Fehler gleichen einem Hügel, jeder ersteigt seinen und sieht nur die der anderen.
(aus Suedafrika)
Reisejahr 2023
Namibia – Hermanus (Ausflug nach Kap Agulhas) – Tulbagh – Simon‘s Town (Hout Bay und Kap der Guten Hoffnung) – Kapstadt (Wanderung auf den Tafelberg)
Von Namibia zieht es uns weiter zu den malerischen Landschaften im Südwesten von Suedafrika.
Hermanus: die Wal-Metropole Südafrikas
Am Flughafen in Kapstadt übernehmen wir einen Mietwagen und fahren nach Hermanus. Die Stadt ist von Juli bis Oktober der perfekte Ort, um Wale zu beobachten. In dieser Zeit erreichen die Meeressäugetiere die Gewässer vor Suedafrika, um ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen. Da aber bereits Januar ist, bekommen wir keinen der Meeresgiganten mehr zu Gesicht.
Auf dem Tisch in der Unterkunft liegt bereits eine Notiz mit den Zeiten für das „Load shedding“: Seit 2008 zählen Stromausfälle zum südafrikanischen Alltag. Um einen kompletten Blackout zu vermeiden, wird vom staatlichen Energieerzeuger Eskom der Strom geplant mehrmals am Tag für mehrere Stunden abgestellt. Im Moment ist Elektrizität jedoch vorhanden und wir laden noch schnell einige Akkus auf.
Hermanus liegt malerisch an der Walker Bay. Ein Klippenpfad windet sich an der Bucht entlang, vorbei an steilen Klippen, an denen sich die Wellen des Atlantiks hoch aufspritzend brechen, an Buchten und Badestränden sowie durch eine bunt blühende Fynbos-Vegetation (Pflanzenwelt mit tausenden Farn- und Blütenpflanzenarten).
„Nach 20 Uhr solltet ihr den Pfad und auch die Straßen aus Sicherheitsgründen meiden. Dann wird es dunkel und ihr nehmt besser ein Auto“, gibt die Zimmervermieterin zu bedenken, als wir aufbrechen, um auf dem Klippenweg ins Zentrum des Ortes zu laufen.
Wir sind zum Essen in einem Restaurant verabredet. In der Mitte des Städtchens geht es lebhaft zu. Die Lokale sind sehr gut besucht, schließen jedoch bereits um 21 Uhr. Ein Minibus sammelt alle, die jetzt Feierabend haben, ein, um sie sicher nach Hause zu bringen. Auch wir werden von unseren Gastgebern ein Stück mit dem Auto mitgenommen. Die letzten 200 Meter laufen wir jedoch durch die verlassenen Straßen der Stadt.
Während Hermanus als Südafrikas „Walhauptstadt“ gilt, ist das benachbarte Gansbaai bekannt für Käfig-Tauchgänge mit Weißen Haien. Aber auch hier haben wir Pech: Orcas haben Jagd auf die Räuber gemacht, um an ihre nahrhafte Leber zu kommen, und sie dadurch aus der Bucht vertrieben.
Kap Agulhas: am südlichsten Punkt Afrikas
Eine Spritztour zum südlichsten Punkt Afrikas, dem Kap Agulhas, wollen wir uns jedoch nicht entgehen lassen. Die Straße zum Kap führt durch das Inland. Kaum haben wir die Küstenregion verlassen, sind nur noch wenige Autos unterwegs. Weit und still wirkt die hügelige Landschaft mit den abgeernteten Feldern und von grün bewachsenen Bergen umgebenen Weingütern.
Als wir den südlichsten Ort Afrikas, L’Agulhas, erreichen, sind die Straßen wieder belebt. Den Endpunkt des Dorfes markiert ein rot-weiß gestreifter Leuchtturm, der dem Leuchtturm von Alexandria nachempfunden ist. Über 71 steile Leiterstufen gelangt man auf einen schmalen Rundgang. Der Blick in die Ferne ist zwar sehr schön, aber es weht eine scharfe Brise und zwingt uns bald wieder zum Abstieg.
