Im Süden Äthiopiens, nahe der Grenze zu Kenia, liegt das Stammesgebiet der Borana. Die Borana sind halbnomadisch lebende Viehzüchter, die mit ihren Herden durch die von weiten Tälern und imposanten Termitenhügeln geformte Landschaft ziehen. Einige von ihnen fördern Salz aus dem im Elsod-Krater liegenden See.
Der Elsod Krater liegt in einem weiten Steppengebiet. An seinem Rand steht ein Dorf mit Moschee und den typischen grasbedeckten Hütten. Am Boden des 400 Meter tiefen Kraters schimmert schwarz der See. Aus seinem getrockneten Schlamm gewinnen die Borana Salz für ihr Vieh. Ein Teil des Salzes wird nach Kenia und Somalia exportiert.
Was aus der Distanz idyllisch aussieht, macht in Wirklichkeit krank.
Zwei bis drei Mal am Tag tauchen Männer und auch Kinder nackt in das seichte Wasser, um den salzhaltigen Schlamm zu gewinnen. Damit ihre Sachen durch das Salzwasser nicht hart und brüchig werden, bleiben sie am Ufer liegen.
Der Schlamm greift den gesamten Körper an. Schmerzvolle Ekzeme, Blindheit und Taubheit sind die Folgen. Nach ein paar Tauchgängen scheinen die Körper wie mit Gips überzogen. Ein kleiner, weniger salzige See ist die einzige Möglichkeit sich nach der Arbeit zu waschen.
Am Ufer wird der schwarze Schlamm zu kleinen Hügeln aufgeschüttet. Ist er in der Sonne getrocknet, wird das gewonnene Salz auf Eseln zum Dorf am Kraterrand transportiert und dort in einfachen Hütten gelagert. Wer sich keinen Esel leisten kann, schleppt die 25 Kilogramm schweren Säcke in der Gluthitze selber den Hang hinauf.
45 Minuten brauche ich für den Weg vom Kraterrrand zum See. Nach seiner Umrundung geht es wieder bergauf. Die Sonnencreme versagt, der Kopf schmerzt. Die Wasserflasche ist fast leer. Ein Borana bietet Softdrinks an, ein anderer seinen Esel. Ich widerstehe der Verlockung. Nach Softdrinks ist mir ohnehin nicht und ich will auf meinen eigenen Beinen oben ankommen. Nach knapp zwei Stunden und nachdem mich einige Lastenträger überholt haben, erreiche ich das Dorf.
Ein Blick zurück in die Höllenidylle.
Der See nimmt den Borana ihr Leben, aber ohne ihn können sie nicht leben. Sie haben keine Mittel, um zur ländlichen Existenz ihrer Stammesangehörigen zurückzukehren. Der Aufbau einer Viehherde kostet viel Geld und das dafür nötige Ansehen zu erhalten ist schwierig. Keiner findet woanders Arbeit. Das Einzige, was sie können, ist Salz fördern.