Entführung im Taxi

Einsam kreisen drei Rucksäcke auf dem Gepäckband. In der Ankunftshalle am Flughafen in Ho-Chi-Minh-Stadt warten Flughafenmitarbeiter auf Hilfe suchende Fluggäste, Hotelangestellte halten Schilder hoch, Taxifahrer blicken sich um, auf der Suche nach einem letzten Fahrgast.

Auch wir blicken uns um, auf der Suche nach unserer Verabredung.

Ein Mann in der Uniform der Flughafenmitarbeiter bietet seine Hilfe an. Wir lehnen ab. Irgendetwas stimmt nicht.

Warten. Eine halbe Stunde später beschließen wir, Geld zu tauschen und mit dem Taxi zu fahren. Ich bewege mich Richtung Geldautomat. Der freundliche Mitarbeiter ist sofort zur Stelle.

Der Geldautomat sei defekt, verkündete er, Dong sind nur in der Wechselstube zu erhalten. Das eingetauschte Geld nehme ich eingerollt in Empfang. Der freundliche Mitarbeiter zieht mich aus der Wechselstube, noch bevor ich nachzählen kann.

„Schnell schnell, es sind nur noch sehr wenige Taxifahrer da.“

Heftiger Monsunregen empfängt uns vor dem Gebäude. In aller Eile legen wir die Rucksäcke in den Kofferraum des Autos. Ein kurzer Blick – das Taxischild ist auf dem Dach montiert, am Armaturenbrett sind gut sichtbar Foto und Lizenznummer des Fahrers angebracht.

Das Taxi rollt los, die Beifahrertür wird aufgerissen, der freundliche Mitarbeiter springt in das Auto. Im aggressiven Ton gibt er dem Fahrer eine kurze Anweisung.

Statt Lichter einer Großstadt umgibt uns tiefste Dunkelheit. Stille. Abrupt stoppt der Wagen.

Der freundliche Mitarbeiter dreht sich um – „Money!“

Wir zucken mit den Schultern.

„Money, oder“ – er macht eine kurze Handbewegung am Hals entlang.

Wir kramen nach unseren Geldbörsen. Drei 20 Dollarnoten wechseln ihren Besitzer.

„Money!“

Ein 10 und zwei 5 Dollarscheine wandern nach vorne.

„Money!“

Die Geldbeutel sind leer. Wütend springt der freundliche Mitarbeiter aus dem Auto und verschwindet in der Dunkelheit.

Der Taxifahrer bringt uns nach Ho-Chi-Minh-Stadt. Den Umweg, den er gefahren ist, möchte er bezahlt haben. Ich zeige auf seine Lizenznummer, er versteht.

 

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