Das Auto lassen wir in der Nähe des Leuchtturms stehen. Dort schlängelt sich ein ebener Bohlenweg am Wasser und den von der Brandung ausgewaschenen Felsbrocken entlang bis zu einem schlichten Monument aus Stein, das den Zusammenfluss von Indischem und Atlantischem Ozean sowie den südlichsten Punkt Afrikas kennzeichnet.
Den Namen Kap Agulhas (dt. Nadelkap) erhielt der Ort vom portugiesischen Seefahrer Bartholomeus Diaz, da hier die Nadeln der Navigationsinstrumente den magnetischen und den geografischen Norden deckungsgleich anzeigten.
Zwei Kilometer entfernt vom Aufeinandertreffen der Ozeane liegt ein Schiffswrack in der Brandung. Der 1982 gekenterte taiwanesische Frachter ist einer der unzähligen bisher dort gestrandeten Schiffe.
Von der Küste in das Weinland
Seit über 360 Jahren wird in Südafrika Wein angebaut. 1655 ordnete der ehemalige Schiffsarzt und damalige Direktor der Niederländisch-Ostindischen Handelskompanie, Jan van Riebeck, die Anpflanzung von Reben an. Als Arzt wusste er um die gesundheitsfördernde Wirkung des Weines für die oft von Skorbut geplagten Seeleute und Handelsreisenden.
Als Zentrum des Weinlandes gilt Stellenbosch. Die Stadt liegt an unserer Fahrtroute nach Tulbagh und wir legen für einen Bummel durch die Altstadt eine Pause ein.
Das Stadtbild ist geprägt von Gebäuden, die im kapholländischen, georgianischen und viktorianischen Stil erbaut wurden. Leider hat das Dorfmuseum mit vier restaurierten historischen Häusern, in denen man hinter die Mauern blicken kann, am heutigen Sonntag geschlossen. Um noch etwas viktorianisches Flair zu erleben, gehen wir in den 1904 eröffneten Tante-Emma-Laden „Oom Samie se Winkel“ in der Dorpstraat. Dort lässt es sich herrlich zwischen Antiquitäten, Lebensmitten und Souvenirs stöbern.
Tulbagh: Idylle inmitten des Weinlandes
Tulbagh liegt von Bergen umrahmt in einem Tal. Etwas außerhalb des Ortes haben wir uns in einem Baumhaus eingemietet; ein Zebra und ein paar Springböcke grasen unterm Balkon, der Blick schweift über Berge und Rebstöcke. Eine Flasche Rotwein vom benachbarten Weingut steht im Zimmer auf dem Tisch; der Kühlschrank ist mit Würstchen und Fleisch für ein abendliches Braai (südafrikanische Variante des Grillens) bestückt.
Vor dem Baumhaus befindet sich eine lauschige Sitzecke mit gemauertem Grill. Holzscheite sind auch vorhanden und wir bereiten unser erstes Braai zu. Dabei verlieren wir allerdings die Zeiten des „Load shedding“ aus den Augen und müssen bis in die Nacht auf etwas Wasser zum Waschen warten. Die Stunden genießen wir in der abendlichen Kühle auf dem Balkon und hören den Springböcken beim Grasen zu.
Stadtbummel und Weinverkostung
Tulbagh wurde im 18. Jahrhundert von Holländern und Hugenotten gegründet. In der Kerkstraat stehen noch 32 gut erhaltene kapholländische Häuser und die älteste Kirche Südafrikas. Die Straße wird von großen Schatten spendenden Eichen gesäumt, Blumen blühen, vier interessante Museen laden zum Besuch ein.
Das Klima im Tulbagh-Tal ist ideal für den Weinanbau und beherbergt zum Teil jahrhundertealte Weingüter. Eines davon ist das im Jahr 1714 gegründete Weingut Montpellier. In den Anfangsjahren wurde der Besitz hauptsächlich als Weideland genutzt und nur auf einem kleinen Teilstück Rebstöcke gepflanzt. Erst ab den späten 1890er-Jahren begann der kommerzialisierte Weinanbau.
