Prostituierte, Bullen, die Treppen am Ganges und die Priester sind die Gefahren der Stadt. Wer vor ihnen flüchten kann, wird sich wohlfühlen hier.
(Aus Varanasi in Indien)
Reisejahr 2015
Delhi – Varanasi – Kalkutta – Bangladesch
Auf Umwegen und mit fünfzehn Stunden Verspätung lande ich in Neu-Delhi. Mein Rucksack ist irgendwo auf der Strecke geblieben. Das übliche Prozedere beginnt: Verlustmeldung, das Versprechen, dass das Gepäck im nächsten Flieger sein und ins Hotel gebracht wird.
Vor dem Flughafen warten Prepaid-Taxis. Einen Coupon habe ich nicht, aber auch keine Lust, wieder zurück ins Flughafengebäude zu gehen. „Ich mache dir einen fairen Preis“, verspricht ein Fahrer. Die Verhandlungen sind schnell beendet, der Preis ist angemessen und wir fahren los. Nachdem wir das Gelände verlassen haben, steigt noch ein Mann ein. Meinen Protest ignorieren sie.
Das Hotel befindet sich mitten im alten Delhi, im Stadtteil Karol Bagh. Dort fahren wir immer wieder im Kreis. Angeblich wissen die Typen nicht, wo das Hotel sein könnte und fragen nach. Ein Rikschafahrer weiß es auch nicht; ein anderer meint, es sei seit Kurzem geschlossen und ich solle doch in dem recht teuer aussehenden Hotel, vor dem wir gerade stehen, übernachten.
Nachdem ich lange auf den Beifahrer eingeredet habe, ruft er endlich die Telefonnummer, die auf meiner Buchungsbestätigung steht an. Die Unterkunft gibt es, und obwohl der Fahrer die Lage beschrieben bekommt, fährt er noch eine Weile im Kreis.
Ich entdecke das Hotel und zwinge die Typen anzuhalten. Als ich ihnen den vereinbarten Fahrpreis geben will, fangen sie zu lamentieren an: „In dieser Straße ist es für Taxis viel teurer als in den benachbarten. Du musst mehr zahlen.“ Kopfschüttelnd steige ich aus und lasse sie fluchend zurück.
In den engen Gassen wimmelt es von Autos, Rikschas, Läden und Menschen. Ein junger Mann spricht mich an: „Diese Gegend ist sehr unsicher. Komm mit mir, ich lade dich zu einem Bier und einer Massage ein.“ Obwohl ich ablehne und gehe, klebt er hartnäckig an meinen Fersen. Da es ohnehin schon dämmerig ist, kehre ich auf dem kürzesten Weg zurück ins Quartier.
Vor der Abreise am nächsten Morgen führe ich noch ein Telefonat wegen des verloren gegangenen Rucksacks und gebe die Adresse meines Hotels in Varanasi durch.
Varanasi: Heilige Stadt am Ganges
Das Hotel in Varanasi liegt direkt am Haupt-Ghat, und da das Taxi nur bis zur autofreien Zone fahren darf und ich den Rest des Weges zu Fuß zurücklege, kaufe ich nebenbei die am dringendsten benötigten Dinge wie Zahnbürste und etwas Kleidung ein.
Mein Zimmer hat Ganges-Blick. Als ich durch die sehr eng beieinanderstehenden Gitterstäbe schaue, ist vom Fluss jedoch nichts zu sehen. Nur ein Affe sieht mir neugierig in die Augen.
Beim Bummel durch die Altstadt spricht mich ein junger Mann an. Er lässt sich nicht wie alle anderen abwimmeln. Ich sage ihm mit Nachdruck, dass er von mir kein Geld bekommen wird. „Das brauche ich auch nicht. Ich kann für mich selbst sorgen. Mein Name ist Rajiv.“
Wir laufen in die Richtung der Burning Ghats. Meterhoch stapelt sich in Ufernähe das Holz, das zum Verbrennen genutzt wird. Es ist ein spezielles Holz, das auch im Regen entflammbar ist.
Von der Terrasse eines halb verfallenen Hauses sind die Burning Ghats sehr gut zu sehen. Mehrere Holzstöße brennen. Ein Toter, eingehüllt in das traditionelle orangefarbene Tuch, wird gerade zum Fluss getragen und gewaschen. Nach der Verbrennung durchsieben Arbeiter die Asche der Scheiterhaufen nach Schmuck und verteilen sie anschließend im Fluss.
