Komoren

Schnelles Gehen bringt kein Glück.
(Sprichwort von den Komoren)

Reisejahr 2022 | Lesezeit: 21 Minuten

Grande Comore – MohéliAnjouan Grande ComoreSomalia (Mogadischu)

Schon beim Landeanflug zeigt sich die Schönheit der Hauptinsel Grande Comore: das tiefe Blau des Indischen Ozeans, blendend weiße Strände und der mächtige Karthala, ein noch aktiver Vulkan, der sich 2361 Meter hoch aus einem zerklüfteten Gebirgsmassiv erhebt.

Die Komoren liegen zwischen dem afrikanischen Festland und Madagaskar und sind ein Inselreich, das nicht nur landschaftlich fasziniert. Seit der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1975 erlebte der kleine Staat über zwei Dutzend Putsche. Damit gilt er als Land mit der weltweit höchsten Umsturzrate. Auch der heutige Präsident Azali Assoumani kam einst durch einen Staatsstreich an die Macht.

Inselhopping auf den Komoren

Gewöhnlich vernetzen Fährschiffe und Flugzeuge die einzelnen Inseln miteinander. Da die Verbindungen jedoch als sehr unzuverlässig gelten, verbringen wir die erste Nacht auf Grande Comore. Unsere Unterkunft ist in einer Villa am Stadtrand von Moroni. Das aus Basalt gebaute Haus hat großzügige Terrassen, auf denen die Hitze des Tages und die sehr hohe Luftfeuchtigkeit vom Wind verweht werden. Im Garten liegen Schildkröten wie kleine Felsbrocken, die sich neugierig nähern und auf unsere Füße krabbeln.

Grande-Comore
Grande Comore
Moroni-Komoren
Die Villa
Schildkröten im Garten

Am Abend machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Entlang der vielbefahrenen Hauptstraße reihen sich Wellblechhütten und vereinzelte Villen. In kleinen Läden werden Wasser, Gemüse und Medikamente verkauft. Bald lockt uns Grillduft in eine einfache Hütte mit Bambuswänden. Wegen eines Stromausfalls erhellen Kerzen die Tische. Wir bestellen Fleischspieße und Bananenchips, die so köstlich schmecken, dass wir uns fest vornehmen: Bei unserer Rückkehr kehren wir hier wieder ein.

Die Insel Mohéli

Am nächsten Morgen wollen wir nach Mohéli fliegen, die kleinste der drei bewohnten Komoren-Inseln. Ob der Flug tatsächlich stattfindet, erfährt man jedoch erst am Terminal. Auf den Tickets steht vorsorglich: „Nehmen Sie sich am Abflugtag und am Tag darauf nichts vor.“ Aber wir haben Glück: Die kleine Cessna von Inter Isles Air hebt pünktlich ab, und bereits nach 30 Minuten landen wir.

Mohéli unterscheidet sich deutlich von den größeren Inseln. Während Grande Comore und Anjouan von Küstenstraßen umrundet sind, gibt es hier nur wenige, kaum ausgebaute Fahrbahnen. Wir werden bereits erwartet und rumpeln fast zwei Stunden durch üppigen Regenwald. Immer wieder eröffnen sich Ausblicke auf den tiefblau schimmernden Ozean und weiße Sandstrände. Doch überall liegen Siedlungsabfälle und verrostete Autowracks; ein Problem, das alle Komoreninseln prägt.

Unsere Unterkunft liegt idyllisch an einer kleinen Bucht. Bevor wir jedoch die Ruhe und die Natur genießen, müssen wir zu einem Einkaufsbummel ins Dorf. Mein Gepäck ist bei der Zwischenlandung in Addis Abeba liegen geblieben und ich brauche Schwimmsachen und ein Kleid. Chalid von der Lodge begleitet uns durch die gleißende Nachmittagshitze. Die Gassen wirken verlassen, nur im Schatten eines großen Baumes sitzen Männer und diskutieren.

