Neuseeland

Die Kiwis haben vor zwei Dingen Angst: Erstens, dass Neuseeland irgendwann von der Weltkarte herunterfällt. Aber noch viel größere Angst haben Sie davor, dass es niemand bemerkt.
(Sprichwort über Neuseeland)

Reisejahr 2024

Südkorea

Südinsel: Christchurch – Dunedin – Eglinton Valley (Wanderung zum Lake Marian und zum Key Summit) – Glenorchy (Routeburn Track) – Blackball – Marahau (Abel Tasman Coast Track)
Nordinsel: Wellington – Tongariro NP – Rotorua – Matamata – Whangarei (Glühwürmchenhöhlen in Waipu und den Kawiti Caves) – Paihia – Waihi

Vanuatu Fidschi TuvaluSalomonenAustralien

Die Hoffnung, aus dem frostigen Südkorea im sommerlichen Neuseeland zu landen, verfliegt bei der Landung in Christchurch im kalten Wind. Die Stadt gilt als das Tor zur Südinsel und ist die zweitgrößte Neuseelands. Uns erscheint sie wegen der vielen Einfamilienhäuser und ihrer Ausdehnung in die Breite eher dörflich. Abgerundet wird das Bild durch großzügig angelegte Parks, die dem Ort einen hohen Wohn- und Erholungswert verleihen.

In der City gibt es jedoch wenig zu entdecken. Verlockend ist ein Besuch des Riverside Market. In der Markthalle lässt es sich gut an vielen Imbissständen mit den unterschiedlichsten Angeboten schlemmen. Auch an Bratwurst und Sauerkraut ist gedacht. Gesättigt bummeln wir durch einen Park am Fluss Avon entlang und zur Ruine der Kathedrale, die bei Erdbeben im September 2010 und Februar 2011 schwer beschädigt wurde. 130 Jahre dauerte einst ihre Fertigstellung; nun soll sie bis 2028 wieder in alter Pracht erstrahlen und abermals den Mittelpunkt der Stadt bilden.

Die Ostküste

Am nächsten Tag übernehmen wir einen Mietwagen. Bevor uns jedoch die Autoschlüssel überreicht werden, sollen wir einen Film ansehen, der uns über die Bedeutung von Verkehrszeichen wie Parkverbot und Geschwindigkeitsbegrenzung aufklärt.

Die Landschaft an der Ostküste ist von Weideland und Rinderherden geprägt und wirkt eher einschläfernd. Da kommt die ausgewiesene Sehenswürdigkeit der „Moeraki Boulders“ (als geologische Wunderwerke geltende kugelförmige Steine) gerade richtig für einen aufmunternden Stopp. 

Allerdings ist von den Steinkugeln nicht mehr viel zu sehen. Viele wurden bereits von Meer und Sand verschlungen, von einigen ragt noch die obere Hälfte aus dem Boden. Nur unterhalb der Küstenlinie hat sich eine Kugel erhalten. 

Moeraki Boulders in Neuseeland
Viele Steinkugeln wurden bereits von Meer und Sand verschlungen, von einigen ragt noch die obere Hälfte aus dem Boden.
Moeraki Boulders in Neuseeland
Nur unterhalb der Küstenlinie hat sich eine Kugel erhalten. 

Bevor wir unser Ziel, die Stadt Dunedin, erreichen, wird die Landschaft endlich abwechslungsreicher. Hügel lösen die weite Ebene ab, der Pazifik schimmert blau am Horizont.

Dunedin: das Edinburgh Neuseelands

Die Hafenstadt Dunedin erinnert wegen ihrer zahlreichen gut erhaltenen Gebäude, die im Stil des viktorianischen und edwardianischen Zeitalters erbaut wurden, an Schottland. Umgeben ist die Stadt von Berghängen, auf denen sich Wohnviertel verteilen. Unweit des Hafens haben auf der Otago-Halbinsel Albatrosse, Robben und Pinguine ihre Brutgebiete.

Unser Ziel sind jedoch die Wanderwege im Fjordland-Nationalpark im äußersten Südwesten der Insel und so reisen wir am nächsten Tag weiter.

