Dschibuti

Bevor er dieses Land durchquert, macht selbst der Schakal sein Testament.
(Aus Dschibuti)

Reisejahr 2015

Äthiopien – Dschibuti (Dschibuti-Stadt und die Salzseen Lake Assal und Lake Abbe) – Äthiopien

Zur Grenze nach Dschibuti geht es wegen der schlechten Straßenverhältnisse nur im Schritttempo vorwärts. Zeit um den Menschen, die im Niemandsland leben, bei ihrer Arbeit zuzusehen.

Der Empfang an der Grenzstation ist entspannt. Von den Horrorgeschichten über dschibutische Grenzer ist nichts zu bemerken. Die Einreise gestaltet sich trotzdem etwas schwierig. Der Beamte hat keinen Stift, um die Eintragungen in sein Buch vornehmen zu können und macht auch keinerlei Anstalten einen zu besorgen. Also hole ich aus meinem Gepäck einen Kugelschreiber, der selbstverständlich sofort in Staatseigentum übergeht.

In Dschibuti gibt es nur eine Straße, die nach Dschibuti-Stadt führt. Diese ist in einem äußerst schlechten Zustand. Wir schleichen dahin. 80 Kilometer vor dem Ziel halten wir im nirgendwo für einen Imbiss an einer Wellblechhütte. Praktischerweise muss man sich nicht für ein Gericht entscheiden: Es gibt nur eine große Portion Nudeln.

Die nächsten zehn Kilometer gibt es auch keine Piste mehr. Entgegenkommende Schwerlasttransporte vernebeln die letzte Sicht. Noch langsamer schleichen wir durch den Wüstensand. 70 Kilometer vor Dschibuti-Stadt haben wir wieder Asphalt unter den Reifen. Der Lkw-Fahrer muss jedoch mit seiner Ladung direkt zum Hafen fahren und setzt uns zehn Kilometer vor der Stadt in einem Wohnviertel ab. Sofort sind wir von Tuk-Tuk Fahrern umringt. Nach zähen Verhandlungen über den Preis – der Einstieg liegt bei 40 Euro – werden wir in ein Hotel im Botschaftsviertel gefahren.

Dschibuti-Stadt

Dschibuti-Stadt hat außer der Hamoudi-Moschee und ein paar restaurierten Kolonialbauten keine Sehenswürdigkeiten. Am Markt winken wir uns ein Taxi heran. Sofort drängelt sich ein Mann zwischen uns und den Fahrer und redet auf ihn ein. Der verlangt daraufhin für die Fahrt zum Hafen 3500 Djibouti-Franc (20 USD). Wir drehen uns um, der Preis sinkt auf 5 USD, wir steigen ein. Aggressiv verlangt der „Vermittler“ des Taxis eine Servicegebühr. Als wir uns weigern, für nichts zu zahlen, setzt er sich auf den Beifahrersitz. Verärgert gibt ihm der Taxifahrer Geld und wirft ihn raus.

Hafen von Dschibuti
Im Hafen
Wächterattrappe am Hafengelände

Djibouti liegt am Golf von Tadjoura, wo sich alljährlich in den Wintermonaten junge Walhaie versammeln. Mit einem kleinen Motorboot kreuzen wir auf der Suche nach dem größten Fisch der Welt durch den Golf. Militär, das von hier aus zur Jagd auf somalische Piraten aufbricht, schippert vorbei.

Eine Haiflosse durchpflügt das planktontrübe Wasser. Wir springen ins Nass. Der grau-blau gepunktete Rücken des Hais ist zum Greifen nah, jedoch können wir mit dem Tempo des sechs Meter langen Tieres nicht mithalten. Ein wenig schnorcheln wir noch entlang eines kleinen Riffs, in dem sich viele bunte Fische tummeln und kehren in den Hafen zurück.

Kaum ist das Boot am Pier befestigt, greifen zwei Typen flink unsere Sachen, um sie im Auto zu verstauen. Natürlich verlangen sie dafür Geld. Offensichtlich sind die nicht gewünschten Serviceleistungen ein lukratives Geschäftsmodell.