Am Eingang zum Weingut hängt ein Schild: „Folgen sie der Musik durch den Wald.“ Wir lauschen den dezenten Klängen und gehen auf Wegen aus Pfirsichkernen bis zu einer Lichtung mit Tischen, Stühlen und einer Bar.
Auf den Tischen stehen bauchige Trinkgläser bereit, die gleichzeitig für die Weinproben genutzt werden. Sechs Weine gibt es zur Verkostung und jedes Mal werden die Gläser so großzügig gefüllt, dass wir nach der letzten Kostprobe den Plan, noch ein weiteres Weingut zu besuchen, aufgeben.
Schwimmen mit Pinguinen in Simon’s Town
Über den Nuwekloof Pass geht die Reise weiter nach Simon’s Town auf der Kaphalbinsel. Dass wir das beschauliche Weinland endgültig verlassen haben, merken wir kurz bevor wir die Küste erreichen: An einer Straßenkreuzung steht auf einem Hinweisschild „Smash and Grab Hot Spot“.
Der Verkehr durch die Küstenorte ist schleppend und nervig. Erst in Simon’s Town endet der Stau. Die Stadt liegt an der False Bay und ist ein Ort mit kolonialem Charme. Bekannt ist er aber vor allem wegen einer Pinguinkolonie an den Stränden der Bay. Dort hatte sich unbeeindruckt von der engen menschlichen Nachbarschaft 1983 ein Pinguinpärchen niedergelassen. Seitdem ist die Kolonie stetig gewachsen und umfasst heute über 2.000 Tiere.
Die Vögel leben vor allem am Foxy Beach. Von einem befestigten Holzsteg aus kann man ihnen zusehen: Sie sitzen in ihren Höhlen, putzen sich gegenseitig das Gefieder oder stehen am Ufer und bewegen sich nur, wenn die Wellen zu weit an den Strand rollen. Da Pinguine nachtaktiv sind, geht auch nur selten einer ins Wasser.
Zehn Gehminuten vom Foxy Beach entfernt befindet sich der Boulders Beach. Riesige Felsbrocken schützen den kleinen Strand vor Wind und Wellen. Mit etwas Glück kann man hier mit den Pinguinen schwimmen. Wir haben jedoch keines. Allerdings haben wir auf dem Weg dorthin eine Bucht entdeckt, in der Menschen und Pinguine gemeinsam verweilen. Aber wie dort hinkommen? Wir versuchen es über die Granitblöcke, die den Strand umgeben – zu steil.
Stattdessen schwimmen wir um die Felsen herum und gelangen so zur gesuchten Bucht. In ihrem seichten Wasser tummeln sich ein paar Pinguine, einige sonnen sich auf den Felsen. Obwohl die Vögel sehr scheu sind, kann man sich ihnen relativ gut nähern. Jedoch achten wir auch freiwillig auf eine gewisse Distanz: Ihre Schnäbel sind scharf wie Rasiermesser und sie zögern nicht zuzubeißen.
Nach der Schwimmtour ist es Zeit, essen zu gehen. Das Lokal der Wahl hat eine verlockende Speisekarte. Als wir bestellen, holt uns der Alltag wieder ein. „Wir haben gerade Load shedding und können nur wenige Gerichte anbieten.“ Das hatten wir vergessen und müssen uns mit Nudeln zufriedengeben.
Schnorcheln mit Robben in Hout Bay
Am nächsten Tag setzen wir unsere tierischen Schnorcheltouren fort. Diesmal in Hout Bay auf der anderen Seite der Kaphalbinsel. Die kürzeste Verbindung dorthin ist über den Chapman’s Peak Drive, eine der spektakulärsten Küstenstraßen weltweit. 150 Meter über dem Meer schlängelt sich das kurvenreiche Asphaltband am Abgrund entlang. Picknickplätze laden zum Verweilen ein und am Aussichtspunkt „Chapman’s Point“ hat man einen fantastischen Blick über den weißen, weitläufigen Strand der „Chapman’s Bay“, das türkisfarbene Meer und auf Hout Bay.
