Ein Diplomat sollte nachgiebig und geschmeidig wie eine Schlingpflanze sein, die gebogen aber nicht gebrochen werden kann.
(Sprichwort aus Malawi)
Reisejahr 2025 | Lesezeit 5 Minuten
Cape MacLear – Liwonde-Nationalpark – Mulanje – Blantyre
Malawi befindet sich im Südosten des afrikanischen Kontinents und wird oft als das „warme Herz Afrikas“ bezeichnet. Der Binnenstaat besitzt zahlreiche Nationalparks und Wildreservate, sowie ausgezeichnete Wandermöglichkeiten. Für ein Kennenlernen des Landes haben wir uns für die Nationalparks Malawisee, Liwonde und Mulanje Mountain entschieden.
Nach einer sehr zügigen Einreise am Flughafen in Lilongwe starten wir auch sogleich mit Fahrer Mike und seinem Auto zu unserer Tour.
Malawisee-Nationalpark
Die Reise zum Malawisee verläuft durch eine sanfte, trockene Hügellandschaft und Dörfer mit kleinen Backsteinhäuschen. Im Unterschied zu zahlreichen afrikanischen Staaten besitzt auf dem Land jedoch kaum jemand ein Moped. Zwar haben einige Menschen ein Fahrrad, aber die Mehrheit geht zu Fuß oder fährt gelegentlich mit den überfüllten Minibussen.
Für die etwa 200 Kilometer lange Strecke vom Flughafen zum Malawisee benötigen wir aufgrund der miserablen Straßenverhältnisse fast sechs Stunden. Somit hat sich unser Plan, noch am selben Tag nach Mumbo Island überzusetzen, erledigt, und wir müssen im Fischerdorf Cape MacLear, das sich am südlichen Ufer des Sees befindet, übernachten.
Mumbo Island
Obwohl Cape MacLear mit seinem herrlichen Sandstrand und dem klaren, türkisfarbenen Wasser als Malawis Pendant zur Côte d’Azur gilt, zieht es uns dennoch nach Mumbo Island, einem Inselparadies mit einigen auf einem Felsvorsprung stehenden Chalets.
Auf dem Eiland gibt es weder Elektrizität noch Netzempfang, dafür unzählige stimmungsvolle Augenblicke wie den faszinierenden Sonnenaufgang über dem See, den man vom Bett aus bewundern kann und das sanfte Schwingen in der Hängematte, während man den majestätischen Seeadlern zusieht, wie sie sich blitzschnell auf ihre Beute stürzen. Abgerundet wird der Tag bei einem Dinner unter dem Sternenhimmel, begleitet von einem Glas Wein im Kerzenschein.
Liwonde-Nationalpark
Nach zwei entspannenden Tagen verlassen wir die Urlaubsidylle und setzen unsere Reise in den Liwonde-Nationalpark fort. Der Park befindet sich am Ufer des Shire River; wir parken das Auto am Eingang des Naturschutzgebietes und fahren mit dem Boot zu unserer Unterkunft.
Das Safaricamp liegt abgeschieden unter Fieberbäumen. Mit Einbruch der Dunkelheit tummeln sich Nilpferde in der kleinen Lagune vor dem Camp, die Augen eines Krokodils leuchten gelb aus dem dunklen Wasser, der Ruf von Riedfröschen klingt laut und gläsern durch die Nacht.
Plötzlich schallt lautes Löwengebrüll durch die Dunkelheit. „Die Löwen sind ganz in der Nähe. Möchtet ihr dorthin fahren?“, erkundigt sich unser Gastgeber Peter. Natürlich wollen wir. Nur einen Kilometer von der Lodge entfernt liegen eine Löwin und ein Löwe in gebührendem Abstand zueinander im trockenen Gras. Auf einmal steht das Weibchen auf und schweift paarungsbereit um das Männchen. Wenig beeindruckt von den Werbeversuchen wendet es sich jedoch ab und bekräftigt seine Ablehnung mit lauter Stimme.
Unsere Tage im Camp verbringen wir mit morgendlichen Safaritouren und der Beobachtung von schläfrig im Gras liegenden Löwen, einer Büffelherde, Elefanten und den überall in großen Herden grasenden Impalas.
Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Boot inmitten zahlloser Flusspferde den Shire River aufwärts und beobachten Krokodile, wie sie an den Ufern die letzten Strahlen der Sonne genießen, sowie eine Herde von Dickhäutern, die nach einer Rast auf einer Grasinsel den Fluss überquert.
Der Höhepunkt der Tour ist jedoch der Sonnenuntergang. Der Motor kommt zum Stillstand und während wir mit einem Glas Wein anstoßen, gleitet das Boot langsam über das in warmen Gold- und Orangetönen leuchtende Wasser.
Mulanje Mountain-Nationalpark
Nach den idyllischen Tagen im Safaricamp reisen wir weiter in den Mulanje Mountain-Nationalpark. Unterwegs vertreten wir uns die Füße bei einer kurzen Wanderung auf dem Zomba-Plateau, ein großer, flacher Berg, der für seine Wälder, Wasserfälle und Seen bekannt ist, ehe wir drei Stunden später unser Ziel erreichen.
Die Mulanje Mountains, die sich 3000 Meter über eine Ebene mit grün leuchtenden Teeplantagen erheben, werden von den Einheimischen als „Insel im Himmel“ bezeichnet. Mit seinem weitreichenden Wegenetz ist das Massiv zudem ein wahres Eldorado für Wanderer.
Auch wir begeben uns mit Guide Obre auf eine Erkundungstour. Unser Ziel ist die Berghütte Chambe, eine von insgesamt zehn Bauden, die in den Bergen stehen. Nach einem kurzen, sanften Anstieg laufen wir über einen größtenteils stufenförmig angelegten Wanderweg steil bergauf. Ein Stahlseil, das früher zum Transport von Kiefernholz verwendet wurde, überspannt den Pfad. Heute tragen vor allem Frauen das Holz vom Chambe-Plateau ins Tal. Barfüßig laufen sie mit ihren schweren Lasten auf dem Kopf an uns vorbei. „Für ein Bündel Holz bekommen sie auf dem Markt 15 Dollar“, erklärt Obre.
Nach einer dreistündigen Wanderung erreichen wir das Chambe-Plateau und durchqueren die offene, von kleinen Bächen durchzogene Grasebene, bis wir schließlich an der Wanderhütte ankommen, wo uns der Hüttenwart und Obre mit einem warmen Mittagessen versorgen.
Anschließend laufen wir über den malerischen Chapaluka-Pfad zurück. Der schattige Weg führt durch dichten Dschungel zu stimmungsvollen Wasserfällen und natürlichen Felsenpools, lichtet sich und gibt den Blick frei auf die umliegenden Granitfelsen.
Abreise
Einen Vormittag verbringen wir noch in den Teefeldern von Mulanje, bevor wir nach Blantyre aufbrechen und von dort unsere Reise nach Johannesburg in Südafrika fortsetzen. (Bericht folgt)