Von der Ostküste in den Fjordland-Nationalpark

Nach einem Halt für einen Lebensmittelgroßeinkauf in der Stadt Te Anau fahren wir weiter bis in das von weiten flachen Gebieten und Bergen umgebende Eglinton Valley.

Das Tal ist ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen im Fjordland-Nationalpark. Eine der anspruchsvollsten ist die Besteigung des Gertrude Saddle mit atemberaubenden Ausblicken über die Berge und einen Teil des Milford Sounds. Die Tour erscheint uns am verlockendsten und wir nehmen sie als erste in Angriff.

Am Wanderparkplatz warnt ein Schild: „Gehen Sie nur, wenn Sie die Berggipfel sehen“. Die Gipfel lugen über den tief hängenden Wolken hervor, und da es sehr windig ist, hoffen wir, dass sich die Nebel noch verziehen werden.

Über ein weites Geröllfeld, durch Regenwald sowie alpine Vegetation geht es stetig bergauf. Mittlerweile liegt der Sattel im dichten Nebel. Aber der Wind weht weiterhin kräftig und wir bleiben optimistisch. Der Aufstieg wird steiler und führt über teilweise nasse, abschüssige Felsplatten.

Gertrude Saddle in Neuseeland
Wanderweg auf den Gertrude Saddle
Gertrude Saddle in Neuseeland
Mittlerweile liegt der Sattel im dichten Nebel.

Ein Stahlseil sichert die letzten Meter zum Black Lake, ein See, der sich unterhalb des Sattels befindet. Mittlerweile hängen die Wolken jedoch so tief, dass wir gerade noch das Ufer erkennen können. Ein weiteres Stahlseil, das den Weg auf den Sattel flankiert, endet schon nach wenigen Metern im dichten Nebel. Da der Wind immer schärfer weht, die Temperaturen sinken und es zu regnen anfängt, kehren wir wieder um.  

Regen und Kälte

Der nächste Tag beginnt mit Starkregen und einer Unwetterwarnung. Für heute haben wir schon vor einer Weile eine oft ausgebuchte Schiffstour auf dem Milford Sound reserviert.

Obwohl es unaufhörlich schüttet und die Sichtweite nur wenige Meter beträgt, fahren wir zum Parkplatz am Milford Sound, in der Hoffnung, dass die Boote nicht ablegen und wir das Geld zurückbekommen. Je mehr wir uns dem Fjord nähern, desto reißender werden die Flüsse, Wasser rauscht in Kaskaden die grünen Berghänge hinab, das Geröllfeld, das wir auf dem Weg zum Gertrude Saddle überquert haben, ist komplett geflutet.

Im Milford-Sound-Informationszentrum erfahren wir jedoch, dass die Boote fahren. Für uns ein Unding bei dem Wetter. Wir verzichten und verbuchen die bereits bezahlten 120 Euro für den Ausflug als im Wasser versenkt.

Endlich Sonnencreme statt Taschenwärmer

Am folgenden Tag scheint tatsächlich die Sonne. Wohlgemut starten wir zu einer Wanderung auf den Gipfel Key Summit und einen Aussichtspunkt auf den alpinen Lake Marian. Der gepflegte Weg führt mit einem stetigen sanften Anstieg durch dichten Regenwald und alpine Vegetation auf den Key Summit und durch ein Moor bis zum Ausblick auf den Lake Marian. Dort lassen wir die Augen über die Fjordland-Berge schweifen, entdecken den zwischen ihnen versteckt liegenden See aber erst nach einigem Suchen.

See auf dem Key Summit
See auf dem Key Summit
Auf Bohlen durch ein Moor
Auf Bohlen durch ein Moor

Wir fühlen uns topfit und beschließen den Lake Marian nicht nur von der Ferne, sondern auch aus der Nähe zu betrachten. Auf dem Weg zum Ausgangspunkt der Wanderung halten wir für einen Fotostopp an einem der vielen Aussichtspunkte. Kaum ist die Autotür geöffnet, schaut ein Kea neugierig in das Innere, hopst auf den Türrahmen und fängt kurzerhand an, die Türdichtung zu zerlegen.

