„Gott und Tonga sind mein Erbe“
(Wahlspruch von Tonga)
Reisejahr 2024
Südkorea – Neuseeland – Vanuatu – Fidschi – Tuvalu – Salomonen – Australien (Nord) – Osttimor – Australien (West, Tasmanien) – Nauru – Marshallinseln – Föderierte Staaten von Mikronesien – Kiribati – Samoa
Inseln Tongatapu und Eua
Indonesien (West-Papua) – Papua-Neuguinea
Tonga, das Königreich im Pazifik und letzte Monarchie Polynesiens, ist auch bekannt als „die freundlichen Inseln“. Aufgeteilt ist das Land in die drei Inselgruppen: Ha’apai, Vava’u sowie Tongatapu mit der Hauptstadt Nuku’alofa.
Insel Eua
40 Kilometer südöstlich der Hauptinsel Tongatapu liegt Eua, die mit einem Abstand von ein paar Millionen Jahren älteste Insel des Königreiches. Das Eiland zeichnet sich neben seiner felsigen Küste, üppigem Regenwald und mystischen Höhlen vor allem als Standort für das Schnorcheln mit Buckelwalen aus.
Am Tag nach unserer Ankunft auf Tonga machen wir uns per Fähre auf den Weg nach Eua. Die dreistündige Überfahrt auf dem mit Containern und Autos beladenen Katamaran ist alles andere als komfortabel. Die See ist rau, das Boot hüpft auf den Wellen, rauscht in die Wellentäler, neigt sich zur Seite. Mit weichen Knien gehen wir in Eua von Bord und benötigen den Rest des Tages zur Erholung.
Mit Buckelwalen schnorcheln
Die nächste Seefahrt folgt am kommenden Tag. Mit fünf weiteren Gästen und einem Guide starten wir zur Tour „Schnorcheln mit Buckelwalen“. Die Meeressäuger tummeln sich jedes Jahr von Juni bis November in den warmen, nährstoffreichen Gewässern vor Tonga, gebären ihre Kälber und kehren im Herbst zurück in die Antarktis.
Zwei Stunden schaukelt das Fischerboot über die Wellen, ohne dass sich ein Wal blicken lässt. Dafür schwimmen eine giftige Seeschlange und ein nicht minder gefährlicher Hai vorbei. Meine Vorfreude auf ein Zusammentreffen mit den sanften Riesen der Meere weicht schlagartig einem mulmigen Gefühl.
Endlich taucht in einiger Entfernung eine Walflosse auf. Wir fahren weiter hinaus aufs offene Meer und plötzlich tummelt sich eine Gruppe von Buckelwalen im tiefblauen Wasser des Ozeans. Einer von ihnen gleitet unter dem Boot hindurch, kommt an die Oberfläche und winkt mit der Brustflosse.
Sofort sind alle meine Bedenken wie weggeblasen. Vorsichtig springe ich mit drei Urlaubern vom Boot in den Pazifik. Nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche schwimmen fünf „jugendliche“ Wale; kommunizieren miteinander und dann nimmt einer von ihnen direkten Kurs auf mich.
Mein Adrenalinspiegel steigt: Das 25 bis 30 Tonnen wiegende Tier scheint den Augenkontakt zu suchen. Ich versuche ihm auszuweichen, aber der Koloss dreht elegant ab und taucht, um Luft zu holen, drei Meter von mir entfernt auf.
Der Ausflug war so fantastisch, dass wir zwei Tage später erneut an einer Tour teilnehmen. Diesmal sehen wir bereits nach einer kurzen Bootsfahrt die ersten Wale: Fontänen sprühen aus ihren Atemlöchern, akrobatisch springen sie aus dem Wasser, aber sowie sich das Boot nähert, zeigen sie ihre Schwanzflosse und tauchen ab. Drei Stunden lang dauert das Katz-und-Maus-Spiel, dann geht es ganz schnell.