Schließlich werden wir bei einem Limettenhändler fündig. Als Chalid ihn anspricht, holt er eine große Tasche und ich finde darin ein Kleid mit Batikmuster samt passendem Kopftuch. Später erstehe ich noch einen Sportdress aus chinesischer Produktion, der aus so viel Kunstfaser besteht, dass er nicht einmal nass wird.

Fischerdorf-auf-den-Komoren
Im Fischerdorf
Fischerhuette-Komoren
Fischerhütte
In der Mittagshitze sind die Straßen verlassen

Zurück in der Lodge testen wir sogleich den glasklaren, warmen Ozean und baden, bis die untergehende Sonne das Wasser blutrot färbt.

Das Wasser ist glasklar und warm
Lodge-auf-Moheli-Komoren
Die Lodge
Sonnenuntergang-auf-Moheli-Komoren
Sonnenuntergang auf Moheli
In den Bergen von Mohéli

Tags darauf wandern wir mit Guide Abu durch den Regenwald. Zwischen Pflanzen wie Vanille, Zimt, Pfeffer und der Duftpflanze Ylang Ylang, aus deren Blüten das Parfüm Coco Chanel N°5 gewonnen wird, folgen wir einem Bachlauf in die Berge. Bald erreichen wir die Bäume, in denen die seltenen Livingstone-Flughunde hängen. Einige breiten ihre Flügel, die eine beeindruckende Spannweite von bis zu 1,40 Metern haben, aus.

In den Dörfern
Regenwald-auf-Moheli-Komoren
Üppiger Regenwald auf Moheli
Livingstone-Fledermaeuse-Komoren
Livingstone-Fledermäusen

Später bringt uns ein zweiter Guide, Radi, zum Wasserfall von Miringoni. Über Geröll, schmale Pfade und vorbei an Destillerien, in denen aus den Ylang Ylang-Blüten das Öl zur Parfümherstellung extrahiert wird, klettern wir aufwärts, bis die Kaskade in Sichtweite silbrig durch das Grün stürzt. „Wollt ihr bis dorthin? Der Weg ist etwas schwerer zu gehen“, fragt Radi.

Die Abkühlung will tatsächlich verdient sein. Nur eine seitwärts abfallende Trittspur führt aufwärts, während Luftwurzeln einen aufrechten Gang unmöglich machen. Aber es lohnt sich und nach einem erfrischenden Bad im kühlen Nass und einer Dusche unterm Wasserfall geht es zurück zur Lodge.

Ylang-Ylang-Destillerie-Komoren
Ylang Ylang Destillerie
Wanderweg auf den Komoren
Trittspur zum Wasserfall
Miringoni-Wasserfall
Wasserfall von Miringoni

Fünf Stunden waren wir unterwegs und sind sehr hungrig. Während wir noch essen, kommt Farid, ein Lodge-Mitarbeiter an den Tisch: „Wir haben hier Lemuren, die immer gegen 16 Uhr mit Bananen angelockt werden können.“ Er drückt jedem von uns eine Banane in die Hand; wir gehen zu einem hohen Baum, Farid schnalzt mit der Zunge und schon kommen zwei Lemuren und greifen vorsichtig nach den Bananenstücken auf unseren Händen.

Schnorcheln im Mohéli National Marine Park und eine Silvesterfeier

Mit der Ankunft meines Gepäcks kann endlich auch die Schnorchelausrüstung ausgepackt werden. Die Unterwasserwelt der Insel soll mit ihren ausgedehnten Korallenbänken, bunten Fischen und Riesenwasserschildkröten faszinierend sein. Um sie zu schützen, wurde der Mohéli National Marine Park gegründet, der sich in der Nähe der Lodge befindet.

Mit einem Boot schippern wir zu zwei unbewohnten Inseln und schnorcheln über Korallenriffen, bunten Fischen, Tintenfischen und Schildkröten im warmen Ozean.