In Hout Bay steigen wir um in ein Zodiac mit dem Ziel Duiker Island. Der 1500 Quadratmeter große Felsen vor der Küste ist Heimstatt von etwa 4000 afrikanischen Fellrobben. Geschützt durch einen 5 mm Neoprenanzug schnorcheln wir in den eiskalten Fluten des Atlantiks mit den Raubtieren. „Nehmt euch vor den großen Robben in acht. Das sind Männchen und sie sind meist nicht gut drauf“, wird uns vom Bootsführer geraten.
Die Insel ist von einem dichten Seetangwald umgeben. Pfeilschnell schwimmen die Robben durch die hoch gewachsenen Algen, nähern sich und drehen wieder ab. Leider ist das Meer sehr unruhig und der Wellengang verursacht bei mir eine leichte Übelkeit, sodass ich immer wieder auftauchen und tief durchatmen muss. Nach 40 Minuten kehren wir zurück aufs Schlauchboot. Zum Energietanken gibt es einen Schluck heiße Schokolade und einen Keks und gegen die Kälte einen Schwall warmes Wasser in den Neoprenanzug.
Wandern am Kap der Guten Hoffnung
Nach der Robbentour geht es weiter ans Kap der Guten Hoffnung. Paviane bevölkern die Straße und es gilt langsam zu fahren. Einer liegt auf dem Asphalt und krault sich den Bauch.
Am frühen Nachmittag kommen wir am Tafelberg-Nationalpark an. Die Zeit scheint optimal zu sein: Es gibt keine Warteschlangen am Eingang und einen Parkplatz direkt an der Landspitze. Fürs obligatorische Foto stehen wir nur kurz an und wandern anschließend auf einem felsigen Weg hinauf auf das Kap der Guten Hoffnung. Von hier ist der südlichste Punkt der Halbinsel, „Cape Point“, besonders gut zu sehen.
Ein Bohlenweg lädt zum Wandern hinauf zum Leuchtturm auf „Cape Point“ ein. Ungefähr eine Stunde laufen wir durch die herrliche Fynbos-Vegetation mit Blick auf die schroffen Klippen und auf eine Bucht mit weißem Sand und türkisfarbenem Meer.
Der Weg endet an der Flying Dutchman Standseilbahn unterhalb des alten Leuchtturms. Über Stufen erfolgt der letzte steile Anstieg. Auf dem Aussichtspunkt weht ein scharfer Wind; die Wellen des Atlantiks brechen an den hohen Klippen; auf dem Ende des Kliffs steht der neue Leuchtturm, der das stärkste Leuchtfeuer an Afrikas Küste hat.
Zurecht ist der Originalname des Kaps der Guten Hoffnung eigentlich Kap der Stürme. Wie gefährlich der Küstenabschnitt für die Seefahrer war, lässt sich gut auf dem Schiffswrack-Pfad erleben. Leider reicht unsere Zeit nicht, um die vielen interessanten und schönen Wanderwege zu erlaufen. Aber um 20 Uhr schließt der Park und wer ihn zu spät verlässt, zahlt eine extra Gebühr.
Kapstadt: die Mutterstadt Südafrikas
Affengeschrei weckt uns am Morgen, Hunde bellen wild. Paviane klettern die Hauswände hoch und stehlen von den Terrassen und Balkonen alles was nicht niet- und nagelfest ist. Auf der Straße mühen sich zwei Leute, die Tiere mit Lärm und Luftdruck zu verjagen.
40 Minuten ist Kapstadt von Simon’s Town entfernt. Wir haben also zwischen dem Check-out in Simon’s Town und dem Check-in in Kapstadt zu viel Zeit. Da wir über den Chapman’s Peak Drive mit seinen schönen Picknickplätzen fahren werden, beschließen wir dort zu frühstücken. In einem Supermarkt decken wir uns mit einem Imbiss ein. Da gerade wieder ein „Load shedding“ alles lahmlegt, ist der Laden nur sehr spärlich beleuchtet und die Kühlregale sind abgeschaltet. Dennoch finden wir Einiges für einen kleinen Vormittags-Snack.