Beim Verlassen der Terrasse muss ich mir den Segen einer alten Frau, die am Eingang hockt, geben lassen. Dafür will sie natürlich Geld haben. 4000 Rupien (58 Euro) hält sie für angemessen. Ich drücke ihr 150 Rupien (2 Euro) in die Hand. Ihre Mundwinkel und ihre Augen zucken zornig. Stumm schluckt sie ihre Wut hinunter. Derweil gibt es eine Rangelei zwischen Rajiv und einem Typen, der mit der alten Frau „zusammenarbeitet“. Das Geld, das angeblich eine Feuerholzspende für die Armen sein soll, wird ausschließlich für Drogen ausgegeben.
Die Aarti Zeremonie
Am Abend bin ich noch einmal mit Rajiv verabredet. Er hat ein Boot organisiert und rudert zum benachbarten Dashaswamedh Ghat. Dort findet die allabendliche Aarti Zeremonie statt. Priester und Pilger beten jede Nacht zu Mutter Ganga. Es werden Lieder gesungen, Lampen und Fackeln entzündet und kleine mit Blumen gefüllte Schalen ins Wasser gesetzt.
Vor dem Ghat schaukeln unzählige Boote mit Touristen. Es ist sehr laut und so wirklich gut ist die Zeremonie vom Boot aus nicht zu verfolgen. Rajiv paddelt zurück, wir gehen etwas Essen und er erreicht es anschließend doch noch mich in den Laden, in dem er arbeitet, zu lotsen. Sein Chef setzt sofort zu einer langen Rede über seine Waren an. Ich schaffe es, das Verkaufsgespräch abzuwürgen und zu gehen.
Morgens in Varanasi
Um 5 Uhr wird es laut vor dem Hotel. Es ist die Zeit für ein Bad im Ganges. Rajiv ist auch wieder da und mietet ein Boot, um den Badegästen ungehindert vom Wasser aus zusehen zu können. An den Ghats sind jedoch nur wenige Leute, die ein Bad nehmen, einige waschen Wäsche. Der viel gepriesene Sonnenaufgang verschwindet hinter den Wolken, der Wind frischt auf und lässt das Boot abtreiben.
Wellen schlagen in den Kahn. Die Strömung ist so stark, dass der Bootsbesitzer per Telefon Verstärkung holt. Aus Sicherheitsgründen werde ich ans Ufer gerudert und laufe zurück.
Stadtbummel mit Hindernissen
Mitten im Gassengewirr der Altstadt steht der Vishwanath-Tempel (Goldener Tempel). Er ist Lord Shiva gewidmet, der höchsten Gottheit der Stadt. Nur mit Pass und Geld in der Tasche ziehe ich los. Polizei schickt mich von Eingang zu Eingang. Immer wieder ist das nächste Tor die gesuchte Pforte für Ausländer. Irgendwann gebe ich auf und gehe ins Hotel, um meine Kamera zu holen.
Zwischenzeitlich hat Delhi Airport angerufen. Mein Rucksack soll am nächsten Tag zwischen 15 und 16 Uhr ankommen. Das könnte knapp werden. Ich habe mir eine Fahrkarte nach Kalkutta besorgt und muss um 16 Uhr zum Bahnhof aufbrechen. Da Zugtickets auf lange Zeit im Voraus ausverkauft sind, kann ich auch nicht länger in Varanasi bleiben.
Kaum habe ich das Hotel verlassen, werde ich wieder einmal angesprochen. Der Typ ist sehr hartnäckig. Er folgt mir unentwegt redend zum Ghat: „Dort ist der Ehevermittlungsplatz. Ich will unbedingt ein Kind von dir. Vergiss deine Reisepläne und lebe mit mir zusammen.“ Ich lass ihn stehen. „Dein Verhalten ist schlecht fürs Karma“, ruft er mir noch hinterher.
Ich komme nur zehn Meter weit. Rajiv von gestern Abend läuft mir über den Weg: „Komm mit in meinen Laden.“ „Nein, ich gehe jetzt essen“, antworte ich. „Dann begleite ich dich.“ Wenigstens ist das Gericht, das er empfiehlt, ausgezeichnet.