Kaum ist die Autotür geöffnet, schaut ein Kea neugierig in das Innere
Kaum ist die Autotür geöffnet, schaut ein Kea neugierig in das Innere
und fängt kurzerhand an, die Türdichtung zu zerlegen
und fängt kurzerhand an, die Türdichtung zu zerlegen

Der Weg zum Lake Marian beginnt an einer Hängebrücke. Vorbei an spektakulären Wasserfällen und durch tropischen Regenwald, über steile, schlammige Pfade, schmierige Wurzeln und rutschige Steine geht es steil aufwärts. Der Weg scheint kein Ende zu nehmen.

Endlich taucht der See auf. Er liegt idyllisch zwischen hohen Bergen, deren schroffe Gipfel mit Schneefeldern bedeckt sind. Schatten und Sonnenlicht geben ein farbenfrohes Stelldichein auf der ruhigen Wasseroberfläche. 

Über schmierige Wurzeln und rutschige Steine geht es steil aufwärts.
Über schmierige Wurzeln und rutschige Steine geht es steil aufwärts.
Lake Marian liegt idyllisch zwischen hohen Bergen
Lake Marian liegt idyllisch zwischen hohen Bergen
Glenorchy in Mittelerde

Nach vier überwiegend nassen Tagen verlassen wir den Fjordland-Nationalpark und fahren nach Glenorchy. Der kleine, beschauliche Ort liegt 45 Autominuten von der überlaufenen Backpacker-Hochburg Queenstown entfernt am Nordufer des Lake Wakatipu.

Die Landschaft, die das Dorf umgibt, wurde in der Herr-der-Ringe-Trilogie als Kulisse genutzt, sodass dort noch einige Drehorte wie Isengard zu finden sein sollen. Nach einem vergeblichen Versuch, die Motive aus den Filmen zu entdecken, geben wir jedoch rasch auf. Orthanc, der Turm in der Mitte von Isengard und Heimat des Zauberers Saruman, ist ein saisonal ausgetrocknetes Flussbett und auch mit viel Fantasie nicht als Schauplatz der Schmiedewerkstätten zu erkennen, in denen Saruman eine Streitmacht von Orks zum Leben erweckte.

Neben seiner Kulisse ist Glenorchy auch das Tor zum Routeburn Track, einem 31 Kilometer langen Wanderweg, zu dessen höchstem Punkt, dem 1255 Meter hohen Harris Saddle, wir am nächsten Tag aufbrechen.

Auf dem Routeburn Track

Der Weg beginnt etwas außerhalb von Glenorchy am Parkplatz Routeburn Shelter und führt sanft ansteigend am kristallklaren Fluss Routeburn entlang. Bis zur Routeburn-Hütte liegt der Pfad im dichten Regenwald. Die Temperaturen sind angenehm kühl. Hinter der Hütte beginnt jedoch die waldlose Zone. Zwar wird der bisher gut zu begehende Weg unwegsamer, der Wind frischt auf und die Sonne brennt unbarmherzig, dafür wird die Landschaft abwechslungsreicher. Wild sprudelnd rauscht Wasser durch das saftige Grün, Holzstege führen über feuchte Wiesen, der Blick schweift über ein weites Tal.

Das Wetter wird ungemütlicher und wir sind froh, als endlich der Lake Harris vor uns auftaucht. Dunkelblau schimmert das Wasser des kleinen, idyllisch zwischen den Bergen liegenden Alpensees unterhalb des Harris Saddles. Der Wind am See und auf dem Sattel weht jedoch so stark, dass wir nur kurz verweilen und schnell wieder umkehren.

Wasser rauscht durch das Grün
Wanderweg zum Harris Saddle
Lake Harris in Neuseeland
Dunkelblau schimmert das Wasser des Lake Harris

Nach neun Stunden sind wir zurück am Auto. Aber auch im Tal hat der Wind zugenommen und wirbelt unangenehm viel Sand durch die Luft. Er ist der Vorbote für eine von heftigen Gewittern geprägte Nacht.