Komoren-Mohéli-NationalMarine-Park
Schnorcheln im Mohéli National Marine Park
Schnorcheln im Mohéli National Marine Park
Schnorcheln im Mohéli National Marine Park
Mohéli-NationalMarine-Park
Schnorcheln im Mohéli National Marine Park

Als wir zurück sind, stehen unsere Zimmernachbarn mit einer 1-Liter-Flasche französischen Cognacs vor der Tür: „Möchtet ihr etwas?“ Wir lehnen wegen der Hitze dankend ab. Kurz darauf klopft es ans Fenster. „Möchtet ihr lieber südafrikanischen Rotwein trinken?“, fragt Nachbar Kevin. Da sagen wir nicht nein und nachdem er sich einen Schluck in ein Glas gegossen hat, drückt er uns gleich die fast volle Flasche in die Hand.

Derweil wird am Strand die Silvesterfeier vorbereitet. Tische werden zu einer langen Tafel zusammengeschoben, Holz für zwei Lagerfeuer aufgeschichtet, mehrere Grills und eine Musikanlage aufgebaut. Mit dem Sonnenuntergang beginnt die Party. Das Büfett ist reich gedeckt mit gegrillten Leckereien wie Langusten, eine zehn Kilogramm schwere, gelb gefleckte Makrele, Bananen und Huhn sowie als Beilagen Brotbaumfrucht, Maniok, Salat und eine sehr scharfe grüne Soße. Einen Silvesterabend haben wir auf den muslimischen Komoren überhaupt nicht erwartet. Getanzt wird zwar nicht, aber wir begrüßen das neue Jahr in einer überraschend ausgelassenen Atmosphäre.

Die letzten Tage auf Mohéli

Am nächsten Morgen geht es hinaus aufs offene Meer, um Delfine zu sichten. Aber erst nach längerem Suchen zeigt sich kurz eine Gruppe Tümmler. Dafür haben wir einen schönen Panoramablick über die drei Inseln Grande Comore, Mohéli und Anjouan.

Am letzten Tag stehen wir im Morgengrauen auf, um in der Bucht mit Meeresschildkröten zu schwimmen. Schon bald finden wir zwei Reptilien und baden mit ihnen, bis der Akku der Kamera leer ist.

Meeresschildkroete-Komoren
Meeresschildkröte
Meeresschildkroete-Komoren
Meeresschildkröte
Meeresschildkroete-Komoren
Meeresschildkröte
Die Insel Anjouan

Von Mohéli fliegen wir nach Anjouan, die bergigste und zugleich am dichtesten besiedelte Insel. Am Flughafen begrüßt uns unser Fahrer Jaffar überschwänglich, hängt uns duftende Blumengirlanden um den Hals und braust lachend zu unserer Unterkunft in der Hauptstadt Mutsamudu.

Das Hotel ist neu, sauber, und die Managerin spricht Englisch – eine Seltenheit auf den Komoren, wo ein mit Suaheli durchmischtes Französisch gesprochen wird. Nach einer kurzen Pause brechen wir zu einem Stadtbummel auf. „Wollt ihr wirklich alleine gehen? Seid ihr sicher? Findet ihr zurück?“, fragt die Managerin besorgt. Wir können sie von unserem Orientierungssinn überzeugen.

In den engen Gassen stehen nur wenige Wellblechhütten, die meisten Häuser sind massiv gebaut mit verwitterten Fassaden. Männer sitzen auf den Straßen und spielen das Brettspiel Bao, Fischerboote liegen auf einem derart vermüllten Strand, dass sie im Abfall kaum zu erkennen sind. Unweit entfernt werden im einzigen Tiefseehafen der Komoren Container verladen.

