan-Scheich-Lotfollah-Moschee
Scheich Lotfollah Moschee am Imam Platz
Iran-Isfahan
Abkühlung am Springbrunnen

Es ist bereits dunkel, auf den Rasenflächen sitzen Familien und Freunde zusammen, essen und trinken. Ich laufe um den Platz herum. Kurz bevor ich ihn wieder verlasse, stoppt mich eine junge Frau, die auf ihren Inlinern unterwegs ist: woher, wohin? Ihre Familie picknickt hier und sie lädt mich ein.

Mit einem fröhlichen „Hallo“ werde ich begrüßt. Oma, Onkel, Tanten, Geschwister, Eltern sitzen essend und plaudernd auf dem Rasen. Noch bevor ich im Kreis Platz genommen habe, weiß ich bereits, dass sie das Kopftuch leid sind.

Kaum sitze ich, steht schon eine Tasse mit Tee vor mir. Schnell sind wir im Gespräch. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, in jeder Familie gibt es jemanden, der im Ausland lebt, meist in den USA, der Alltag wird von einer ideologischen Aggressivität bestimmt, man muss vorsichtig sein. Nebenbei scherzen und lachen wir.

„Hast du schon etwas gegessen?“, werde ich gefragt. „Nein.“ Schon steht Ash, eine persische dicke Suppe in drei Variationen vor mir. Ich probiere davon und küre sie zu meinem Lieblingsessen.

Um Mitternacht leert sich der Platz. Die Familie will sich am kommenden Abend wieder zum Dinner treffen und wir verabreden uns zu 21 Uhr am selben Ort.

Am Morgen gehe ich noch einmal zum Imam-Platz. Ein junger Mann spricht mich an: „Mein Name ist Kourosh. Ich möchte dir die Stadt zeigen.“ Er erzählt viel Wissenswertes über die Sehenswürdigkeiten, die wir besichtigen. Dann nimmt unser Gespräch jedoch einen unerwarteten Verlauf. Wir unterhalten uns über Homosexualität im Iran und über die harten Strafen: „Solange alles hinter verschlossenen Türen geschieht, interessiert es niemanden.“ Was ihn viel mehr beschäftigt: „Männer können ja auch Sex miteinander haben. Aber bei Frauen ist das unmöglich.“ Auf meine klärende Antwort folgt Schweigen.

Zurück am Imam-Platz setzen wir uns zum Kühlen der Füße an das Wasserbecken. Kourosh sprüht mir Wasser über die Beine. Wir unterhalten uns darüber, wie viel Nähe erlaubt ist – keine. Nach zehn Minuten wird er plötzlich hektisch: „Lass uns gehen. Ich habe das Gefühl, dass die Polizei kommt.“

Es ist ohnehin Zeit für das Gebet. Ich begleite ihn zu einer Koranschule und wir verabreden uns für den Nachmittag. Er ist der Erste, den ich treffe, der sich an den Ramadan hält und regelmäßig in die Moschee geht. Aus seiner Sympathie für die Regierung macht er kein Geheimnis.

Anderthalb Stunden später treffen wir uns wieder. Auf seinen Mittagsschlaf, den er normalerweise wie so viele andere in den kühlen Räumen einer Moschee hält, hat er verzichtet.

Wir besuchen den Āli-Qāpu-Palast, eines der Gebäude am Imam-Platz. Nach einer kurzen Erklärung zum Palast und den Räumen sind wir beim Thema Nudismus angekommen. Er hat von Nacktbadestränden in Deutschland gehört. Da er meinen Antworten nicht so recht glaubt, fragt er immer wieder nach. Dass die FKK-Strände nicht getrennt nach Männern und Frauen sind, ist für ihn unfassbar: „Da würde ich nicht hingehen, eine nackte Frau würde mir reichen. Und das wäre die Frau, die ich zu Hause hätte.“

Isfahan-Ali-Qapu-Palast-Iran
Ali-Qapu-Palast
Isfahan-Ali-Qapu-Palast-Musikzimmer
Musikzimmer im Ali-Qapu-Palast
Isfahan-Koranschule
Koranschule

In der Zwischenzeit ist mir der Schal unbemerkt auf die Schultern gerutscht. Vorsichtig zieht Kourosh ihn über meinen Kopf: „Gott hat es gesagt.“

Auf dem Weg vom Imam-Platz zur Kaju-Brücke kommen wir an einem Café vorbei. „Möchtest du einen Kaffee trinken?“, fragt Kourosh. Ich nicke.