Er versucht, mich zu einer abendlichen Bootsfahrt zu den Burning Ghats zu überreden. Ich erzähle ihm, dass ich am nächsten Tag nach Bangladesch abreisen werde. Seine Augen lassen mich nicht mehr los: „Hast du in Bangladesch einen Liebhaber?“ „Nein.“ „Dann verstehe ich nicht, warum du dorthin reisen willst.“
Ob ich im Goldenen Tempel gewesen sei, möchte er als Nächstes wissen. Ich erzähle von meinem Versuch, in den Tempel zu gelangen. „Ich bringe dich rein“, verspricht er. Wir verabreden uns für den nächsten Tag.
Mittlerweile ist es Mittagszeit, die Temperaturen sind auf 46 Grad gestiegen und ich gehe für eine Mittagspause ins kühle Hotelzimmer. Plötzlich beginnt das Bett zu schaukeln. Das Haus bricht zusammen, denke ich und bin im Nu im engen Treppenhaus und vor der Tür. Später lese ich in der Zeitung dass es ein großes Nachbeben in Nepal gab. Dort kamen bei Erdbeben im April und Mai (2015) 9000 Menschen ums Leben und 600.000 Häuser stürzten ein.
Noch einmal zur Aarti Zeremonie
Abends zieht es mich noch einmal zur Aarti Zeremonie am Ghat. Direkt vor den Priestern, die das Ritual ausführen zu stehen ist viel spannender, als vom Boot aus zuzusehen. Nach dem Ende der Zeremonie wird Reis verteilt: große Schalen voller Reis an die Bettler, kleine Schalen an alle anderen. Eine Kuh liegt zwischen den Gläubigen und frisst eine Schale Reis nach der anderen leer. Einige Leute gehen zu ihr, um sie aus der Hand fressen zu lassen. Der Kuh scheint das weniger zu gefallen.
Der letzte Tag in der Stadt
Um 9 Uhr bin ich mit Rajiv für einen Besuch des Goldenen Tempels verabredet. Er kommt nicht. Ich hole meinen Rucksack und gehe einen Kaffee trinken. Jemand klopft auf meine Schulter – Rajiv.
Den Rucksack kann ich bei einem der Blumenhändler am Tempel, die extra Schließfächer haben, abgeben, kaufe das preiswerteste Körbchen mit Zuckerzeug und Blumen (15 Euro) und warte auf einen Priester, der mich abholen soll. In der Zwischenzeit schärft mir Rajiv ein, gegenüber den Polizisten am Eingang zu beteuern, dass ich an den Hinduismus glaube. „Weitere Fragen beantwortest du nicht.“
Nach dem Passieren mehrerer Abtastkontrollen der Polizei, der Registrierung meines Passes, der Beantwortung der Frage nach dem Grund des Besuches – mein Glaube an den Hinduismus – und der Verneinung der Vermutung, ich sei Muslimin, sowie dem Zurücklassen meiner Flip-Flops, stehe ich auch schon im Tempel. Dank priesterlicher Begleitung kann ich mich an allen Wartenden vorbei drängeln.
Im Tempel erhält der an der Quelle sitzende Priester die Blumen, das Zuckerzeug bekomme ich zurück. Dann ist der Besuch auch schon beendet. „Mein“ Priester zeigt auf das goldene Dach des Tempels, lässt mich ein paar Worte nachsprechen, segnet mich mit einem Zeichen auf der Stirn und schon stehe ich wieder in der Gasse. Meine Flip-Flops sind noch auf dem Tempelgelände und ich suche erst einmal das nächste Schuhgeschäft.
Rajiv ist auch gleich wieder zur Stelle und schleppt mich in seinen Laden. Nachdem er den Besuch der Tempelanlage ohne Anstehen ermöglicht hat, kann ich nicht ablehnen. Sein Chef merkt jedoch sehr schnell, dass ich ganz sicher nichts kaufen werde und kurze Zeit später verabschieden wir uns auch schon.
Natürlich will Rajiv Geld haben: „Gib mir, was Dein Herz sagt.“ Das sagt bei 46 Grad nichts.
Irgendwas scheint aber am Tempelsegen dran zu sein. Zu meiner großen Freude wartet im Hostel bereits der Flughafenkurier mit dem Rucksack. Zwar verlangt er ein ordentliches Trinkgeld, aber ich bin froh, meine Sachen wieder zu haben.
