Galapagos Inseln: Santa Cruz – Isabela – San Cristobal
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Gut drei Flugstunden und rund 1.000 Kilometer von der ecuadorianischen Küste entfernt liegen die Galápagos-Inseln wie verstreute Juwelen im Pazifik. Wir landen auf Baltra, einer kleinen, kargen Insel vor Santa Cruz. Nach der Einreisegebühr von 100 Euro und einer gründlichen Gepäckkontrolle – der Zollhund schnüffelt gewissenhaft jedes Stück ab – steigen wir in den Bus, der schon vor dem Terminal wartet.
Nachtrag: Seit dem 1. August 2024 beträgt die Einreisegebühr 200 US-Dollar für ausländische Touristen über 12 Jahren.
Die Fahrt führt durch trockenes, steiniges Ödland. Schließlich erreichen wir eine Anlegestelle, wo einfache Motorboote bereitliegen, um Passagiere nach Santa Cruz überzusetzen. Graue Pelikane begleiten uns, stürzen sich neben dem Boot ins Meer und tauchen mit glitzernden Fischen im Schnabel wieder auf.
Santa Cruz
Auf Santa Cruz stehen Busse bereit und in 40-minütiger Fahrt geht es nach Puerto Ayora. Am Straßenrand mahnen Schilder nicht etwa vor Wildwechsel, sondern vor Riesenschildkröten. Und tatsächlich dösen einige dieser urtümlichen Tiere träge im Gras.
Im Charles-Darwin-Center ruhen sie dagegen hinter niedrigen Mauern, während Leguane, die in Medellíns Zoo frei umherstreifen durften, hier in Gehegen untergebracht sind. In einem klimatisierten Raum steht „Lonesome George“, der konservierte letzte Vertreter einer Unterart der Galapagos-Riesenschildkröte.
Vom Center ist es nur ein kurzer Weg ins Herz des Ortes. Auf einem unscheinbaren Platz am Wasser verkaufen Fischer fangfrische Hummer. Ein Seelöwe und drei Pelikane beobachten das Treiben aus wenigen Metern Entfernung stets bereit, einen unachtsam fallengelassenen Fang zu ergattern. Am nahen Ufer wimmelt es von schwarzen Meeresleguanen und spektakulär gefärbte Krabben. Deren Fang steht allerdings unter strenger Strafe: ein Monat Gefängnis pro Tier.
Das Hochland
Bevor wir uns auf den Weg in die grünen Hügel der Insel machen, fragen wir bei unserem Gastgeber nach, wann die Gruppen von den Kreuzfahrtschiffen das Hochland erreichen werden. Seine Prognose, dass der größte Ansturm am Nachmittag stattfindet, ist goldrichtig. So wandern wir in Ruhe zwischen den „Los Gemelos“, zwei beeindruckenden Einsturzkratern; durch einen 300 Meter langen Lavatunnel, dessen engste Stelle man nur bäuchlings auf einem blanken Brett passieren kann (eine Erinnerung an das „Bankrutschen“ aus der Schulzeit), und schließlich zu einem Reservat, in dem Riesenschildkröten zwar in freier Wildbahn aber geschützt leben. Dort liegen sie verstreut auf einer sattgrünen Wiese, reglos wie Felsen in der Sonne. Hin und wieder hebt eine den langen, faltigen Hals aus dem massiven Panzer, rupft gemächlich ein paar Halme und schiebt sich auf ihren schweren Beinen bedächtig weiter.
Am Pazifik
Vom Hochland führt der Weg ans Meer. Durch Kakteenwald wandern wir zur Tortuga Bay, einem endlos scheinenden weißen Sandstrand, dessen stille Schönheit fast unwirklich erscheint. An seinem Ende in einer von Mangroven geschützten Bucht, ist das Wasser so ruhig, dass Marc zwischen Riffhaien, neugierigen Fischen und Pelikanen schnorcheln geht. Mir ist das Meer zu kalt; ich bleibe lieber am Ufer, wo schwarze Leguane übereinanderliegen, als wollten sie sich gegenseitig wärmen.
Trotz Wasser stellt sich das echte Inselgefühl jedoch erst am nächsten Tag mit der Überfahrt nach Isabela ein.
Auf dem Weg nach Isabela
Am Pier von Santa Cruz kontrollieren Ranger die Schuhe nach Sandresten, um das empfindliche Ökosystem der nächsten Insel zu schützen. Während wir auf die Abfahrt warten, setzt sich Marc auf eine Bank. Plötzlich springt eine Seelöwin neben ihn, grunzt und schubst ihn kurzerhand herunter. Ihr Baby rollt sich derweil zufrieden unter der Bank zusammen.
