Russland ist das größte Land der Welt mit Hunderten von Naturschutzgebieten, Nationalparks und Biosphärenreservaten. Wir waren unterwegs mit der Transsibirischen Eisenbahn, wanderten im wilden Kaukasus und in der Republik Altai, fuhren auf der Straße der Knochen und besuchten die Braunbären auf Kamtschatka.
Mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Irkutsk
Viel Zeit zum Entspannen im Rhythmus der Schienenstöße. Vor dem Zugfenster ziehen Tannen und große Flächen mit Birkenwäldern vorbei. Dazwischen sind die Plattenbauten von Nowosibirsk mit ihrem Chaos von Baukränen, Wiesen, Dörfer mit den typischen Holzhäusern, kleine Flüsse und weite Ebenen zu sehen.
Ab und an hält der Zug für 20 bis 40 Minuten an prachtvollen Bahnhöfen und kleinen Bahnstationen, die in Abständen von ein paar Hundert Kilometern an der Strecke liegen. Auf allen Bahnhöfen stehen meist ältere Frauen und verkaufen frisch frittierten Fisch, Piroggen mit verschiedenen Füllungen, Eier und Süßes.
Nordkaukasus
Gerne wird die Landschaft des Nordkaukasus verglichen mit den Alpen, als sie noch nicht zu einem Freizeitparadies ausgebaut waren. Nur, dass die Berge im Nordkaukasus noch ein bisschen höher, die Wälder, in denen es Bären gibt, ein wenig dichter, die Gebirgsflüsse wilder sind. Der Elbrus, ein erloschener Vulkan, dessen Krater auf 5.633 Meter Höhe liegt, gilt als der höchste Gipfel Europas.
Bewohnt wird das Gebiet von einer kaum zu überschauenden Vielfalt von Völkern mit ihren eigenen Sprachen. Eine Reise durch die zum Föderalbezirk Nordkaukasus gehörenden Territorien Krasnodar und Stavropol, die Region Rostov und Kabardino-Balkarien, Nordossetien und Dagestan, Tschetschenien und Inguschetien ist eine Reise durch eine spannungsgeladene Region, durch die sich in Russland die Trennlinie zum Islam zieht.
Dagestan
Machatschkala, die Hauptstadt, ist, im Gegensatz zum aufgeräumten Grosny, eine laute chaotische Stadt. Heruntergekommene Wohnblöcke aus Sowjetzeiten, ein Gebäude von dem das Konterfei Stalins mit der Unterschrift „Danke für den Sieg“ blickt, unzählige kleine Läden – über einem steht Tupperware – sind das erste was wir von der Stadt sehen. Kleine mit Methangas betriebene Stadtbusse fahren geräuschlos an uns vorbei, auf Plakaten wird dem 9. Mai gedacht.
Inguschetien
Strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen empfangen uns in Inguschetiens Hauptstadt Magas. Das nur mit einem Café ausgestattete Flughafengebäude liegt inmitten ländlicher Idylle. Lediglich ein Parkplatz und eine kleine Moschee lassen erkennen, dass hier der Flughafen ist.
Tschetschenien
Von weit her sind die Hochhäuser von „Grosny City“, dem modernen Hochhauszentrum der Stadt, zu sehen. Die Magistrale führt an ihr entlang und ist nach dem ersten Präsidenten Tschetscheniens Achmat Kadyrow und dem Präsidenten der Russischen Föderation Wladimir Putin benannt. Öffentliche Gebäude sind mit dem Konterfei der beiden und ab und an auch mit dem Bild des aktuellen Präsidenten Ramsan Kadyrow versehen.
Sibirien
Die Region Kolyma liegt selbst für russische Verhältnisse sehr abgelegen. Nachdem sowjetische Geologen herausfanden, dass das Territorium unter anderem reich an Gold ist, entstand unter Stalin der Gulag-Lagerkomplex Dalstroi zum Abbau der Mineralien.
„Straße der Knochen“ wird der Kolyma Highway auch genannt: Hunderttausende Gefangene, die unter Stalin in den Gulag-Lagerkomplex Dalstroi verbannt wurden, erbauten die Straße von den 1930er bis zu den 1950er Jahren. Tausende Häftlinge wurden erschossen, weil sie die Arbeitsnorm nicht erfüllten, andere starben am mörderischen Klima oder an den menschenunwürdigen Bedingungen, die in den Gulags herrschten. Viele der Toten wurden kurzerhand unter der Straßendecke begraben.
Altai-Gebirge
Ein besonderes landschaftliches Juwel im Altai-Gebirge sind die Multinskije-Seen – sieben abgeschiedene Bergseen mit kristallklarem Wasser vor einer grandiosen Kulisse.
Nach einigen Kilometern überfahren wir die Markierung zur Republik Altai; ab jetzt muss das Permit griffbereit liegen. Die Landschaft ändert sich stetig: Die Berge rücken näher, von Blumen blau und gelb gesprenkelte Wiesen wechseln in Weideland, in lichten Waldabschnitten grasen Kühe und Pferde zwischen den Bäumen.
In einem kleinen Dorf, umgeben von grünen Berghängen und oberhalb eines Flusses liegt unsere Unterkunft: ein geräumiges Einfamilienhaus. Bei Rippchen vom Grill besprechen wir die nächsten fünf Tage, die wir tief im Altai-Gebirge an den Multinskije-Seen verbringen wollen.
Ferner Osten
Auf Kamtschatka liegt der See Dwuchjurtotschnoje, ein Paradies für die größten Braunbären der Welt, die dort zur Zeit der Lachswanderung Nahrung im Überfluss finden. Der wohl unheimlichste Ort auf Kamtschatka ist jedoch der Tote Wald, der 1975/76 beim Ausbruch des Vulkans Tolbatschik entstanden ist. Wo einst ein Wald war, ragen nur die Wipfel der Bäume wie Skelette zwischen Kratern hervor, denen noch heute schwefelige Gase entweichen.
Rötlich schimmert es durch die Wasseroberfläche. Bären springen und rennen oder durchpflügen mit offenem Maul das Wasser. Jeder hat seine eigene Fangmethode, ein Jungtier probiert mehrere Varianten aus. Obwohl das Wasser von Lachsen wimmelt, brauchen sie viele Anläufe, bis ein Fisch in ihren Mäulern endet. Etwas entfernt steht ein besonderes Prachtexemplar eines Bären im Wasser, startet unlustig ab und an einen Jagdversuch und brüllt Konkurrenten, die ihm zu nahe kommen, weg.