Reisejahr 2025 | Lesezeit 7 Minuten
Johannesburg – Drakensberge: Underberg – Cathkin Park (Champagne Valley) – Langkloof (Royal-Natal-Nationalpark)
Wir verlassen Malawi, indem wir von Blantyre nach Johannesburg fliegen. Die größte Stadt Südafrikas dient uns als Zwischenstopp auf dem Weg in die Drakensberge und so verbringen wir auch nur einen Tag dort, den wir für eine Stadtrundfahrt mit Guide John nutzen.
Johannesburg wurde 1886 nach der Entdeckung von Goldvorkommen gegründet. Über Jahrzehnte hinweg wurde das Edelmetall in der Stadt und ihrer Umgebung abgebaut. Der bekannteste Fund in einer der Minen ist allerdings der Cullinan-Diamant genannte größte jemals weltweit entdeckte Rohdiamant.
In jüngerer Zeit galt Johannesburg als eine der kriminellsten Städte der Welt. John versichert uns jedoch, dass man sich mittlerweile zumindest tagsüber unbehelligt in Gegenden wie dem Geschäftsviertel bewegen kann. Er meint, dass Carjacking und bewaffnete Raubüberfälle, die er als ‚Kleinkriminalität‘ bezeichnet, stark abgenommen haben.
Trotzdem wirkt die Stadt nicht wie eine pulsierende Metropole. Auf dem Mandela Square, der eine Hommage an den Markusplatz in Venedig sein soll, mit dessen Flair aber herzlich wenig gemein hat, stehen wir allein. Im Geschäftsviertel Sandton herrscht eine ruhige Atmosphäre und im „Beverly Hills“ genannten Stadtteil Houghton begegnen uns lediglich zwei Frauen, die ihre Hunde spazieren führen.
Erst auf dem Constitution Hill geht es lebhafter zu. Constitution Hill verbindet in symbolischer Weise Vergangenheit und Gegenwart des Landes: Ende des 19. Jahrhunderts wurde er mit Gefängnissen – unter anderem waren dort Nelson Mandela und Mahatma Gandhi inhaftiert – bebaut. Seit dem Ende der Apartheid beherbergt die Anlage ein Museum und ist zudem der Sitz des Verfassungsgerichts Südafrikas.
Soweto (South West Township)
Über die Nelson-Mandela-Brücke, die größte Schrägseilbrücke im südlichen Afrika, fahren wir von der Innenstadt in den Vorort Soweto. Auf dem Weg halten wir am FNB-Stadion, in dem einige Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 ausgetragen wurden. Das Stadion ist in Form einer Kalebasse gestaltet, aus der lokales Bier zu schäumen scheint. In Erinnerung an die Wettkämpfe ist vor allem das laute Tröten der Vuvuzelas geblieben, die insbesondere bei den Bewohnern von Soweto traditionell eine große Rolle bei Festen aller Art spielen.
Der Stadtteil wurde ursprünglich als eigenständige Siedlung für Minenarbeiter mit kleinen, im Reihenhausstil gebauten Wohneinheiten, die weder über Strom noch Wasseranschluss verfügten, errichtet. Heute ist er ein Ort der Gegensätze mit Villen und gepflegten Häusern der Mittelschicht, die durch geradlinige Straßenzüge von den Blechhütten der ärmeren Bevölkerung räumlich abgetrennt sind.
Wir durchqueren eine dieser typischen Armensiedlungen zu Fuß. Für die etwa 300 dort lebenden Menschen stehen Dixie-Toiletten und Trinkwasserstellen zur Verfügung; Strom wird über dünne Drähte von der Straßenbeleuchtung abgezapft. Dennoch besuchen die Kinder die Schule, die Gesundheitsversorgung ist durch ein nahegelegenes Krankenhaus gesichert, und als wir gehen, können wir einen Obolus per Kreditkarte hinterlassen.
Als Sowetos Wahrzeichen gilt neben zwei ausgemusterten Kühltürmen auf dem Gelände des einstigen Kohlekraftwerks die Vilakazi Street. Sie ist berühmt ob ihrer früheren Bewohner: Erzbischof Desmond Tutu und Nelson Mandela, dessen vormaliges Haus heute ein Museum beherbergt. Geschäftstüchtige Anwohner haben rund um die Anwesen der beiden Friedensnobelpreisträger mehrere Restaurants und diverse Läden eröffnet.
Zudem finden sich im Township heute unter anderem ein eigener Fernsehsender namens Soweto TV, ein Golfplatz, ein Streichquartett und mehrere Fußballvereine.