Mit einem Zwischenstopp zum Abel-Tasman-Nationalpark

900 Kilometer ist der Abel-Tasman-Nationalpark von Glenorchy entfernt. Zu viel für eine Tagestour. Die Höchstgeschwindigkeit liegt in Neuseeland bei 100 Stundenkilometern und die Straßen sind allenthalben wegen Bauarbeiten nur langsam befahrbar.

Wegen des stark anhaltenden Dauerregens verzichten wir auch auf einen Stopp an den Fox- und Franz-Josef-Gletschern und halten erst in der kleinen Ortschaft Blackball.

Blackball

Der Ort Blackball ist ein geschichtsträchtiges Bergarbeiterdorf. 1908 streikten Bergleute erfolgreich drei Monate lang, um eine 30-minütige Mittagspause zu erkämpfen. Heutzutage ist Blackball eher für die Salami Company bekannt, die köstliche Wurstwaren herstellt. Wir lassen uns jedoch ein leckeres Abendmahl im urigen Restaurant des 1910 erbauten „Formerly The Blackball Hilton“ munden. Obwohl das Hotel nach einem Direktor der Blackball Coal Company benannt wurde, musste es seinen Namen nach einem Streit mit einer Hotelkette aus Übersee ändern und trägt seitdem den Zusatz „ehemals“.

Uns gefällt der Ort so gut, dass wir gerne länger geblieben wären. Aber wir haben längst ein Quartier im Abel-Tasman-Nationalpark gebucht und für die dort geplante Wanderung bereits das Wassertaxi bestellt. Leider muss in der Saison alles im Voraus reserviert werden und so fahren wir am nächsten Tag weiter nach Marahau.

Auf dem Weg in den Abel-Tasman-Nationalpark

Eine Sehenswürdigkeit, die sich nur einen kurzen Umweg vom Highway entfernt befindet, sind die im Pazifik stehenden Pancake Rocks. Dort führt ein befestigter Weg entlang einer bizarren Kalksteinlandschaft aus pfannkuchenförmig geschichteten Felsformationen sowie Blaslöchern, aus denen das Wasser wie aus einem Geysir schießt.

Pancake Rocks in Neuseeland
Blaslöcher, aus denen das Wasser wie aus einem Geysir schießt.
Pancake Rocks in Neuseeland
Pfannkuchenförmig geschichtete Felsformationen

Am Nachmittag erreichen wir das Dorf Marahau, einer von zwei Ausgangspunkten für Wanderungen im Abel-Tasman-Nationalpark.

Wanderung auf dem Abel Tasman Coastal Track

Der Abel Tasman Track ist etwa 60 Kilometer lang und schlängelt sich von Marahau im Süden bis zur Wainui Bay im Norden. Wir beschließen ihn von Bark Bay, was ungefähr auf der Hälfte des Weges liegt, nach Marahau zu laufen.

Ein Wassertaxi bringt uns bis zur Bark Bay. Vom goldenen Sandstrand der Bucht geht es beständig auf und ab durch üppigen Küstenwald, über eine 47 Meter lange Hängebrücke bis zur Torrent Bay und von dort oberhalb der Buchten mit ihren hellen Sandstränden, türkisfarbenem Wasser und grünen Bergen zurück nach Marahau. Ein schöner Weg, aber auch hier – wie auf bisher nahezu allen Wanderwegen – sind zahllose Giftköder-Fallen im Wald aufgestellt und warnen Schilder vor versprühten Herbiziden.

Wanderweg im Abel Tasman Coastal Track in Neuseeland
Wanderweg durch üppigen Küstenwald
Sandlfy Bay am Abel Tasman Coastal Track
Sandlfy Bay
Torrent Bay am Abel Tasman Coastal Track
Torrent Bay

Abends sitzen wir noch bei einem Glas Wein auf der Terrasse und lassen die Tage auf der Südinsel Revue passieren. Bisher ist Neuseeland eher eine Enttäuschung. Die Wanderwege sind gepflegt, die Aussichten sind teilweise sehr schön, jedoch stehen die Alpen, der Balkan und viele weitere Wandergebiete in Europa dem in nichts nach – im Gegenteil.