Wir springen ins kühle Nass. Acht Wale tummeln sich im tiefen Wasser. Neugierig kommen sie näher, tauchen unmittelbar vor uns auf, schwimmen weiter, scheinen auf uns zu warten und wenn wir sie erreicht haben, verschwinden sie in den Tiefen des Ozeans. Der Höhepunkt sind zwei jugendliche Exemplare, die zum Greifen nah unsere Gruppe umkreisen, sich drehen und wenden und ihren weißen Bauch präsentieren.
Sonntag auf Tonga
Der Sonntag ist auf Tonga dem Kirchgang und der Familie gewidmet. Unsere Gastgeber haben uns zum Gottesdienst und dem anschließenden traditionellen Familienessen eingeladen und so gehen wir gemeinsam am späten Vormittag in die Kirche.
Die Messe ist enttäuschend und langweilig. Der wohlbeleibte Pastor liest die Predigt mit monotoner Stimme auf Tongaisch und Englisch von einem Laptop ab; zwischendurch singt die Gemeinde schrill und in unterschiedlichen Tonlagen ein paar geistliche Lieder. Zum Glück dauert die Andacht nur 50 Minuten und wir kehren zurück ins Gästehaus.
Inselrundfahrt
Bereits bei unserer Ankunft auf Eua hatten wir Moa, den Sohn des Hauses angesprochen, ob er am Sonntagnachmittag noch eine kleine Inselrundfahrt mit uns unternehmen würde. Nach einem kurzen Blickwechsel mit seinem Vater hat er zugesagt.
Eua hat viele raue Naturschönheiten: dramatische Klippen, vom Meer geformte Felsenbögen, dichten Dschungel und Jahrhunderte alte Banyanbäume.
Beeindruckend sind die Lakufa’anga Cliffs am südlichen Ende der Insel. Oberhalb der Klippen bildet eine Ansammlung scharfkantiger Korallenformationen den Rock Garden und lediglich einen Katzensprung davon entfernt, hat die Natur aus den Felsen eine „Brücke“ geformt, die einem Tor gleich die Grenze zwischen Ozean und Land markiert.
Nicht nur an der Küste, auch im Dschungel liegen mystische Naturattraktionen wie die „Smoking Cave“, ein scheinbar bodenloses Erdloch, von dem niemand weiß, wie tief es ist. Namensgeber der Höhle ist ein schmaler Wasserfall, der beim Sturz über die steile Felswand in feinen Nebel zerstiebt.
Spektakulär ist ebenfalls der „Big Ovava“, ein 800 Jahre alter Banyanbaum. Seine baumstammdicken Wurzeln ragen tief in eine Senke und meterhoch in den Himmel. Dazwischen windet sich ein schmaler Pfad durch den Wald aus Wurzeln.
Nukuʿalofa auf Tongatapu
Nach fünf ereignisreichen und unvergesslichen Tagen auf Eua kehren wir zurück nach Nuku’alofa.
Nuku’alofa ist mit rund 35.000 Einwohnern die einzige größere Stadt des Königreiches. Zu Fuß erkunden wir ihr kleines Zentrum.
Viel Glück haben wir bei unserem Stadtspaziergang jedoch nicht. Das Nationalmuseum ist wegen einer Personalversammlung geschlossen (es wurden Ausstellungsstücke gestohlen); die Königsgräber sind weiträumig mit einem blickdichten Bauzaun umgeben und den Königspalast kann man ohnehin nur von Ferne betrachten.
Die Natursehenswürdigkeiten der Insel lassen wir hingegen links liegen: Die Anahulu-Höhle, ein unterirdisches Naturschwimmbecken mit Stalaktiten und Stalagmiten, ist vermüllt und Blow Holes (Blaslöcher, die durch die Kraft der Wellen hohe Fontänen ausstoßen) haben wir bereits auf Eua gesehen. Stattdessen bereiten wir uns auf unser nächstes Ziel, das wahrscheinlich größte Abenteuer unserer Tour vor – die indonesische Provinz Westpapua.