Drakensberge: Underberg und der Sani-Pass
Am nächsten Tag übernehmen wir am Flughafen Johannesburg ein Mietauto und fahren in das rund sechs Stunden entfernt gelegene Dörfchen Underberg. Der kleine Ort an den südlichen Ausläufern der Drakensberge dient als Ausgangspunkt für die Fahrt über den Sani-Pass, der über eine acht Kilometer lange Bergpiste in das vollständig von Südafrika umgebene Bergkönigreich Lesotho führt. Aufgrund ihrer steilen, engen Kurven wird die Geröllstrecke im Internet von Reisenden als schwer passierbar beschrieben. Wir entscheiden uns daher die Strecke nicht selbst zu befahren, und buchen vor Ort eine geführte Tour.
Ein Fehler, wie sich am nächsten Tag herausstellen wird: Die ersten vier Kilometer verlaufen nur leicht ansteigend, auf dem letzten Abschnitt folgen lediglich zwei etwas ambitioniertere Haarnadelkurven. Diese Strecke hätten wir mit unserem Allradwagen problemlos bewältigen können. Da Lesotho ohnehin unser nächstes Reiseziel ist, empfinden wir die Fehlentscheidung als etwas ärgerlich. Den Unmut spülen wir nach Überqueren der Landesgrenze im höchsten Pub Afrikas mit einem lesothischen Maluti-Bier hinunter.
Im zentralen Teil der Drakensberge
Von Underberg aus reisen wir tags darauf ins drei Stunden Autofahrt entfernte Cathkin Park, einer kleinen Ortschaft am Rande des Champagne Valleys, weiter. Da für den nächsten Tag regnerisches Wetter angekündigt ist, unternehmen wir nach der Ankunft noch einen kurzen Ausflug zum unweit gelegen Wasserfall Sterkespruit.
Am folgenden Morgen hängen zwar einige graue Wolken an den Berggipfeln und die Temperaturen bleiben im einstelligen Bereich, doch da kein Regen zu erwarten ist, brechen wir zu einer Wanderung mit dem Ziel Blindman’s Corner auf.
Den Weg beginnen wir am Aufstieg zum Keartland’s Pass und wandern über stufenförmig angelegte Pfade bergan, bis wir schließlich im Nebel verschwinden.
Unsere Kleidung wird sofort nass und wir fangen an zu frieren. Dennoch setzen wir den Weg fort, bis wir nach der Bewältigung von 840 Höhenmetern am Ende eines Plateaus die Wegkreuzung Blindman’s Corner, erreichen. Aufgrund der Kälte verweilen wir dort jedoch nur kurz und legen erst nach der Rückkehr in die wärmende Sonne eine Rast an der „Sphinx“, einem nach der ägyptischen Monumentalstatue von Gizeh benannten Felsen und dem unmittelbar benachbarten, in der Trockenzeit nur spärlich die Felsen herabfließenden Crystal-Wasserfall ein.
Der nördliche Teil der Drakensberge
Unsere letzte Station in den Drakensbergen legen wir in ihrem nördlichen Teil in der Nähe des Ortes Langkloof ein. Wie bereits während der vorherigen Aufenthalte beziehen wir abermals ein gemütliches Ferienhaus mit Kamin und Blick auf die beeindruckende Berglandschaft. Dieses Mal werden uns das Frühstück und das Abendessen direkt ins Haus serviert, sodass wir für einen entspannten Abend nur noch ein Feuer im Kamin entfachen und eine Flasche Wein öffnen brauchen.
Am nächsten Morgen brechen wir zu einer Wanderung im Royal-Natal-Nationalpark auf. Dort befinden sich die imposante, fünf Kilometer lange und bis zu 1220 Meter steil abfallende Felswand „Amphitheater“ sowie der Tugela-Wasserfall, den die Einheimischen zum höchsten Wasserfall der Welt deklariert haben. Allerdings können wir uns davon nicht überzeugen, da die Wasserfälle im Winter eher trocken sind.
Für uns steht ohnehin der Weg im Vordergrund. Der gut begehbare Pfad steigt moderat an und zweigt schließlich zum Fluss Tugela ab. Da er nur wenig Wasser führt, können wir über die im Flussbett liegenden Felsbrocken springen, um vorwärtszukommen.
Schließlich erreichen wir eine marode Leiter, der bereits ein paar Sprossen fehlen, steigen sie hinauf, klettern anschließend durch einen schmalen, fast senkrechten Felsspalt und finden uns auf einem Pfad, der sich durch dichtes Gestrüpp windet, wieder. Ein wenig kämpfen wir uns noch durch das trockene Buschwerk, ehe wir aufgeben und umkehren.
Nach drei der vielleicht schönsten Wanderungen in der südafrikanischen Hälfte der Drakensberge verlassen wir über den Caledonspoort-Pass das Land und setzen unsere Reise auf der lesothischen Bergseite fort. (Bericht folgt)