Die Nordinsel

Nach knapp vier Stunden Fahrt mit der Fähre über den Cook Stream erreichen wir Wellington. Die Stadt liegt eingebettet zwischen dem Hafen und grünen Hügeln. In der Innenstadt haben wir uns in ein am Ende des 19. Jahrhunderts errichtetes Hotel eingemietet. Oft dürften die Räume seit der Erbauung jedoch nicht geputzt worden sein. Spinnweben hängen an den blinden Fenstern, die sich nicht mehr öffnen lassen und mit speckigen Vorhängen verdeckt werden können.

Unabhängig von der missglückten Hotelwahl überzeugt uns die Stadt auch nach einem Bummel durch die Straßen nicht. Nur die vier Gebäude der neuseeländischen Volksvertretung, vor allem der 72 Meter hohe Beehive (Bienenstock) genannte Exekutivflügel, wecken unser Interesse.

Beehive in Wellington, Neuseeland
Der 72 Meter hohe Beehive (Bienenstock) genannte Exekutivflügel
Gebäude der Parlamentsbibliothek in Wellington
Gebäude der Parlamentsbibliothek

Am nächsten Morgen nehmen wir an einer Führung durch die Parlamentsgebäude teil, sehen uns in der Debattierkammer, dem Großen Saal, der Kammer des Legislativrates und der Parlamentsbibliothek um und verlassen anschließend die Stadt, um in den Tongariro-Nationalpark zu fahren.

Tongariro-Nationalpark

Der Tongariro-Nationalpark ist bekannt für seine drei aktiven Vulkane (einer davon ist der Schicksalsberg aus der Herr-der-Ringe-Trilogie) und beherbergt mit dem Tongariro Alpine Crossing die landschaftlich interessanteste eintägige Wanderung Neuseelands.

Da über 2.500 Menschen täglich auf dem Weg unterwegs sind, wird vonseiten des Ministeriums für Naturschutz überlegt, eine Obergrenze einzuführen. Seit Oktober 2023 soll der Tag der Wanderung daher vorab über ein Onlineformular gebucht werden.

Ein Ausgangspunkt für die Tour ist das Dorf National Park. Auch hier erwarten uns im Quartier Spinnweben an den Fenstern einschließlich ihrer leblosen Besitzer auf dem Fensterbrett, eine angebrochene Weinflasche im verstaubten Regal und zerfetzte Stuhlbezüge. Auf der morsch aussehenden Terrasse stehen ein völlig zerschlissener Sessel und ein von Grünspan überzogener Tisch.

Zu allem Überfluss ist das Wandern auf dem Tongariro Crossing wegen eines Unwetters nicht möglich. Wir sitzen in der Unterkunft fest. Langeweile macht sich breit. Die einzige Abwechslung bietet ein Besuch im Restaurant Schnappsbar, wobei der Name origineller ist als das Angebot an Speis und Trank.

Auch der Folgetag ist verregnet und neblig. Eine Wetterbesserung ist nicht in Sicht und wir fahren weiter nach Rotorua.

So trübe wie das Wetter und unsere bisherigen Unterkünfte auf der Nordinsel sehen auch die heruntergewirtschaftet wirkenden Ortschaften aus, die wir durchqueren. Etliche Läden und Restaurants sind dauerhaft geschlossen, vor Immobilien und Ländereien stehen Verkaufsschilder.

Schwefelgeruch über Rotorua

Rotorua ist für seine geothermische Aktivität bekannt, die auch die Ursache für den stets in der Luft liegenden Schwefelgeruch ist.

Neben den Geothermallandschaften befinden sich in der Umgebung der Stadt ein paar schöne Wanderwege. Von den favorisierten Pfaden können wir jedoch keinen begehen, da sie nur am Wochenende geöffnet sind oder von ihren Eigentümern überzogene Wegegebühren verlangt werden. Wir entscheiden uns für zwei kurze Touren.