Der Zug nach Kalkutta fährt erst um 18 Uhr ab. Ich bummele ein wenig durch die Gassen. Plötzlich steht Rajiv vor mir. Ob ich nicht doch Geld für ihn hätte. Nein. Ob ich die Burning Ghats fotografieren möchte; das ist verlockend, jedoch verboten. „Aber du bekommst kein Geld dafür“, mache ich ihm klar. „Okay“, ist seine Antwort.
Wegen der Mittagshitze verabreden wir uns zu 15 Uhr. Pünktlich ist Rajiv da, besorgt ein Boot und rudert zu den Burning Ghats. Ich fotografiere und fotografiere, bis die Leute am Ufer etwas herüberrufen. Daraufhin rudert Rajiv langsam zurück. Verstohlen blicke ich auf die Uhr.
Nachdem er das Boot zurückgegeben hat schlägt er vor, noch zu den kleinen Burning Ghats zu laufen. Ich kann nicht widerstehen. Auch dort fotografiere ich bis die Ersten zu schimpfen anfangen.
„Ich bringe dich noch zum Bahnhof“, Rajiv lässt nicht locker. Bevor wir jedoch in eine Rikscha steigen, schleppt er mich in ein Restaurant. Ohne einen warmen Imbiss zum Mitnehmen soll ich die lange Zugfahrt nicht antreten. Langsam wird mir mulmig. Nicht nur die Abfahrtzeit rückt verdammt nahe, Rajiv auch: „Deine Ausstrahlung, dein Lächeln, die Augen, ich bin voller Zuneigung zu dir.“ In Gedanken lege ich mir einen Fluchtplan zurecht.
Zum Glück benötige ich ihn nicht. Telefonisch hat er einen Freund, der eine Motorrikscha besitzt, geordert: „Er ist ein crazy Fahrer und bringt dich rechtzeitig zum Zug.“ Das ist er in der Tat. Pünktlich komme ich am Bahnhof an.
Mit dem Zug nach Kalkutta
Obwohl es keine Anzeigetafeln gibt, ist der Bahnsteig schnell gefunden. Durch die Lautsprecher werden pausenlos Zug- und Gleisnummern durchgesagt. Irgendwann gebe ich es auf, mich darauf zu konzentrieren. Die Bahn scheint jedenfalls Verspätung zu haben.
Als Erstes verspeise ich in Ruhe den Imbiss. Anschließend suche ich mir einen Englisch sprechenden Inder. Ein anderer Zug fährt ein und wieder ab. Eine Gruppe älterer Leute (vier Frauen, ein Mann), schafft es nicht mehr aufzuspringen. Die Frauen beschimpfen den Mann lautstark, sodass er noch kleiner wird, als er ohnehin schon ist.
Nach einer Durchsage springen plötzlich alle auf. Verstanden habe ich die Ansage nicht, renne aber vorsorglich den Leuten hinterher. Kaum sind wir auf einem anderen Bahnsteig angekommen, fährt auch schon der Zug ein.
Kalkutta liegt am Hugli
Bis zur Ankunft in Kalkutta hat der Zug vier Stunden Verspätung. Der Bahnhof Howrath ist ein überfüllter Moloch. Ich erwische den falschen Ausgang und finde mich zwischen Bussen und Motorrikschas wieder. Auf meine Frage, wo denn Taxis abfahren würden, werde ich von oben bis unten gemustert und erhalte in einem abschätzigen Ton die Antwort, dass ich einen Bus nehmen solle. Ich gehe zurück in den Bahnhof. Es dauert etwas, aber ich finde den richtigen Ausgang. Unzählige gelbe Autos stehen dort. Die Taxameter sind sogar in Betrieb und ich zahle nur 200 Rupien (knapp 3 Euro).
Nach einer kurzen Pause im Quartier bin ich auch schon wieder auf dem Weg. In zwei Tagen plane ich mit dem Bus nach Dhaka in Bangladesch weiter zu reisen und es ist höchste Zeit, eine Fahrkarte zu kaufen. Nur drei Metrostationen vom Hotel entfernt ist ein Busbahnhof. Den Bus-Parkplatz finde ich sofort, die Verkaufsstellen nicht. „Geh zum neuen Markt auf die andere Straßenseite. Dort bekommst du auch Tickets“, erklärt mir ein Taxifahrer.