In Kapstadt tauchen wir in ein anderes Südafrika ein. Behausungen aus Pappe und Plastikplanen schmiegen sich auf den Gehwegen aneinander; Bettler stehen mit Pappschildern auf der Straße. Zwei weitere Schilder mit einer anderen Aufschrift liegen griffbereit auf dem Gehweg.
Stacheldrähte, Schutzmauern und Security-Anlagen umgeben die Häuser in den Wohnvierteln. „Von 23 Uhr bis 6:30 Uhr ist der Draht scharf geschaltet und die Bewegungsmelder sind an. Wenn ihr später kommt oder eher gehen wollt, sagt Bescheid“, erklärt der Vermieter. „Wenn es dunkel wird, nehmt euch ein Auto. Sicher ist es nur an der Victoria & Albert Waterfront“, fährt er fort.
Wir geben den Mietwagen ab. Der Stützpunkt ist mitten in der Stadt und wir wollen von dort zur Wasserfront laufen. „Nehmt euch ein Taxi! Die Gegend ist auch am Tag sehr unsicher. Gerade erst wurde ein Paar an einer Kreuzung in der Nähe überfallen“, mahnt die Angestellte der Autovermietung. Zweifelnd sehen wir uns an. Als sie unsere Unentschlossenheit bemerkt, unterbreitet sie ein Angebot: „Ich fahre jetzt eine Kollegin nach Hause und kann euch bis zur Wasserfront mitnehmen.“ Da sagen wir nicht nein.
Am Foodmarket steigen wir aus. Da wir mittlerweile sehr hungrig sind, ist das der ideale Startpunkt für einen Bummel an der Wasserfront. Im Markt gibt es neben Pizza, Smoothies, Eis und Meeresgetier auch die Spezialität Biltong (getrocknetes Fleisch). Gestärkt starten wir zum Spaziergang über die Flaniermeile.
Auf der Victoria & Alfred Waterfront herrscht reges Treiben. Die vielen Restaurants sind gut besucht; zwischen den historischen Gebäuden wie Uhrenturm und Old Port Captains Office wird flaniert und in den Shoppingmalls eingekauft. Eine afrikanische Musikgruppe tanzt und singt vor dem Denkmal für Südafrikas vier Nobelpreisträger.
Kaum haben wir das bunte Treiben an der Wasserfront verlassen, sind die Straßen leer. Am verwaisten Fußballstadion der Weltmeisterschaft 2010 torkeln uns drei betrunkene, zerlumpte Gestalten grölend entgegen. Beklemmung macht sich in uns breit. An einer Unterführung schließen wir uns einem Paar mit Hund an, die uns wiederum misstrauisch beäugen. Letztendlich erreichen wir das Quartier jedoch ohne Zwischenfälle.
Wandern auf den Tafelberg
Mit Abschaltung der Alarmanlage um 6:30 Uhr starten wir in den Tag. „Die Besteigung des Tafelbergs ist sicher. Nehmt aber keine teuren Kameras und auch nur ein Handy mit“, hatte der Wohnungsvermieter geraten.
Ein Uber bringt uns zum Parkplatz in Camps Bay. Gestartet wird auf dem Pipe Track. Obwohl der Weg felsig und steil ist, sind auch einige Jogger unterwegs. Nach einem Kilometer weist ein kreisförmiger Wegweiser zum Wanderweg Kasteelspoort. Die Route ist steil und führt am Westhang des Tafelberges (Zwölf-Apostel-Seite) hinauf. Da es früh am Tag ist, liegt sie noch im Schatten und erst als wir das Plateau erreichen, steht die Sonne so hoch, dass sie unbarmherzig niederscheint.
Wir folgen dem Abstecher zur alten Seilbahnstation. Dahinter ragt ein flacher Granitfelsen aus dem Berghang heraus: ein „Sprungbrett“, das schwindelfreien Wanderern ein großartiges Fotomotiv bietet.