Mutsamudu-Komoren-Anjouan
Mutsamudu
Bao-Spiel
Männer beim Bao spielen. Der Verlierer bekommt eine Kette aus Styropor umgehängt.
Fischerboote am Strand
Fischerboote und Müll am Strand

Plötzlich zieht eine Gruppe junger Männer in weißen Thobes (knöchellanges, langärmeliges, weißes Gewand) und einer Ghutra (rot-weißes Tuch) auf dem Kopf trommelnd an uns vorbei. Neugierig folgen wir ihnen in eine Festhalle.

„Wir feiern eine Hochzeit“, spricht uns ein Mann an und erklärt die Zeremonie. „In den Saal passen 400 Gäste. Es ist also eine eher kleinere Hochzeit und wird auch nur drei Tage dauern. Wer mehr Geld hat, feiert im Stadion nebenan mit bis zu 5000 Gästen und bis zu 14 Tage lang.“ Vermögende Komoraner geben mehrere Zehntausend Euro für die Hochzeit aus. Und obwohl muslimisch geprägt, zieht auf den Komoren noch immer der Mann zur Frau (Matrilokalität).

Die Halle füllt sich mit festlich gekleideten Männern. „In ein paar Minuten wird der Bräutigam kommen, die Braut feiert getrennt heute Abend mit den Frauen“, erklärt der Typ und geht. Plötzlich springt die Gruppe Trommler auf und spielt einen eingängigen Rhythmus. Aus einem Auto steigen drei junge Männer. Es sind der Bräutigam und seine besten Freunde. Alle drei tragen traditionelle Gewänder und den passenden Kopfschmuck. Unter dem Rhythmus der Trommeln ziehen sie in den Saal ein.

Hochzeit-Komoren
Trommler geben den Rhytmus bei der Ankunft des Bräutigams vor
Der Bräutigam (Mitte) mit seinen besten Freunden
Der Bräutigam bei einer Ansprache

Wir sehen der Zeremonie, die aus einem Wechsel von Gebet, Gesang und Ansprachen besteht, von der Tür aus zu. Die Gäste gehen rein und raus, telefonieren; Marc wird immer wieder in den Raum gewunken, um zu fotografieren. Ich habe derweil Blickkontakt zu einem ehrwürdig aussehenden älteren Mann auf der Bühne. Er veranlasst, dass wir einen Platz zwischen den Gästen erhalten. Für mich gibt es noch eine Blumenkette, die nur ausgewählte Geladene tragen. Ich bedanke mich mit einem Kopfnicken bei dem älteren Herrn. Er lächelt und nickt ebenfalls.

Die Luft im Saal ist stickig. Ein Mann serviert jedem eine Dattel, danach einen Becher süßen Kaffee. Marc, der beides nicht mag, schlägt sich tapfer. Zwei Stunden dauert das Fest, die Atmosphäre ist locker, zum Abschluss bekommt jeder Gast eine Tüte mit Waffeln, Keksen und einem Erfrischungsgetränk.

In die Berge zum Kratersee Dzialandzé

Am nächsten Morgen holt uns Jaffar zu einer Bergtour ab. Ziel ist der Kratersee Dzialandzé am Mount Ntringui, dem mit 1595 Metern höchsten Berg der Insel. Die Fahrt führt durch Dörfer, Plantagen und über Serpentinenstraßen. Coca-Cola hat in den Bergen eine Produktionsstätte, tief im Dschungel steht das Insel-Gefängnis, ein Dorf trägt den Spitznamen Dubai. Zu verdanken hat es den Namen den vielen Händlern, die hier ihren in China erworbenen Klamottenschrott verkaufen.

Beim Bürgermeister eines weiteren Dorfes halten wir. Während Jaffar im Büro verschwindet, um eine Erlaubnis für die Wanderung zum Dzialandzé einzuholen, bleibt ein Mann mit einem kleinen Jungen an der Hand neben Marc stehen: „Der Junge soll mal einen Weißen sehen. Das hat er noch nie. Ihr seid bestimmt Geschäftsleute.“ Noch bevor wir antworten können, ist Jaffar mit dem Permit zurück und es geht weiter.