Der Markt ist ein ganzes Viertel mit Läden. Ein Typ bringt mich zu einem Tickethändler, der am internationalen Busbahnhof anruft. „Die Tickets sind ausverkauft“, ruft er mir achselzuckend nach dem Telefonat zu. Überrascht bin ich nicht darüber, fahre aber trotzdem zum internationalen Busterminal.
Das Terminal ist ein öder Platz. In einem kleinen Gebäude am Rand des Parkplatzes befindet sich in einem kahlen Raum ein wackliger Schreibtisch. Dahinter sitzt ein Mann mit Stift und Block und bestätigt, dass es keine Tickets mehr gibt: „Du kannst auch mit dem Zug fahren. Der fährt dreimal in der Woche. Fahrkarten bekommst du bei der Eastern Company.“
Eilig wird ein Taxi herbei gewunken. Zehn Minuten vor dem Ende der Öffnungszeiten hält es bei der Eastern Company. Ein Ticket für den Zug am Samstag ist noch zu haben, allerdings nur in der 2. Klasse und ohne Klimaanlage. Innerlich stöhne ich auf, das kann ja heiter werden bei den Temperaturen. Andererseits bin ich froh darüber, dass der Weg nicht umsonst war.
Zum Kauf muss ich ein Visum für Bangladesch vorweisen. Ich reiche meinen Pass über den Tresen. Der Verkäufer wendet ihn hin und her und bezweifelt die Echtheit meines von der bengalischen Botschaft in Berlin ausgestellten Visums. Erst nachdem mehrere Leute geprüft und einer es für echt befunden hat, bekomme ich das Ticket verkauft.
Mit der Metro geht es zurück. Leider ist es auf den Bahnsteigen noch lauter als auf den Straßen. Von diversen Bildschirmen plärren Filme und Werbung überlaut durch den Bahnhof.
Mittlerweile ist es Abend geworden. Ich suche mir eine Garküche und beobachte die Rikschafahrer. Die Rikschas werden in Kalkutta noch von Hand gezogen. Es ist erstaunlich, wie die sehr schlanken Männer ihre Rikscha, in denen meist Übergewichtige sitzen, die schon Mühe haben, ihren Körper in das Gefährt zu hieven, durch die Gassen ziehen.
Der nächste Tag ist ein Sightseeingtag. Mit der Metro geht es zum Maidan-Park, einer riesigen Grünanlage mit Cricketfeld, Ziegenweide und der Victoria Memorial Hall. Türme überragen die Baumkronen. Sie gehören zur St.-Pauls-Kathedrale.
Auch das Minarett der Nakhoda-Moschee ist von Weitem zu sehen. Ich gehe darauf zu. Ein splitternackter Mann läuft ebenfalls in meine Richtung. Daraufhin verzichte ich auf die Besichtigung.
Den Rest des Tages verbummle ich in den Seitengassen. Dort türmen sich an unzähligen Ständen Obst und Gemüse. Rikschafahrer bieten unaufdringlich eine Fahrt an, die Leute beobachten mich mit freundlichen Gesichtern, niemand wird aufdringlich.
Mit dem Zug nach Bangladesch
Vom Bahnhof Kalkutta/Chitpur fahren nur zwei Züge ab. Der Zug nach Dhaka steht schon bereit. Nach dem Passieren mehrerer Sicherheitskontrollen kann ich endlich einsteigen. In der zweiten Klasse gibt es bequeme, plüschige Sitze. Die Ventilatoren über den Sitzreihen laufen auf Hochtouren, mein Nachbar bietet mir seinen Fensterplatz an. Selbst die Toiletten sind sauber.
Alle dösen vor sich hin, nur ein paar Soldaten kommen immer wieder vorbei. Plötzlich wird es hektisch. Das Gepäck wird gegriffen; es wird gedrängelt und geschubst: die Grenze.
In einer großen Halle hat sich eine lange Warteschlange gebildet. Grüppchenweise werden die Leute in einen weiteren Raum gelassen. Dort werden die Frauen abgescannt, die Männer nicht. Mein Pass sorgt bei den Beamten für ein wenig Abwechslung. Voller Freude registrieren sie die darin enthaltenen Visa, dann erhalte ich den Ausreisestempel und darf nach Bangladesch einreisen.