Die Furcht vor der Gefahr ist schrecklicher als die Gefahr selbst.
(Sprichwort der Malinke aus Liberia)
Reisejahr 2014
Guinea – Liberia: Gbarnga – Monrovia – Sierra Leone
Bevor wir die Brücke über den Fluss, der die Grenze zwischen Guinea und Liberia bildet erreichen, passieren wir vier Kontrollstellen. Viermal wird in Abständen von 250 bis 500 Metern Geld für die Weiterfahrt verlangt. Vom letzten Kontrollpunkt in Guinea laufen wir über die Brücke nach Liberia.
Der Empfang in Liberia ist sehr höflich. Freundlich, aber bestimmt werden wir gebeten, in einer Art Warteraum Platz zu nehmen. Ein Polizist bietet mit Chilipulver bestreute Gurken an.
Die Pässe sind kontrolliert. „Willkommen in Liberia“, grüßt der Beamte. Wir springen auf. „Bleibt sitzen“, meint Boureima. „Noch können wir nicht einreisen.“ Das Warten geht weiter. Nach zwei Stunden, also sehr zügig, sind die Eintrittsgelder in den Büros verteilt.
Endlich können wir einsteigen. Nach zehn Metern Fahrt stoppt ein schlecht gelaunter Polizist das Auto. Sein Büro ist nicht bedacht worden. Er bekommt seinen Handschlag.
Gbarnga
Im Verwaltungszentrum Gbarnga wollen wir passend zum Ostersonntag in der katholischen Mission übernachten. Die am Vormittag gebuchten Zimmer sind jedoch bei unserer Ankunft am Mittag vergeben. „Solange man nicht da ist, glauben sie nicht, dass man kommt, und vermieten die Zimmer weiter“, meint Boureima. Wir mieten uns in einem Hotel am Stadtrand ein. Immerhin müssen wir dadurch nicht ganz so weit laufen, um zum Markt zu kommen.
Wegen des Feiertages haben nur wenige Händler ihre Marktstände geöffnet. Unter einem Baum sitzen junge Frauen und Männer und frisieren sich die Haare. Sie winken herüber und laden uns zu einem kleinen Plausch und einem Stück Papaya ein. Leise sagt ein Mädchen: „Bring mich nach Amerika.“
Ein wenig bummeln wir noch durch die Stadt, die unübersehbar im liberianischen Bürgerkrieg in den 1990er-Jahren schwer gelitten hat: Sie war das Hauptquartier vom ehemaligen Warlord und späteren Präsidenten Charles Taylor.
Auf dem Rückweg zum Quartier schlagen wir die falsche Richtung ein. Zum Glück habe ich das Hotel fotografiert und mithilfe des Fotos und der Einwohner finden wir zurück.
Fahrt nach Monrovia
Mit dunklen Wolken und leichtem Regen beginnt der nächste Tag. Hinter Gbarnga ist wieder einmal ein Checkpoint, diesmal muss gezahlt werden.
Die Straßenverhältnisse wechseln beständig zwischen frischem Asphalt und Piste. Am Straßenrand grüßt ein großes Schild mit der Aufschrift Bangladesch-Square. Die Anwesenheit von UN-Truppen ist, seitdem wir die Grenze überschritten haben, unübersehbar.
Passkontrolle. Diesmal ziehen sich die Verhandlungen hin. Ich gehe derweil eine Tüte Wasser kaufen. Sofort steht ein Polizist in Zivil vor mir, zeigt seinen Ausweis und redet auf mich ein. Ich sehe ihn schulterzuckend an. Schon steht ein zweiter Uniformierter neben mir: „Wo kommst du jetzt her?“ Als ich nicht sofort antworte, zieht er verärgerten Blickes ab.
Ohne an der Passkontrolle zu zahlen, reisen wir weiter zur Firestone-Kautschukplantage, einem viele Quadratkilometer großen, mit Gummibäumen bewachsenem Areal. Dazwischen stehen betriebseigene Schulen, Arbeitersiedlungen und Krankenstationen.
Am Golfplatz, der sich vor der Wohnanlage der Geschäftsleitung erstreckt, fotografiere ich. Die Uniformierten, die dort stehen, habe ich übersehen. Rufend und gestikulierend kommen sie angerannt. „Fotografieren ist nur mit Genehmigung erlaubt. Komm schnell.“, ruft Amadou mir zu. Kaum sitze ich im Auto, gibt er Gas. Die Uniformierten folgen uns zwar noch eine Weile mit dem Moped, können uns aber nicht einholen.
Monrovia: die Hauptstadt Liberias
Kurz darauf erreichen wir Monrovia, legen das Gepäck in einem Hotel im Bezirk Congo Town ab und fahren in die City, vorbei an Läden, die hauptsächlich von Libanesen betrieben werden und einer endlos scheinenden Mauer mit vielen Wachtürmen, dem UN-Gelände.
Unser Ziel ist der Stadtteil Mamba Point. Dort befindet sich das Denkmal für Joseph Jenkins Roberts (1809–1876), dem ersten Präsidenten Liberias. Unweit davon stehen die Überreste des Luxushotels Ducor Hotel. Die Ruine ist begehbar und von der Dachterrasse schweift der Blick weit über die Stadt, die Atlantikküste und den Hafen von Monrovia.
Boureima hat noch etwas zu erledigen und so schlendern wir in der Zwischenzeit durch breitere und engere Gassen, die lückenlos von Geschäften gesäumt werden. Junge Männer erwarten, dass ich sie fotografiere, die Frauen reagieren beim Anblick der Kamera verärgert: „Ihr kommt nach Afrika, um zu fotografieren, und bekommt dafür Geld.“
Vom Markt ziehen wir weiter zum Pavillon der Jahrhundertfeier (Centennial Pavilion) und zur Insel Providence. Am Pavillon gibt es eine Diskussion mit dem Herrn der Schlüssel. „Verschwindet. Ihr habt hier nichts zu suchen“, blafft er uns an. Nach einem kurzen Wortwechsel schließt er aber doch noch die Tür auf.
Die Insel Providence, der Ort an dem die ersten Siedler anlandeten, liegt im Mesurado River. Ein Feuerwerk von Trommelklängen lockt uns an die Spitze der Insel. Dort übt eine Theatergruppe traditionelle Tänze und lädt uns zum Zuschauen ein.
Weiterreise nach Sierra Leone
Um nicht in den morgendlichen Stau von Monrovia zu geraten, brechen wir am nächsten Tag früh auf. An der Grenze geben wir die Pässe ab und gehen frühstücken.