Mosambik

In der Krise vertraut man den eigenen Füßen.
(Sprichwort aus Mosambik)

Reisejahr 2025 | Lesezeit 6 Minuten

Malawi SüdafrikaLesotho Eswatini

Maputo – Tofo – Vilanculos – Gorongosa-Nationalpark – Simbabwe

Nach der Rückgabe unseres Mietwagens in Swasiland organisieren wir mangels öffentlicher Verkehrsmittel einen privaten Transfer nach Mosambik. Der Ausreiseprozess auf eswatinischer Seite erweist sich als modern und effizient – im Nu sind alle Formalitäten erledigt.

Ganz anders gestaltet sich die Einreise nach Mosambik: In einem heruntergekommenen, hallenartigen Raum läuft auf einem Fernseher ein Spielfilm in ohrenbetäubender Lautstärke. Die Beamten verfolgen gebannt die Handlung, ehe sich nach geraumer Zeit einer von ihnen erhebt und an den Schalter tritt. Er spricht ausschließlich Portugiesisch, was die Kommunikation erheblich erschwert.

Nach zähem Hin und Her beharren die Beamten zunächst auf einem e-Visum, das deutsche Staatsbürger jedoch gar nicht benötigen. Glücklicherweise hängt an der Wand ein Hinweis in portugiesischer und englischer Sprache, der die visafreie Einreise bestätigt. Wir verweisen darauf, es folgen mehrere Telefonate, und schließlich erhalten wir das Visum in den Pass gestempelt sowie ein Zusatzdokument, das uns den Aufenthalt im Land für 30 Tage gestattet.

Die Hauptstadt Maputo

In Maputo ist die sozialistische Vergangenheit allgegenwärtig. Das Stadtbild im Zentrum wird von verfallenden Plattenbauten mit vergitterten Fenstern geprägt, sodass manche Wohnungen wie Vogelkäfige wirken. In den Erdgeschossen dieser Betonblöcke finden sich bisweilen sogar Tankstellen. Straßennamen wie Kim Il Sung, Karl Marx oder Mao Tse-tung erinnern an fragwürdige politische Vorbilder vergangener Tage. An Straßenecken türmen sich Müllberge, während Männer in überquellenden Abfallbehältern nach Essbarem suchen.

Wohnhäuser in Maputo in Mosambik
Wohnblöcke im Zentrum
Wohnhäuser in Maputo in Mosambik
Viele Fenster sind vergittert.

Am Abend besuchen wir ein Lokal an der Uferpromenade. Erst allmählich wird uns klar, dass es sich weniger um ein gewöhnliches Restaurant handelt, als vielmehr um einen Ort, der Leib und Seele auf sehr eigene Weise zu versorgen weiß: Die Auswahl an Damen übertrifft jene auf der Speisekarte bei Weitem.

Als wir das Lokal verlassen, ist es bereits dunkel. Da nächtliche Spaziergänge wegen der hohen Kriminalität nicht ratsam sind, wollen wir ein Taxi nehmen. Vor dem Eingang warten jedoch nur Limousinen mit Bodyguards. Einer von ihnen ruft schließlich einen jungen Mann herbei, offenbar jemand, dem die Personalführung der Frauen obliegt. Auf Englisch beginnt er ein Gespräch und als er merkt, dass wir nur harmlose Touristen sind, bestellt er uns per App ein Auto und hilft uns noch mit etwas Kleingeld aus.

Am nächsten Tag erkunden wir die Stadt zu Fuß. Sehenswürdigkeiten sind jedoch rar: einige, zwischen maroden Hochhäusern eingeklemmte, renovierungsbedürftige koloniale Häuser, das Denkmal für Mosambiks ersten Präsidenten Samora Machel, eine schmucklose Kathedrale, die Mauer des alten Forts sowie der von Gustav Eiffel entworfene Hauptbahnhof. Am interessantesten ist das ebenfalls von Eiffel konzipierte „Eisenhaus“, ein zweigeschossiges Gebäude aus vernieteten Metallplatten, das nie bewohnt wurde, weil es in seinen Räumen im Sommer unerträglich heiß und im Winter zu kalt ist.

Denkmal für Samora Machel, im Hintergrund die Kathedrale
Hauptbahnhof in Maputo
Von Gustav Eiffel entworfener Hauptbahnhof
Eisenhaus in Maputo
Das „Eisenhaus“
Tofo und Vilanculos – Küstenorte zwischen Trubel und Idylle

Von Maputo fliegen wir nach Inhambane und fahren von dort weiter ins nahegelegene Tofo. Zwei Tage verbringen wir in dem lebhaften Küstenort mit seinen breiten Stränden und zahlreichen Tauchschulen. Besonders eindrucksvoll ist der Anblick der Buckelwale: Auf ihrem Weg vom Atlantik in wärmere Gewässer, um sich zu paaren und ihre Jungen zur Welt zu bringen, ziehen sie majestätisch an der Küste vorbei. In Sichtweite springen sie aus dem Wasser und stoßen ihre Atemfontänen in den Himmel.

Etwa vier Autostunden von Tofo entfernt liegt Vilanculos. Auch hier herrscht quirliges Leben, doch unser Quartier am Ortsrand bietet angenehme Ruhe. Noch vor kurzem residierte dort Mosambiks Präsident Daniel Chapo.