Durch dunkles Grün und bunte Blumen schlängelt sich der Pfad über die Hochebene, ehe er abwärts in ein Tal und wieder hinauf auf die nächste Erhebung führt. Findet sich ein seltenes Schattenplätzchen, rasten wir kurz und genießen die spektakuläre Aussicht auf den Atlantischen Ozean, die Küsten von Camps Bay und in Richtung Cape Point. Das wäre in den letzten zwei Tagen, als der Tafelberg in tiefem Nebel verschwunden war, nicht möglich gewesen.
Weiter führt der Weg aufwärts und jedes Mal, wenn wir denken, das soeben bewältigte Teilstück ist das letzte vor dem Gipfel, gibt der Berg den Blick auf einen weiteren Anstieg frei. Endlich kommt das Bistro an der Seilbahnstation in Sichtweite. Aber noch einmal geht es hinab ins Tal und über Bohlen, Felsen und zwei rostige Leitern wieder hinauf.
Am Bistro herrscht reges Treiben. Wir stärken uns, genießen den Blick auf Kapstadt aus der Vogelperspektive und gondeln mit der Seilbahn hinab. An der unteren Haltestelle bestellen wir ein Uber-Taxi. WLAN gibt es überall im öffentlichen Raum und es funktioniert auch hervorragend.
Am Nachmittag bummeln wir durch den Green Point Park zum Wasser. Als Orientierungshilfe dient das Green Point Lighthouse. Der 20 Meter hohe, quadratische Leuchtturm ist der älteste Südafrikas. Er wurde 1824 in Dienst gestellt, 1926 mit einem Nebelhorn versehen und 1929 elektrifiziert, wodurch sein Feuer eine Reichweite von 40 Kilometer erreicht.
Der Park ist durchzogen von idyllischen Pfaden; Familien picknicken auf den Rasenflächen; auf den Teichen schwimmen Enten. In unmittelbarer Nähe gibt es eine lebendige Restaurant- und Kneipenszene, der wir einen Besuch abstatten.
Bummel in Kapstadt: Bo Kaap
Den letzten Urlaubstag beginnen wir mit einem Startschuss. Täglich um 12 Uhr ertönt vom Signal Hill ein Kanonenschuss. Der Knall ist in Kapstadt und dem Hafen gut zu hören, sodass die Seeleute ihre Chronometer danach einstellen konnten.
Mit einem Uber lassen wir uns zum Company’s Garden bringen. Der Park ist die grüne Lunge der Stadt. Ursprünglich befand sich hier der von Jan van Riebeck angelegte Gemüsegarten, der zur Versorgung der Einwohner Kapstadts und der Schiffsbesatzungen auf ihrem Weg nach Indien und zurück nach Europa diente. Heute findet man im Park vor allem Ruhe, kleine Themengärten, lauschige Plätze, Skulpturen und Denkmäler. Graue Eichhörnchen tummeln sich auf den Wegen und lassen sich mit etwas Futter anlocken.
Flankiert wird der Park an seinem nördlichen Ende von der St. George-Kathedrale (hier predigte Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu) und dem Parlamentsgebäude.
Fußläufig vom Company’s Garden entfernt befindet sich Bo Kaap, eines der ältesten Viertel von Kapstadt. Steil ziehen sich die kopfsteingepflasterten Gassen am Hang des Signal Hills hinauf. Gesäumt werden sie von bonbonfarben gestrichenen Häusern. Bis heute sind 90 Prozent der Bewohner in Bo Kaap Muslime. In der Dorpstraat steht die älteste Moschee Südafrikas.
Vom bunten Bo Kaap wechseln wir zur farbenfrohen Unterwasserwelt des Two Oceans Aquarium im historischen Hafenviertel der Victoria & Albert Waterfront. In verschiedenen Ausstellungsbereichen lässt sich die Unterwasserwelt vor den Küsten Südafrikas bei einem Bummel erkunden. Eine Tauchschule bietet Kurse an und wer mag, kann anschließend in einem zwei Millionen Liter umfassenden Tank mit Rochen und bis zu vier Meter langen Haien schwimmen. Wir bleiben jedoch auf dem Trockenen und lassen den Urlaub mit den bunten Fischen gedanklich an uns vorüber ziehen.