An einer unscheinbaren Blechhütte, aus der dicke schwarze Rauchschwaden steigen, hält er: „Mein Lieblingsrestaurant. Wenn ich hier bin, muss ich auch etwas essen.“ Sagt es und setzt sich in den Rauch. Wir folgen ihm, müssen aber sofort umkehren. Der Qualm beißt in den Augen und nimmt den Atem.

Anjouan-Komoren
Die Berge von Anjouan sind mit dichtem Regenwald bewachsen
Nelken trocknen vor dem Restaurant
Dzialandzé-Komoren-Anjouan
Dzialandzé

Kurz darauf steigen wir im Nirgendwo aus. Sofort ist ein Mann da und kontrolliert das Permit. Wir wandern noch einen Kilometer zum See, der zwar eine idyllische Lage hat, selbst aber eher unscheinbar ist.

Später fahren wir ans Meer nach Domoni. Überall auf der Fahrt begleiten uns dabei die gleichen Kontraste: dichter Dschungel, aber auch Müll und Autowracks.

Autowracks liegen überall herum
Markt in den Bergen auf den Komoren
Markt in den Bergen
Aus den Bergen an die Küste - Komoren
Aus den Bergen an die Küste

Domoni liegt idyllisch vor einer herrlich grünen Bergkulisse am Indischen Ozean und wirkt aufgeräumt. Einige Gebäude sind sogar mit EU-finanzierten Anti-Müll-Graffitis versehen. Von der Terrasse unseres Hotels zeigt Jaffar auf eine Insel am Horizont: „Das ist Mayotte. Diese Insel gehört zu den Komoren und nicht zu Frankreich.“ Für die Komoraner bedeutet die Zugehörigkeit Mayottes zu Frankreich eine Verletzung ihres Nationalstolzes. Aber bei verschiedenen Abstimmungen über die Unabhängigkeit der Komoren von Frankreich stimmte die Bevölkerung von Mayotte dafür, den Status eines französischen Überseegebiets beizubehalten.

Domoni
Domoni
Domoni
Domoni
Die EU ließ an einige Gebäude Graffitis mit Anti-Abfall-Losungen sprühen
Über die Berge nach Mutsamudu

Am nächsten Tag fahren wir weiter an der Küste entlang bis zum Moya Beach. Er ist einer der schönsten Strände der Insel mit weißem Sand, schwarzen Lavafelsen und türkisfarbenem Wasser. Später genießen wir gegrillten Papageienfisch in einem kleinen Restaurant mit Blick aufs Meer.

Wohnhaus in Moya
Moya-Beach-Anjouan-Komoren
Moya Beach
Pension und Restaurant
Mutsamudu

Einen Tag verbringen wir noch in der Stadt und erkunden die Medina mit ihren engen, malerischen Gassen und terrassenförmig gebauten Häusern. Frauen mit Gesichtsmasken aus Sandelholzpaste hängen ihre Waren aus, in winzigen Läden fertigen Schneider bunte Kleider und dazu passende Taschen an.

Eine Frau mit einer Gesichtsmasken aus Sandelholzpaste hängt ihre Ware aus
Eine Frau mit einer Gesichtsmasken aus Sandelholzpaste hängt ihre Ware aus
Ehemalige Paläste der Angehörigen des Sultans
Gasse in der Medina von Mutsamudu

In eine große Felswand gehauene Treppen führen hinauf zur portugiesischen Zitadelle aus dem 18. Jahrhundert. Der Schweiß läuft in Strömen. Der Blick von oben über die Stadt, die Berge und den Hafen hat die Mühe jedoch allemal gelohnt.

Zurück nach Grande Comore

Am nächsten Tag wollen wir zurück auf die Hauptinsel fliegen. Nach einigem Hin und Her startet auch tatsächlich eine altersschwache Embraer 120. Am Flughafen von Moroni empfängt uns Broking, unser Fahrer. In halsbrecherischem Tempo rast er in die Hauptstadt und bringt uns wieder in die Villa am Stadtrand.