Die zweistündige Bootsfahrt nach Isabela ist dagegen wenig idyllisch. Das Speedboot kracht hart auf die Wellen; der Magen rebelliert, der Kopf hämmert.
Isabela
Isabela, die größte Insel des Archipels, begrüßt uns mit Sonne und Wind. Wieder schnüffeln Zollhunde das Gepäck ab, wieder wird Eintritt gezahlt. Diesmal sind es 10 US-Dollar. Unser Gastgeber erwartet uns bereits, obwohl wir uns nicht angekündigt hatten. „Wenn ihr wollt, zeige ich euch das Dorf“, sagt er. Es ist schnell erkundet: eine Straße, ein paar Häuser, Tourbüros, kleine Restaurants. Auffällig sind die bunten Mülltonnen zur Abfalltrennung und die unsortierten Müllberge daneben.
Als besonderen Tipp empfiehlt er uns die Laguna Perla am Hafen, ein Ort, an dem man angeblich mit Seelöwen und Pinguinen schnorcheln kann. Da das Wetter keine Wanderung zulässt, nutzen wir eine kurze Sonnenlücke und wagen uns ins Wasser. Doch die Sicht ist schlecht: Das Wasser ist trüb, und nur hin und wieder gleiten bunte Fische, ein einzelner Riffhai, ein Leguan und drei Seelöwen an uns vorbei. Als schließlich eine Touristengruppe auftaucht, verschwinden bis auf die Seelöwen alle Tiere.
San Cristobal
Nach San Cristóbal, der letzten Station unserer Reise, führt ein weiter Weg: frühmorgens zurück nach Santa Cruz, vier Stunden später weiter übers Meer. Die Überfahrt ist ruppig; Wind und Benzingeruch ziehen durchs Boot, die Wellen schlagen hoch.
Doch mit dem ersten Schritt an Land ist alle Übelkeit vergessen. Am Strand wimmelt es von Seelöwen: dominante Männchen, schmatzende Jungtiere, Mütter, die nach ihren Babys rufen und Jungtiere, die auf der Suche nach der richtigen Mutter von Seelöwin zu Seelöwin krabbeln.
Schnorcheln an den umliegenden Inseln
San Cristóbal ist der perfekte Ausgangspunkt für Schnorcheltouren. Mit acht Reisenden brechen wir zu einer Erkundungstour auf. Zuerst landen wir jedoch an einem einsamen Strand, wo Seelöwen, Blaufußtölpel und Krabben das Ufer bevölkern. Ein Tölpel posiert bereitwillig für Fotos.
In der Ferne ragt Kicker Rock, eine 140 Meter hohe Felsformation aus dem Meer. Dort, so heißt es, schwimmen Hammerhaie und Rochen: Gespannt lassen wir uns ins Wasser gleiten. Meeresschildkröten schweben majestätisch vorbei, ein Seelöwe inspiziert uns neugierig, doch von Hammerhaien und Rochen fehlt jede Spur.
Ein weiterer Tag im Wasser
Den Anfang der Tour macht eine Wanderung über die Isla Lobos, vorbei an Blaufußtölpeln und ihren Jungen, balzenden Fregattvögeln und schlafenden Seelöwen. Abschließend gehen wir ins Wasser. Doch die Gruppe ist zu groß; die Tiere bleiben fern. Nur ein neugieriger Seelöwe und ein einzelner Rochen zeigen sich.
Das Ende der Tour ist zur Entspannung an einem Sandstrand gedacht. Marc und ich folgen einem Bauchgefühl und nehmen Schnorchel und Maske mit. Während die anderen dösen, gleiten wir ins flache Wasser und plötzlich sind die Seelöwen da. Sie kreisen um uns, tauchen ab und wieder auf, als wollten sie uns einladen, mitzuspielen.
Ich versuche, ihren Rhythmus zu übernehmen, spiegle ihre Bewegungen, bis ich mich versehentlich in die falsche Richtung drehe. Irritiert wendet sich der Seelöwe ab, kehrt kurz darauf zurück, schwimmt bis auf fünf Zentimeter an meine Taucherbrille heran und blubbert mir Luftblasen ins Gesicht.




