Rainbow Mountain und Redwood Forest

Durch urwüchsigen Wald führt ein vom Regen aufgeweichter Pfad auf den Rainbow Mountain. Nach einem Abstecher auf den Crater Lake Walk und die Aussicht auf die beiden türkisfarbenen Krater, die umgeben sind von farbigen und dampfenden Bergrücken, erreichen wir den Gipfel und haben einen schönen 360-Grad-Blick über die sanfte Hügellandschaft.

Nach einem kurzen Halt an einem großen, blubbernden Schlammloch steuern wir das nächste Ziel, den Redwood Forest an. Der Wald hat einen herrlichen Bestand an kalifornischen Küstenmammutbäumen, zwischen denen sich Wege hindurchschlängeln und über Treppen aufwärts zu einem Aussichtspunkt führen, der einen Panoramablick auf Rotorua bietet.

Redwood Forest
Redwood Forest
Matamata: Hobbiton im Auenland

Eine Stunde von Rotorua entfernt befindet sich das Auenland. Ein Reisebus bringt die Besucher vom Eingang zum Hobbiton Movie Set bis zum Filmset, danach geht es spannende 90 Minuten zu Fuß weiter. Mehr als 44 Hobbithöhlen liegen eingebettet in den grünen Hügeln. Wäsche weht zum Trocknen im Wind, in den Gärten blühen Blumen und wachsen Obst und Gemüse, eine Angel hängt im Teich, daneben steht ein Korb mit Fischen, beim Bäcker liegt frisches Brot auf einem Tisch vor dem Haus.

Hobbithöhle in Neuseeland
zu Besuch im Auenland
Hobbithöhle in Neuseeland
Hobbithöhle
Hobbithöhle in Neuseeland
Hobbithöhle

Viel erzählt der Guide darüber, wie das Set entworfen und gebaut wurde und über die bekanntesten Orte im Auenland, einschließlich Beutelsend der Heimat von Bilbo und Frodo Beutlin.

Beutelsend, die Heimat von Bilbo und Frodo Beutlin in Neuseeland
Beutelsend, die Heimat von Bilbo und Frodo Beutlin.
Samwise Gamgees Haus in Neuseeland
Samwise Gamgees Haus

In der Bagshot Row 1 befindet sich die Wohnung von Samwise Gamgee und seiner Frau Rosie. Die Höhlen seiner Nachbarn können seit Dezember 2023 besichtigt werden. „Die Wohnungen sind kein Museum. Alles kann angefasst werden“, erklärt der Guide.

Als sich die Tür zur Hobbitwohnung öffnet, steigt die Begeisterung. Ein gewundener Gang endet im Wohnzimmer, im Kamin prasselt ein Feuer, davor lässt es sich in etwas kleinen, aber gemütlichen Sesseln sitzen. Im Schlafzimmer stehen neben einem Himmelbett, das wir auch kurz testen, eine Babywiege und ein Doppelstockbett, in einem Kabinett kann die Schreibfeder geschwungen werden, im Esszimmer ist der Tisch bereits gedeckt, in der Küche hängt ein Topf über dem Kochfeuer und aus der Speisekammer strömt der Duft von geräucherten Würsten, während sich Eingemachtes, Honig und Marmelade in den Regalen türmen.

Hobbithöhle in Neuseeland
Ein gewundener Gang endet im Wohnzimmer
Kaminfeuer in einer Hobbithöhle in Neuseeland
im Kamin prasselt ein Feuer
Bad in einer Hobbithöhle in Neuseeland
Bad
Küche in einer Hobbithöhle in Neuseeland
Küche

Über die Festwiese mit dem Partybaum, vorbei an der Mühle und über die Doppelbogensteinbrücke gelangen wir zu einem der beliebtesten Orte eines Hobbits, die Taverne „Zum Grünen Drachen“. In den großen Räumen gibt es zum Abschluss des Ausflugs kostenlos ein alkoholfreies Getränk, wahlweise auch die Lieblingsgetränke der Hobbits, Wein und Bier.

Der unterhaltsamen Tour folgt ein nervtötender Fahrabschnitt in die Stadt Whangarei. Die Hauptstraße ist wegen Bauarbeiten gesperrt, die Umleitung ist großräumig und hat wiederum Baustellen und Umleitungen.

