Erdbeben

Das Appartement ist geräumig. Im Vorraum stehen Sessel, Tisch, Schreibtisch, ein Fernseher hängt an der Wand. Dahinter befindet sich der Schlafraum – dunkel gestrichene Wände, zwei große Betten, ein schmaler Schrank, das Fenster vergittert.

Ein wenig plaudern wir noch über die vergangenen Tage im Kongo, über den Besuch bei der Gorillafamilie, den unsichtbaren Lavasee im Krater des Nyiragongo, über die sehr moderaten Bestechungsgelder von 20 USD, die wir bisher gezahlt haben und wie viel sicherer als erwartet das Land ist.

Gegen 3.15 Uhr werden wir aus dem Schlaf gerissen. Das Bett wackelt heftig, ein leises Grummeln ist zu hören.

Gedanken wirbeln durch den Kopf: Der Nyiragongo bricht aus – nein, wir sind nicht mehr in Goma. Das Gasgemisch aus Kohlendioxid und Methan, das in der Tiefe des Kivusees konzentriert ist, hat zu einem Gasausbruch geführt – dann wären wir schon vergiftet.

Schlagartig ist nur noch ein Gedanke da: raus hier. Erdbeben.

Stimmengewirr auf der Straße. Die Menschen sind aus ihren Häusern geflüchtet.

Das Beben hört auf. Wir sind unentschlossen. Sicherheitshalber packe ich meinen Tagesrucksack zusammen – Geld, Pass, Kamera. Die Eingangstür zum Appartement bleibt entriegelt.

Wir legen uns wieder hin. Kurz darauf bebt die Erde erneut: Ist es ein Vorbeben, das Hauptbeben, welche Stärke mag es haben, sollten wir doch besser das Zimmer verlassen?

Unsicherheit. Nachlesen im Reiseführer. 2008 gab es ein Erdbeben in der Region, das Menschenleben kostete.

Es ist ruhig. Bestimmt war es ein leichtes Beben. Wir legen uns wieder hin. Ab und an schaukelt leicht das Bett.

Frühstück. Im Fernseher läuft eine Nachrichtensendung: Die Beben hatten die Stärke Magnitude 5.8 und 5.5, in Bukavu ist ein Haus eingestürzt, es gab Tote und Verletzte.

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