Die Salzseen von Dschibuti

Am Abend treffen wir uns mit Daniel, einem Guide, der uns während einer zweitägigen Exkursion zu den Seen Lake Assal und Lake Abbé bringen soll. Da wir direkt nach der Tour zur Grenze nach Äthiopien wollen, werden wir wieder gewarnt, diesmal vor den äthiopischen Grenzern: „Die kauen nur Khat. Von euren Dollarnoten dürft ihr nichts erzählen.“

Über Lavagestein holpert das Auto zum tiefsten Punkt Afrikas, dem mehr als 152 Meter unter dem Meeresspiegel liegenden Lake Assal (35 Prozent Salzgehalt). Bei einem Spaziergang zu seinem Ufer rutschen wir durch den tiefen Schlamm, der sich im Sprühregen gebildet hat. Blütenweiß leuchtet uns der Grund des Sees, der aus scharfkantigen Salzkristallen besteht, entgegen. Afar gewinnen das Salz und verkaufen es vor Ort.

Lake Assal in Dschibuti
Afar gewinnen das Salz und verkaufen es vor Ort.
Salzkristalle am Boden des Lake Assal

Auf der Weiterfahrt halten wir in der Stadt Dhikil vor einem Khat-Verkaufsstand. „Möchtest du probieren?“, werde ich gefragt. Klar. Schon halte ich ein Bund Blätter in der Hand. Der bittere Geschmack und das pelzige Gefühl im Mund lassen mich von weiteren Kostproben Abstand nehmen.

Am Lake Abbé beziehen wir in einem Camp ein Zelt aus Bastmatten mit Blick auf die am Ufer stehenden bis zu 50 Meter hohen Kalksäulen, wandern zum Sonnenaufgang zu zwei Thermalquellen, beobachten Flamingos, die am Ufer des Sees leben und klettern über Felsen, die dem Film „Planet der Affen“ als Kulisse dienten.

Camp am Lake Abbe in Dschibuti
Camp am Lake Abbe
Kalksäulen am Lake Abbe
Filmkulisse für „Planet der Affen“
Herde am Lake Abbe

Der Salzsee Lake Abbé liegt auf der Grenze von Äthiopien und Dschibuti. Nach der Überwindung kleinerer Hindernisse – Reifenpanne, Auto wechseln – werden wir am Grenzübergang Gelille abgesetzt. Es ist früher Nachmittag und wir sind voller Optimismus, irgendein Fahrzeug, das in Richtung Dire Dawa in Äthiopien fährt und uns mitnehmen wird, zu finden.

Vor dem Grenzgebäude lungern ein paar Leute herum. Im Abfertigungsraum gibt es zwei Tische, einen Stuhl und zwei Computer. Der Grenzer sieht unfreundlich zu uns herüber. Ohne Fahrgelegenheit über die Grenze? Um diese Uhrzeit? „Heute läuft hier nichts mehr. Fahrt zurück ins Dorf, übernachtet dort und kommt morgen früh wieder.“

Wir bleiben. Daraufhin steht der Grenzer auf und geht essen. Zweimal werden wir noch von vorbei Kommenden gefragt, ob wir wirklich jetzt ausreisen möchten. Wir nicken beharrlich.

Der Typ scheint seine Mittagspause bis zum Feierabend auszudehnen. Da erscheint ein Kollege, lässt sich die Pässe geben und trägt die Daten im Schneckentempo in ein Buch ein. Anschließend wird der PC hochgefahren und die Passdaten werden ausgelesen. „Hinsetzen! In die Kamera sehen!“ Das Foto gelingt, die Software möchte es jedoch nicht verarbeiten. Vier „PC-Experten“ kümmern sich darum. Uns läuft die Zeit davon.

Endlich sind wir ordnungsgemäß ausgereist. Eine staubige Straße führt zur 300 Meter entfernten äthiopischen Seite der Grenze. Ein Bus hält. Für 200 Birr (8 Euro) können wir die Kurzstrecke mitfahren. Uns ist das jedoch zu viel Abzocke und wir laufen nach Äthiopien.

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