Wer dich nicht glücklich macht, wenn er ankommt, macht dich glücklich, wenn er geht.
(Sprichwort aus Jordanien)
Reisejahr 2016 | Lesezeit 4 Minuten
Amman – Wadi Rum – Wadi Musa (Petra) – Israel
Am Grenzübergang vom Westjordanland nach Jordanien stehen zwei Abfertigungsgebäude: eines für Palästinenser und eines für Touristen sowie Palästinenser aus Ostjerusalem. Vor dem Gebäude für Palästinenser stauen sich Minibusse und Autos kilometerlang. Es ist Donnerstag, viele sind auf Pilgerreise, und wir hoffen inständig, dass unser Übergang weniger chaotisch verläuft.
Als Touristen dürfen wir mit einem Taxi direkt zum israelischen Abfertigungsgebäude fahren. Der reguläre Preis beträgt 50 Schekel (11 Euro). Der Fahrer, der uns in Jericho eingesammelt hat, stoppt an einem für diesen Zubringerdienst zugelassenen Auto. Mit versteinertem Gesicht kurbelt der neue Taxifahrer das Fenster herunter, wirft unsere Rucksäcke mürrisch in den Kofferraum und verlangt plötzlich 100 Schekel. Das doppelte. Als wir das ablehnen, fliegen die Rucksäcke wieder aus dem Wagen. Sofort tritt ein Soldat hinzu, nimmt dem Fahrer wortlos die Papiere ab und verschwindet damit.
Wir suchen uns ein anderes Taxi, zahlen die regulären 50 Schekel und passieren den israelischen Posten. Die obligatorische Frage nach Bomben oder Waffen im Gepäck überrascht uns nicht, die eher seltene Frage nach unserer Beziehung zueinander schon. Fünf Minuten später stehen wir am israelischen Terminal, zahlen jeweils 50 US-Dollar Ausreisegebühr und steigen in den Shuttlebus zur jordanischen Grenze. Dort genügt ein kurzer Blick in die Pässe und wir dürfen passieren.
Von Amman zur Felsenstadt Petra
Um nach Amman zu kommen, müssen wir ein Taxi nehmen. An der Altstadt stoppt der Fahrer: Weiter dürfe er nicht fahren, erklärt er uns, lässt uns jedoch nicht einfach stehen. Stattdessen begleitet er uns zu Fuß bis zum Hotel. Dieses liegt nur wenige Gehminuten vom römischen Amphitheater und einer Moschee entfernt. Nach einer kurzen Besichtigungstour und einem Glas frisch gepressten Orangensaft kehren wir in unser Zimmer zurück.
In der Nacht halten uns Sturm und Regen wach. Um 8.30 Uhr klopft es an der Tür: Das Frühstück steht bereit. Gemütlich ist es im Hotel, fast zu gemütlich, um aufzubrechen. Doch wir müssen los, wenn wir unser Ziel, den Ort Petra noch erreichen wollen. Es ist Freitag, und an diesem Tag fahren nur wenige Minibusse. Am Ende warten wir zweieinhalb Stunden, bevor der Bus endlich startet. Vier Stunden und 245 Wüstenkilometer später erreichen wir Petra.
Wadi Rum: Filmkulisse für den Film „Lawrence von Arabien“
Den Besuch der alten Nabatäerstadt Petra verschieben wir wegen des miesen Wetters. Stattdessen brechen wir zu einer Jeep-Tour durch das Wadi Rum auf.
Hier scheint die Sonne. Sie lässt Felsen und Wüstensand in warmen Farben glühen. Bizarre Formationen laden zum Klettern ein, und von den Sanddünen aus öffnet sich ein atemberaubender Blick über das Tal. Abwechselnd fahren wir selbst durch das offene Gelände und stehen schließlich an der Kulisse aus dem Filmklassiker „Lawrence von Arabien“. Ein Moment, so weit entfernt vom gestrigen Chaos, dass es sich wie ein anderer Teil der Reise anfühlt.
Felsenstadt Petra
Kein Regen und angenehme Temperaturen überraschen uns am nächsten Tag und wir brechen sofort zur alten Nabatäerstadt auf. Der Weg nach Petra führt durch den Siq, eine 800 Meter lange, 200 Meter hohe Felsspalte, die durch tektonische Verschiebungen entstanden ist. Als wir die letzte Biegung passieren, erscheint vor uns das berühmte 40 Meter hohe und 25 Meter breite, in goldenes Sonnenlicht getauchte Schatzhaus.
Weiter geht es in die antike Stadt. Monumentale Grabtempel und Wohnhöhlen ziehen sich entlang der Felswände. Über 756 Stufen gelangen wir zum Opferplatz. Oben ist es wunderbar ruhig – eigentlich. Wäre da nicht ein asiatischer Tourist, dessen am Rucksack baumelndes Radio unaufhörlich plärrt.
Vorbei am Römischen Theater, der Königswand mit Urnengrab, Korinthischem Grab und Palastgrab nehmen wir die nächsten 800 Stufen in Angriff, die bergauf zum Felsentempel ad-Deir führen. Wieder taucht der Asiat mit seinem Radio auf. Marc eilt die Stufen hinauf, um dem Lärm zu entkommen.
Schließlich stehen wir vor dem gewaltigen Tempel: 39 Meter hoch, 47 Meter breit. Bei arabischem Kaffee, frisch gepresstem Orangensaft und einem Sandwich, das wir energisch vor hungrigen Katzen verteidigen müssen, lassen wir den Blick schweifen – und die Gedanken in die Zeit der Nabatäer.
Am nächsten Morgen fahren wir zum Grenzübergang in Akaba. Im Gegensatz zum Trubel bei der Einreise herrscht hier gähnende Leere. Es scheint eine schnelle Ausreise zu werden. Wir zahlen 20 JOD (27 Euro) Ausreisegebühr, dann hakelt es doch noch. Der Einreisestempel fehlt. Irgendwo im Rucksack finde ich noch die Quittung über die israelische Ausreisegebühr. Auf ihr ist der Grenzübergang vermerkt und wir bekommen Ein- und Ausreise gleichzeitig in den Pass gestempelt. Alles hat wieder seine Richtigkeit und wir laufen zur Grenzkontrolle in Israel.











