Gut drei Flugstunden und 1000 Kilometer von der ecuadorianischen Küste entfernt liegen die Galapagos-Inseln im Pazifischen Ozean. Wir landen auf der Santa Cruz vorgelagerten Insel Baltra, zahlen 100 Euro Einreisegebühr, warten, bis der Hund vom Zoll alle Gepäckstücke beschnüffelt hat und steigen in den Bus, der bereits vor dem Terminal wartet.
Durch trockenes Ödland bringen Zubringerbusse die Fluggäste zu einer Anlegestelle. Einfache Motorboote befördern alle hinüber zur Insel Santa Cruz, begleitet von grauen Pelikanen, die sich zum Fischfang ins Wasser stürzen.
Auf Santa Cruz stehen Busse bereit und in 40-minütiger Fahrt geht es nach Puerto Ayora. Straßenschilder, die in unseren Breiten vor Wildwechsel warnen, fordern erhöhte Aufmerksamkeit vor Riesenschildkröten. Einige liegen dösend neben der Straße.
Santa Cruz
Im Charles-Darwin-Center in Puerto Ayora ruhen die Schildkröten dagegen hinter hüfthohen Mauern. Leguane, die im Zoo in Medellin frei herum liefen, leben in einem Gehege. In einem klimatisierten Raum ist der konservierte „Lonesome George“, der letzte Vertreter einer Unterart der Galapagos-Riesenschildkröten, zu sehen.
Vom Center ist es nicht weit bis zum Ortszentrum. Auf einem unscheinbaren Platz am Wasser werden fangfrische Hummer verkauft. Ein Seelöwe und drei Pelikane beobachten das Treiben aus vier Metern Entfernung und warten auf eine Möglichkeit, sich ein Teil vom Fang zu sichern. Schwarze Leguane und unzählige spektakulär gefärbte Krabben tummeln sich am nahen Ufer. Für ein Meerestiergericht sind sie allerdings ungeeignet, da ihr Fang mit einem Monat Gefängnis pro Krabbe bestraft wird.
Bevor wir uns auf den Weg in die grünen Hügel der Insel machen, fragen wir bei unserem Gastgeber nach, wann die Gruppen von den Kreuzfahrtschiffen das Hochland erreichen werden. Seine Einschätzung, dass der größte Ansturm am Nachmittag stattfindet, ist goldrichtig. Ungestört wandern wir zwischen den Zwillingskratern „Los Gemelos“ , die in Wirklichkeit keine Krater, sondern großflächig eingestürzte Erdoberflächen sind, laufen durch einen 300 Meter langen Lavatunnel, dessen niedrigste Stelle nur zu passieren ist, wenn man sich auf einem blank gewetzten Brett bäuchlings hindurchzieht (erinnert an Bankrutschen aus dem Schulsport) und besuchen ein Reservat, in dem Riesenschildkröten, die in freier Wildbahn leben, geschützt werden.
Der Aufenthalt im Reservat ist auf 20 Minuten begrenzt. Verteilt auf einer grünen Rasenfläche liegen die Schildkröten wie Felsen. Hin und wieder reckt eine ihren langen, faltigen Hals aus dem Panzer, rupft ein wenig am Grünzeug und schiebt sich auf unförmigen Beinen weiter. Viel zu schnell ist die Besuchszeit um.
Vom Hochland wechseln wir ans Meer. Auf einem zweieinhalb Kilometer langen Pfad durch Kakteenwald gelangen wir an die Tortuga Bay, einen endlos scheinenden weißen Sandstrand. An seinem Ende, in einer von Mangroven geschützten Bucht, ist das Wasser so ruhig, dass Marc zwischen Riffhaien, neugierigen Fischen und Pelikanen schnorcheln geht. Mir ist es zu kalt. Lieber schlendere ich zwischen den in Gruppen übereinander liegenden schwarzen Leguanen herum.
Trotz Wasser fehlt mir das Inselgefühl. Das stellt sich erst am nächsten Tag bei der Weiterreise mit einer Fähre, einem Speedboot mit zwei leistungsstarken Motoren ein. Bevor der Anleger betreten werden darf, wird das Gepäck durchsucht und nach Sand an den Schuhen – die Ausfuhr auf die anderen Inseln ist verboten – gefragt.
Marc setzt sich auf eine Bank. Plötzlich springt eine Seelöwin neben ihn, grunzt ihn an und schubst ihn runter. Ihr Baby macht es sich derweil unter der Bank gemütlich.
Die zweistündige Fahrt auf die Insel Isabela ist grauslich. Das Boot setzt so hart auf den Wellen auf, dass der Magen streikt und ich das Gefühl habe, eine Gehirnerschütterung zu bekommen.
