Marshallinseln

„Vervollkommnung durch gemeinsame Anstrengung.“
(Wahlspruch der Marshallinseln)

Reisejahr 2024

SüdkoreaNeuseelandVanuatuFidschiTuvaluSalomonenAustralien (Nord) – OsttimorAustralien (West, Tasmanien) – Nauru

Majuro – Enemanit Island

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Nur rund eine Flugstunde trennt Nauru von Majuro, dem Hauptarchipel der Marshallinseln. Geografisch erstreckt sich das Land über 29 Korallenatolle, von denen die meisten unbewohnt, dünn besiedelt oder für Besucher gesperrt sind.

Vor allem die drei bekanntesten Atolle sind entweder schwer erreichbar oder völlig unzugänglich: Das weltbekannte Bikini-Atoll wird nur alle paar Monate von einem indischen Tauchschiff zum Wracktauchen angesteuert. Das Eniwetok-Atoll ist aufgrund der US-amerikanischen Kernwaffentests in den 1940er- und 1950er-Jahren weiterhin Sperrgebiet und auf dem Kwajalein-Atoll unterhält das US-Militär einen Marinestützpunkt sowie ein Raketentestgelände. 

Erschwerend kommt hinzu, dass die landeseigene Fluggesellschaft „Air Marshall Islands“ ihrem Ruf als „Air Maybe“ alle Ehre macht, sodass ein Transfer zu den äußeren Atollen lediglich mit dem Frachtschiff erfolgen kann. Dieses sticht ungefähr alle zwei bis vier Wochen in See und niemand weiß, wann es wieder zurückkommt. Wir sitzen also auf Majuro fest.

Ausflug nach Enemanit Island

Etwas Abwechslung bieten ein paar kleine Inselchen am Rande des Majuro-Atolls. Die malerischste ist Enemanit Island. Allerdings befindet sich das kleine Eiland im Privatbesitz eines erfolgreichen Bauunternehmers, der jeden Sonntag neben Familienangehörigen und Geschäftspartnern auch Freunde zu einem Barbecue auf seine Insel einlädt. Nach einem Besuch in seinem Büro und einem kurzen Plausch mit dem Juniorchef gehören wir ebenfalls zu den geladenen Gästen. „Bringt eine Kiste Bier mit!“ ist alles, was er als Gegenleistung wünscht.

Das Boot für die Überfahrt nach Enemanit ist schon ein wenig in die Jahre gekommen. 1970er- und 1980er-Jahre-Discomusik schallt aus den mitgebrachten Musikboxen, Bierdosen werden geöffnet und die ersten Gespräche geführt. Als das Boot an der Insel mit ihrem hellen Sandstrand und den hohen Palmen anlegt, ist das Südseefeeling perfekt.

Während das Bier schon in Strömen fließt und das Fleisch auf dem Rost gart, gehen wir erst einmal schnorcheln. Schließlich liegen in Ufernähe ein Flugzeugwrack und Teile eines Hubschraubers im glasklaren Wasser, so dass sich für uns die seltene Gelegenheit zum Wrackschnorcheln bietet. 

Enemanit Island auf den Marshallinseln
Enemanit Island
Flugzeugwrack
Inseltour mit dem Mietwagen

Um das Archipel zu erkunden, mieten wir am nächsten Tag ein Auto. Die 40 Kilometer lange Fahrt zwischen den beiden Enden des Atolls hält keine Überraschungen bereit. Wie überall in der Südsee säumt eine Ansammlung verwitterter Häuser, ausrangierter Container und unzähliger Müllberge die Straße. Am viel gepriesenen Strand im Ort Laura gibt die Ebbe den Blick frei auf rostigen Schrott, reichlich Abfall und die Hinterlassenschaften der unzähligen streunenden Hunde.

Mittlerweile ist es Mittagszeit und im Stadtzentrum sind auf einmal Einwohner dabei, die Straßen zu säubern. „In vier Tagen finden die Micronesian Games statt und deshalb müssen heute die Regierungsangestellte den herumliegenden Unrat beseitigen“, erfahren wir später von einem Hausbesitzer, der gerade die Straßenfront seines Hauses abwäscht.

Die Spiele, bei denen Athleten aus acht Nationen in dreizehn Disziplinen teilnehmen, sind für die Marshallesen ein wichtiges Event. Damit sie gelingen, hat Taiwan seinem Verbündeten ein Stadion spendiert, an dem jedoch auch wenige Tage vor der Eröffnungsfeier noch immer gebaut wird.

Majuro auf den Marshallinseln
Majuro
Majuro auf den Marshallinseln
Majuro
Taiwan hat ein Stadion spendiert

Ein weitaus größeres Problem stellt die Unterbringung der Athleten dar. Die Hotelkapazitäten reichen bei weitem nicht aus und so werden einige Schulen zu Sportlerunterkünften umfunktioniert. Immerhin können sich die Schüler dadurch über reparierte Toiletten und ausgetauschte defekte Klimaanlagen freuen.

Nachdem wir Majuro ausgiebig erkundet haben, bleibt uns noch der Besuch des einzigen Inselmuseums. In den kleinen Räumen sind Kunsthandwerk und traditionelle Werkzeuge ausgestellt; über die Atomtests und ihre Auswirkungen auf die Bevölkerung informieren jedoch nur ein paar wenige Fotos. Dafür finden wir später in der Wochenzeitung den Bericht einer Gebäudeversicherung, in dem klargestellt wird, dass sie nicht zahlt, „wenn mutwillig oder auch versehentlich ein nuklearer Sprengsatz neben dem Haus gezündet wird.“

Mit dem Museumsbesuch sind auch alle möglichen Aktivitäten erschöpft. Die verbleibende Zeit verbringen wir mit gepflegtem Müßiggang und brechen zwei Tage später in die Föderierten Staaten von Mikronesien auf.

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