Frauen bei einer Hochzeitsfeier
Der alte Hafen von Moroni
Verkauf von Altreifen und Baguettes
Vulkan Karthala

Der aktive Vulkan Karthala ist die mit 2361 Metern höchste Erhebung auf den Komoren. Für eine Besteigung haben wir einen Guide, der den etwas ungewöhnlichen Namen Chauffeur trägt, engagiert. Wegen der Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit haben wir uns aber für die komfortable Tour entschieden, bei der ein Teil des Weges mit einem Pick-up zurückgelegt wird.

Um 7 Uhr steht Chauffeur – ein älterer Herr mit Strohhut, dessen Ähnlichkeit mit Morgan Freeman verblüffend ist – vor der Tür. Mit dem Pick-up fahren wir durch Dschungel und über eine mit spitzem Geröll übersäte Lavapiste. Als wir den Wald verlassen, endet auch der Fahrweg an ein paar letzten Blechhütten.

Nach einer Wanderung über Almwiesen, erkaltete Lavafelder und durch Koniferenwald stehen wir am Rand der knapp vier Kilometer großen Caldera. Unter uns ziehen Wolken durch den Krater, Donner grollt. Wir steigen hinab und durchqueren die karge Landschaft, ehe uns das Wetter zum Rückweg zwingt.

Vulkan-Karthala-Komoren
Am Rand der knapp vier Kilometer großen Caldera
Ein Krater
Vulkan-Karthala-Komoren
Über Aschefelder durch die Caldera
Im Norden von Grande Comore

Am folgenden Tag erkunden wir mit Broking den Norden der Insel. Zunächst halten wir an den Drachenfelsen, wo wir einen kurzen Spaziergang unternehmen. Weiter geht es zum Lac Sialé, einem Kratersee, der nur durch ein dicht bewachsenes Riff vom Meer getrennt ist. Broking nimmt einen Stein zur Hand und wirft ihn ins Wasser, doch weder Aufschlag noch Geräusch sind wahrzunehmen.

Zum Mittag kehren wir in eine Strandbar ein. Die Bucht könnte paradiesisch wirken, wenn sie nicht so vermüllt wäre. Kaum haben wir Platz genommen, fegt ein kurzer Sturm so heftig über uns hinweg, dass die Zwiebelringe vom Teller fliegen.

Ein Mann weidet seine Kuh
Lac-Siale-Komoren
Der Lac Sialé, ein wird durch ein bewachsenes Riff vom Meer getrennt
Einkehr in eine Strandbar
Moroni

Den letzten Tag verbringen wir in der Stadt. Broking möchte uns die Medina zeigen, doch zunächst muss er tanken. Die Tankstelle wirkt wie aus einer anderen Zeit: Das Benzin befindet sich in zwei Glaszylindern und das Auto wird mithilfe einer Kurbel durch den Tankwart befüllt.

Grande-Comre-Tankstelle
Tankstelle
Auf dem Volo Volo Markt
Auf dem Volo Volo Markt

Für die Weiterreise nach Somalia benötigt Marc noch lange Hosen. Auf dem geschäftigen Volo-Volo-Markt werden wir schnell fündig. Zwischen Fisch, Früchten und exotischen Gewürzen stapeln sich Kleidungsstücke, Holzarbeiten und filigraner Schmuck. Von dort schlendern wir weiter in die Medina, deren morbider Charme uns sofort gefangen nimmt: alte Kolonialbauten mit bröckelnden Fassaden, enge Gassen, kleine Juwelierläden.

Abreise

Nach Tagen voller Gegensätze zwischen tropischer Schönheit und herzlichen Begegnungen einerseits und allgegenwärtigem Müll andererseits heißt es Abschied nehmen. Wir verlassen die Komoren und brechen auf zu unserer nächsten Station: Mogadischu.

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