Vilanculos ist vor allem Ausgangspunkt für Ausflüge zum Bazaruto-Archipel. Zwei der fünf Inseln, die zum Archipel gehören, steuern wir an: Bazaruto, auf der wir ein wenig über hohe Sanddünen und durch tiefe Täler wandern und Banguerra, auf der wir die heimischen rosa Flamingos im türkisfarbenen Wasser beobachten.

Bazaruto-Archipel in Mosambik
Die hohen Sanddünen von Bazaruto
Bazaruto-Archipel in Mosambik
Sanddüne auf Bazaruto
Bazaruto-Archipel in Mosambik
Sanddünen von Banguerra

Zwischen den Inseln liegt das „2 Mile Reef“, eine natürliche Barriere gegen die Wellen des Indischen Ozeans und ein beliebter Schnorchelspot. Mit etwas Glück lassen sich hier Dugongs beobachten. Wir begegnen allerdings nur ein paar bunten Fischen, einer grimmig die Umgebung beobachtenden Moräne und einem scheuen Riffhai.

Schnorcheln im „2 Mile Reef“
Schnorcheln im „2 Mile Reef“
Moräne
Von der Küste ins Landesinnere

Nach erholsamen Tagen am Meer brechen wir ins Landesinnere auf – unser Ziel ist der Gorongosa-Nationalpark. Für die knapp zehnstündige Fahrt auf schlechten Straßen haben wir einen Wagen mit Fahrer gebucht.

Da der Eingang zum Nationalpark um 18 Uhr schließt, verabreden wir eine Abholung um 8 Uhr. Doch zum vereinbarten Zeitpunkt erscheint niemand. Erst nach einem Telefonat mit dem Anbieter wird Ersatz organisiert. Die Nationalparkverwaltung zeigt sich derweil flexibel und erklärt sich bereit, mit der Schließung auf uns zu warten.

Je weiter wir ins Landesinnere kommen, desto schlechter wird die Infrastruktur, die Hütten in den Dörfern wirken ärmlicher, bettelnde Kinder laufen neben dem Auto her.

An einer Polizeikontrolle werden wir Zeugen der allgegenwärtigen Korruption: Ein Beamter umrundet das Auto immer wieder und verlangt ständig neue Papiere vom Fahrer, bis endlich ein Dokument fehlt. Eine Weiterfahrt ist jetzt nur gegen Bares möglich; eine Quittung gibt es natürlich nicht.

Trotzdem erreichen wir den Park rechtzeitig. An der größten Lodge des Gebiets, die etwa hundert Gäste aufnehmen kann, erwartet uns bereits unser Guide Castro. Mit ihm fahren wir tiefer in das Schutzgebiet hinein, bis zu einem kleinen Camp, wo wir ein komfortables Glampingzelt beziehen.

Safari im Gorongosa-Nationalpark

Der Gorongosa-Nationalpark gilt als Erfolgsmodell der Wiederansiedlung von Wildtieren. Während des Bürgerkriegs (1977–1992) war die Tierwelt nahezu ausgelöscht worden; vor allem Elefanten wurden wegen ihres Elfenbeins massenhaft getötet, um Waffen und Munition zu finanzieren. Deshalb galten sie lange Zeit als scheu und aggressiv. Um wieder eine gesunde Population aufzubauen, brachte man Tiere aus Südafrika in das Schutzgebiet, darunter Elefanten, Löwen und Afrikanische Wildhunde.

Die Tage im Park verbringen wir mit mehreren Safaritouren. Die Zahl der Wildhunde ist mittlerweile so stark angewachsen, dass wir sie häufig sichten und auch die Elefanten lassen sich aus nächster Nähe beobachten, wenngleich sie immer ein wachsames Auge auf uns haben. So beäugt uns ein stattlicher Bulle zunächst aufmerksam, ehe er mit seinem Rüssel eine Palme zu Fall bringt, um an ihre Blätter zu gelangen.

Elefanten im Gorongosa-Nationalpark in Mosambik
Ein Elefant behält uns im Blick.
Elefanten im Gorongosa-Nationalpark in Mosambik
Ohne Worte
Ein Elefant fällt eine Palme im Gorongosa-Nationalpark in Mosambik
Ein Elefant fällt eine Palme.

Doch nicht immer bleibt es friedlich: Eine Elefantenkuh stürmt plötzlich trompetend aus dem Gebüsch auf uns zu, stoppt jedoch im letzten Moment. Zweimal wiederholt sie den Scheinangriff. „Sie verteidigt sicher ein Kalb“, erklärt Castro. Beim dritten Mal tritt er das Gaspedal durch. Ab diesem Zeitpunkt wird aus einer Drohgebärde meist Ernst.

Eine Besonderheit des Nationalparks ist das Pangolin-Zentrum. Dort werden die seltenen Schuppentiere untersucht, gechipt und wieder ausgewildert. Wir dürfen eines aus nächster Nähe ansehen. Auf dem Arm des Betreuers ist es ununterbrochen in Bewegung, und kaum abgesetzt, wuselt es flink durchs Laub, klettert über eine kleine Mauer und versucht davonzulaufen.

Pangolin im Gorongosa-Nationalpark in Mosambik
Der Pangolin klettert über eine kleine Mauer
Pangolin im Gorongosa-Nationalpark in Mosambik
und versucht davon zu laufen.
Abschied von Mosambik

Der Aufenthalt im Gorongosa-Nationalpark bildet den krönenden Abschluss unserer Reise durch Mosambiks Küstenlandschaften und Wildtierschätze. Schließlich bringt uns ein Transfer in die Stadt Machipanda wo wir die Grenze überqueren und unsere Weiterreise nach Simbabwe antreten.

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