„Wie viel kostet ein Kaffee in Deutschland?“, will der Typ, der hinter dem Tresen steht, wissen. Ich sage es ihm und schon hat das Getränk denselben Preis wie in Deutschland.

Das Flussbett des Zayandeh, über das sich die Kaju-Brücke spannt, ist trocken. Das Wasser wird von der Verwaltung in die Wüstenstadt Yazd verkauft. Erschöpft legt sich Kourosh auf den Boden eines Brückenpfeilers und schläft sofort ein. Ramadan und der fehlende Nachmittagsschlaf zehren an seinen Kräften.

Isfahan-Kaju-Brücke
Kaju-Brücke
Trockenes Flussbett
Iran-Isfahan
Männer trinken Tee im Schatten der Brückenbögen

Sein Schlaf ist wegen der Hitze nur kurz. „Möchtest du nach Hause gehen?“, frage ich ihn. „Ja, ich muss ein wenig schlafen“, nickt er erleichtert und wir verabreden uns für den übernächsten Tag.

Abends treffe ich mich mit der Familie von gestern auf dem Imam-Platz. Es gibt viel und sehr gutes Essen. Die Gespräche wechseln zwischen Politik: „Wir brauchen Zeit, noch eine Revolution wird es im Iran so schnell nicht geben“ und Spaß „Guck mal in Deutschland nach drei Männern für uns“. Nach dem Essen erhalte ich eine Einladung zum Übernachten in einer ihrer Wohnungen.

Ungern lehne ich ab. Ich bin jedoch am nächsten Morgen zu einer Tour in die Berge verabredet. „Okay, dann kommst du aber zum Dinner in drei Tagen zu uns“, lädt mich das Familienoberhaupt ein.

Ausflug zu den Nomaden

Ramin, der Fahrer, mit dem ich mich treffen will, kommt eine Stunde später als verabredet. Es ärgert mich, da der Weg zu den Nomaden weit ist. 200 Kilometer hinter Isfahan biegen wir von der Hauptstraße ab und fahren durch staubige Dörfer in die Berge. „Are you happy?“, fragt Ramin immer wieder. Dabei hat er nur Sorge um sein Auto, das für die Pisten nicht geeignet ist.

Bunte Bienenkästen tauchen mitten in der trockenen Gebirgswelt auf. Vor einem Zelt stehen Vater und Sohn, die mit ihren Bienenvölkern im Sommer in den Bergen leben, im Winter am Persischen Golf. Sie laden uns zum Lunch ein. Da die Einladung aber nicht dreimal ausgesprochen wird, fahren wir weiter.

Berge-Iran
In den Bergen
Imker in den Bergen
Hirte-Iran
Hirte mit Herde im Gerbirge

Einige Kilometer tiefer in den Bergen sehen wir endlich Nomadenzelte stehen. Ramin parkt das Auto, ich gehe schon los. Mit einem „Hey“ werde ich zu einem Zelt gerufen. Mutter und Sohn warten davor: „Money“ ist alles, was sie sagen.

Nun kommt auch Ramin am Zelt an und die Lage entspannt sich. Mit Wasser verdünnter Joghurt macht die Runde. Wir gehen zu einer anderen Nomadenfamilie. Dort wird eine Tischdecke auf den Steinen ausgebreitet und Fladenbrot sowie verschiedene Joghurts angeboten.

Wie so oft auf der Reise durch den Iran fragen die Männer, ob ich denn keine Angst vor ihnen habe. „Bestimmt denkst du, dass wir Taliban sind.“ Über die Taliban kommen wir auf die Regierung zu sprechen. Eine eindeutige Handbewegung in Richtung Hals beendet das Thema.

Halbnomaden-Iran
Zelte der Halbnomaden
Halbnomaden-Iran
Zu Gast bei Halbnomaden
Iran-Halbnomaden
Zu Gast bei Halbnomaden

Zum Abschied probiere ich noch eine Ziege zu melken, was mir ein paar mitleidige Blicke einbringt. Um sicher zu sein, dass wir auch wirklich abfahren und Mitbringsel da lassen, begleiten uns zwei Männer zum Auto und erhalten als Geschenk mehrere Kilo Zucker und ein Kilo Tee.

In Isfahan verlangt Ramin auf einmal das Doppelte der abgemachten Summe: „Die Straße war so schlecht gewesen. Wer weiß, was mein Auto jetzt alles für Schäden hat.“ Nach einer längeren Diskussion drehe ich mich um und gehe ohne den Aufpreis zu zahlen.

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