Zwischenstopp in Whangarei und die Glühwürmchenhöhlen in Waipu und den Kawiti Caves

Whangarei ist für uns nur ein Übernachtungsstopp, um von dort in die Glühwürmchenhöhlen in Waipu und den Kawiti Caves zu gelangen.

Als kostenloser Geheimtipp gilt die Waipu-Höhle. Die Höhlen bilden zwar ein weitläufiges System, aber die Glühwürmchen befinden sich in der Nähe des Eingangs. Leider sind auch mehrere große Gruppen an „Höhlenforschern“ lärmend unterwegs, die versuchen, das Funkeln der Mückenlarven mit einem Blitzlicht zu fotografieren.

Von den Kawiti Caves versprechen wir uns etwas mehr. Die Höhle befindet sich auf dem privaten Land einer Maori-Familie. Ein Familienmitglied führt uns durch das 200 Meter lange Kalksteinhöhlensystem. Umgeben von beeindruckenden Stalaktiten und Stalagmiten schweben Tausende von Glühwürmchen an der Decke und erinnern an die Milchstraße und den Sternenhimmel. Während wir die Galaxien bewundern, erklärt der Guide den Lebenszyklus der Larven und zeigt die komplizierten Netze, mit denen sie ihre Beute fangen.

Von den Höhlen ist es nicht mehr weit bis zu unserem nächsten Ziel der Stadt Paihia.

Paihia: das Tor zur Bay of Island

Paihia gilt als das Tor zu den 144 Inseln der Bay of Island. Neben einer Bootstour durch die Inselwelt gibt es auch den Coastal Walkway von Paihia nach Russel, der ersten dauerhaften europäischen Siedlung Neuseelands.

Da das Wetter gerade mitspielt, beschließen wir zu wandern. Aber schon bei Paihia ist der Weg wegen Bauarbeiten gesperrt. Wir ignorieren die Absperrung und laufen ohne Hindernisse den hügeligen Pfad oberhalb der Küste entlang, überqueren auf einem Holzbohlenweg einen Mangrovenwald und setzen im Dorf Opua mit der Autofähre über in den Ort Okiato.

Bohlenweg durch einen Mangrovenwald
Briefkasten

Von dort wird der Weg unerwartet anspruchsvoll. Unwegsam und über Hunderte von Stufen geht es steil aufwärts durch den Regenwald und wieder hinab ans Ufer, weiter durch Mangroven bis zur Straße nach Russel. Dort hat man zwei Möglichkeiten, um an das Ziel zu gelangen. Entweder man läuft zwei Kilometer an der stark befahrenen Straße entlang oder bewältigt noch einen weiteren Anstieg.

Genervt vom vielen Verkehr entscheiden wir uns für den Weg über den Berg. Immerhin wird er belohnt mit einem weiten Blick über die Inselwelt. Als wir die Uferpromenade von Russel erreichen, nehmen wir die erste Fähre nach Paihia und beenden die Tour in einer Hafenbar bei einem kühlen Bier.

Am nächsten Tag entscheiden wir uns gegen eine Bootsfahrt durch die Inselwelt, die wir ohnehin bei der Wanderung schon erkundet haben und relaxen im Außenwhirlpool unseres Quartiers mit einer herrlichen Aussicht über die Bucht.

Am Fuß der Coromandel-Halbinsel

Die letzten Urlaubstage auf Neuseeland wollen wir in Waihi am Fuß der Coromandel-Halbinsel verbringen. Waihi hat eine 300-jährige Goldbergbaugeschichte, die sich auch in der Hauptstraße des Ortes mit ihren denkmalgeschützten Gebäuden widerspiegelt.

Für uns soll das Dorf ein Ausgangspunkt für Wanderungen auf der Coromandel-Halbinsel sein. Allerdings machen uns wolkenbruchartige Regenfälle wieder einmal einen Strich durch die Rechnung und wir entscheiden uns für zwei kurze historische Pfade, die dem Weg des Goldes folgen.

Der letzte Tag auf Neuseeland ist ein Transfertag zum Flughafen nach Auckland, um auf die Südseeinsel Vanuatu zu reisen.

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