Isabela
Isabela ist die größte der Galapagosinseln. Bevor wir die Insel betreten dürfen, wird wieder das Gepäck durch Hunde beschnüffelt. Anschließend zahlen wir noch 10 USD Eintritt.
Obwohl wir ihm die Ankunft nicht mitgeteilt haben, werden wir von unserem Gastgeber erwartet. „Wenn ihr wollt, zeige ich euch zuerst das Dorf“, bietet er uns an. Viel gibt es jedoch nicht zu sehen. Die Hauptmeile verläuft parallel zum Strand und beherbergt mehrere Restaurants und Touranbieter. Besonders auffallend sind die bunten Mülltonnen für die Abfalltrennung, vor denen schon mal ein unsortierter Müllberg liegt.
Als Highlight der Insel empfiehlt er die Laguna Perla. Sie liegt am Hafen und angeblich wimmelt es dort von Seelöwen und Pinguinen, mit denen man schnorcheln kann. Viel Glück haben wir nicht. Ein paar bunte Fische, ein Riffhai, ein Leguan und drei Seelöwen bekommen wir im trüben Wasser zu sehen. Als noch eine Reisegruppe auftaucht, verschwinden bis auf die Seelöwen auch die letzten Tiere.
Nach San Cristobal, der letzten von uns angesteuerten Insel, ist es ein langer Weg. Sehr früh am Morgen startet die erste Überfahrt nach Santa Cruz. Von dort geht es vier Stunden später weiter nach San Cristobal.
Nach einer angenehmen ersten Tour, sehe ich der Weiterfahrt entspannt entgegen. Der Wind steht jedoch so ungünstig, dass Benzingestank in das Boot zieht, die Wellen sind noch höher und das Aufsetzen auf ihnen noch härter als bei der Überfahrt nach Isabela.
San Cristobal
Auf der Insel ist die Überfahrt jedoch schnell wieder vergessen. Am Strand liegen viele Seelöwen: Patriarchen, beim Trinken schmatzende Jungtiere, Mütter, die nach ihren Babys rufen, Babys, die von Seelöwe zu Seelöwe krabbeln auf der Suche nach ihrer Mutter.
Die Insel ist ein wunderbarer Ausgangspunkt für Schnorchelausflüge. Mit acht Reisenden brechen wir zu einer Erkundungstour auf. Vor dem Schnorcheln gehen wir an einem abgelegenen Strand, der von Seelöwen, Blaufußtölpeln und bunten Krabben bevölkert wird, an Land. Ein Blaufußtölpel sitzt zum Fotoshooting bereit.
In der Ferne ist die 140 Meter hohe Felsformation Kicker Rock zu sehen. Am Kicker Rock soll es Hammerhaie und Rochen geben. Gespannt lassen wir uns ins Wasser fallen. Der Ozean ist relativ ruhig, Meeresschildkröten schweben majestätisch vorbei, ein Seelöwe schaut uns neugierig an, von Hammerhaien und Rochen fehlt jedoch jede Spur.
Am nächsten Schnorcheltrip-Tag ist die Gruppe größer. Der Guide ist erst seit Kurzem dabei und hat seine Lehrzeit wohl bei amerikanischen Gruppen gemacht. Jeder muss sich unter Beifall mit Namen und Herkunft vorstellen. Anschließend bildet er mit seinem Armen einen Halbkreis: „Wir sind eine große Familie.“ Peinlich berührt blicken alle Europäer nach unten.
Vor dem Schnorcheln wird wieder gewandert. Eine Stunde laufen wir über die Isla Lobos, sehen Blaufußtölpel und ihre Jungen, balzende Fregattvögel und Seelöwen. Dann können wir endlich ins Wasser. Die Gruppe ist jedoch zu groß und bis auf einen neugierigen Seelöwen und einen Rochen lässt sich kein Tier blicken.
Zum Abschluss sollen alle an einem Sandstrand relaxen. Marc und ich nehmen aus einem Bauchgefühl heraus Taucherbrille und Schnorchel mit von Bord. Während alle am Strand liegen, schnorcheln wir im flachen Wasser. Rasch entdecken uns einige Seelöwen, schwimmen neugierig heran, tauchen haarscharf vor der Kollision ab, tanzen miteinander im Wasser und fordern uns zum Tanz heraus.
Die Choreografie ist schnell zu lernen. Einmal drehe ich mich plötzlich in die andere Richtung. Irritiert schwimmt der Seelöwe fort, kehrt kurz darauf zurück, schwimmt bis auf fünf Zentimeter an meine Taucherbrille heran und blubbert mir Luftblasen ins Gesicht.