Bewegung hat Glück in sich und viel Glück braucht einen Sprung.
(Aus Kuwait)
Reisejahr 2018 | Lesezeit 9 Minuten
Eritrea – Kuwait-Stadt – Ahmadi – Bahrain
Übermüdet vom nächtlichen Partylärm in den Hotels in Eritrea landen wir in Kuwait. Hier, wo es kaum Nachtleben gibt, hoffen wir endlich auf erholsamen Schlaf.
Die Einreise sollte dank des vorab beantragten e-Visums unkompliziert sein. Doch schon im Visa-Center merken wir: Hier läuft nichts schnell. Außer uns ist niemand da, trotzdem ziehen wir brav eine Wartenummer, geben die Pässe ab, kaufen Gebührenmarken und warten. Die Angestellten plaudern, lachen, gestikulieren. Wir starren auf die Uhr, hoffen, dass ihnen irgendwann die Themen ausgehen. Erst eine Stunde später winkt man uns nach vorn.
Bis zur ersehnten Nachtruhe bleibt noch Zeit. Also steuern wir das Scientific Center an, in dem angeblich riesige, fast vier Meter große Krabben leben. In Wirklichkeit sehen wir jedoch ein kleines Wasserbecken, die Riesen-Krebse sind längst Geschichte. Der wahre Blickfang sind zwei Otter, die ausgelassen im Wasser spielen.
Bald stehen wir wieder draußen und erleben beim Anblick der Kuwait Towers in der Dämmerung einen ersten echten Höhepunkt. Ihre glitzernden Kugeln dienen als Wasserreservoir, während der schmale dritte Turm sie mit wechselnden Lichtspielen anstrahlt. Sie sind zugleich Sehenswürdigkeit und Wegweiser zu unserem Hotel.
Das Hotelzimmer befindet sich im 19. Stockwerk. Endlich kein Straßenlärm, kein Partykrach. Doch kaum liegen wir im Bett, dröhnt es über uns. Die Decke vibriert, Maschinenlärm erfüllt das Zimmer. Über uns brummt die Entlüftungsanlage. Müde packen wir wieder unsere Sachen und ziehen ein paar Etagen tiefer. Dieses Mal ist es wirklich ruhig.
Geschichte des Öls
Kuwait verfügt über acht Prozent der weltweiten Ölreserven. Im Oil Display Center der Kuwait Oil Company in Ahmadi lässt sich die Geschichte dieses Reichtums nachverfolgen.
38 Kilometer fährt der Bus die Küste entlang. Busse werden nur von Arbeitern genutzt, entsprechend alt und klapprig sind sie. In Fahaheel steigen wir in ein Taxi um. Fünf Minuten später sind wir zwar in Ahmadi, fahren jedoch hin und her, immer um das Betriebsgelände der Kuwait Oil Company herum. Schließlich steigt ein Arbeiter zu. Verwundert fragt er: „Habt ihr kein Google Maps?“, und lotst uns zum Ziel.
Die Ausstellung im Oil Display Center ist informativ: Ölfelder, Raffinerien, das kilometerlange Pipeline-Netz bis ins Meer. Eindringlich auch die Bilder aus dem Zweiten Golfkrieg: 950 brennende Ölquellen, verminte Infrastruktur, ein Land am Rand der Zerstörung.
Zwischen Ahmadi und Kuwait-Stadt
Zwei Bushaltestellen befinden sich in unmittelbarere Nähe des Geländes. Aber es fehlt an Bussen. Ein geschäftstüchtiger Autofahrer nimmt uns kurzerhand mit nach Fahaheel und setzt uns am Fischmarkt am alten Hafen ab. Daus schaukeln am Pier, die Auslagen im Markt quellen über vor Garnelen, Krabben und Fischen. Das Wasser läuft uns im Mund zusammen. Warum gibt es hier keinen Grill?
Zur Feierabendzeit fahren wir zurück nach Kuwait-Stadt. Am Busfenster ziehen Baustellen vorbei. Neue Wohnhäuser entstehen überall entlang der Küste und doch stehen viele Gebäude leer. Manche von ihnen sind prunkvoll, andere klobig, etliche sind langweiliger Standard.
Die Märtyrer des zweiten Golfkriegs
Ausführlichere Informationen über den Golfkrieg soll es im Golfkriegsmuseum geben. Allerdings musste das private Museum vor einem halben Jahr (2018) seine Pforten zugunsten von Bauprojekten der Regierung schließen.
Nur das Haus der Märtyrer in Qurain ist als Gedenkstätte erhalten geblieben. Der ehemalige Kriegsschauplatz ist bei den Taxifahrern bekannt und so kommen wir problemlos hin. Schon vor der Villa begrüßt uns ein verrosteter Panzer, der sein Rohr auf die Fassade gerichtet hat. Drinnen erzählen Einschusslöcher von zehn Stunden Belagerung. Acht Kuwaiter verteidigten sich hier gegen irakische Soldaten. Zwei konnten entkommen, zwei überlebten im Dachboden, die übrigen wurden nach der Erstürmung erschossen.
Stuckarbeiten an den Wänden im Treppenhaus, ein Treppengeländer aus bearbeitetem Stein und mehrere Bäder lassen ein gutes Leben der ehemaligen Bewohner erahnen. Einschusslöcher in den Wohnräumen gewähren einen großzügigen Blick in die Nachbarschaft. Teilweise ins Englische übersetzte Befehle dokumentieren das Morden und Zerstören.
Was tun in Kuwait-Stadt?
Um von Qurain zurück nach Kuwait-Stadt zu gelangen, hatten wir mit dem Fahrer vereinbart, dass er uns eine Stunde später abholen soll. Das Taxi kommt jedoch nicht. Nach Bauchgefühl laufen wir Richtung Autobahn; ein Auto hält und der Fahrer nimmt uns bis zum Markt in Kuwait-Stadt mit. Dort gibt es sehr gut besuchte Schnellrestaurants mit Fisch, Huhn und Fleisch auf der Speisekarte. Wir suchen uns ein freies Plätzchen und genießen ein wohlschmeckendes Menü.
Am nächsten Tag reisen wir nach Bahrain ab. Bis zum Abflug ist jedoch noch Zeit und so blättern wir im Reiseführer nach Sehenswürdigkeiten. Doch irgendetwas stimmt nicht: Der Goldmarkt ist zu, obwohl er geöffnet sein sollte. In das Gouverneurshaus gelangen wir zwar durch eine geöffnete Tür, jedoch komplimentiert uns ein Mitarbeiter mit den Worten hinaus „Wir öffnen erst um 16 Uhr.“ Da zeigt meine Uhr längst 16:30 Uhr.
Drei Stunden vor Abflug fahren wir zum Airport. Unser Flug wird auf den Tafeln nicht angezeigt, dafür andere, die längst gestartet sein müssten. Erst an der Information sehen wir, dass sich mein Handy – wohl in der Nacht – um zwei Stunden vorgestellt hat. Deshalb standen wir ständig „zu früh“ vor verschlossenen Türen. Zwar verbringen wir nun fünf Stunden auf dem Flughafen bis zum Abflug nach Bahrain, haben aber das Gefühl, nichts Entscheidendes verpasst zu haben.