Ein Ausflug

Stimmengemurmel vor der Tür. Das wird der Fahrer des Lastwagens sein, der uns von der Pension in Trinidad in das Escambray Gebirge bringen soll. Vor der Tür stehen drei Männer und zeigen uns, dass wir ihnen folgen sollen. Gut, das Auto wird sicherlich an einem zentralen Platz warten.

Die Männer laufen mit uns zum Stadtrand. Die Häuser werden kleiner – einige leuchten frisch gestrichen in der Sonne, aus der befestigten Straße wird ein Feldweg mit tiefer werdenden Löchern, im Hintergrund sind die Ausläufer des Escambray Gebirges zu sehen. Am Ende der Stadt, in einer der Seitengassen, stehen Pferde auf dem Weg. Die Männer laufen auf die Pferde zu, diskutieren mit dem Besitzer, mustern uns kurz. Schon halten wir ein paar Zügel in der Hand. Pferdestärke statt Motorstärke.

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Im gemütlichen Schritt reiten wir über Weideland, vorbei an Feldern, ein Stück einen Schienenstrang entlang, immer weiter Richtung Gebirge. Die Sonne brennt. Kurze Rast bei einem Farmer. Endlich Schatten. Der Farmer gewinnt auf seiner Presse für jeden von uns ein Glas voll Zuckerrohrsaft, gibt etwas Limonade dazu und fertig ist ein sehr süßes, kühlendes Getränk. Im Schatten eines Baumes sitzend, genieße ich die Pause. Plötzlich steht ein Eber, groß wie ein Kalb vor mir. Still bleibe ich sitzen. Der Eber fällt mir vor die Füße und schläft ein. Ganz vorsichtig schleiche ich mich weg.

Erfrischt reiten wir weiter. Der Weg wird zu einem schmalen Pfad, der sich den Berg hoch schlängelt. Rechts eine steile Felswand, links der Abgrund. Ein Tritt daneben und es geht abwärts, denke ich. Mein Pferd rutscht mit einer Hinterhand weg, mein Puls wird schneller. Gelassen läuft es weiter. Ich versuche, möglichst unverkrampft im Sattel zu sitzen.

Vor uns taucht der Dschungel auf. Wir sind im Topes de Collantes, ein Naturpark mit einer Vielzahl an endemischen Pflanzen- und Tierarten. An einem Baum, der an einem trockenen Flussbett steht, werden die Pferde angebunden. Von hier geht es nur noch zu Fuß weiter.

Wohltuend kühlt frische Luft die Haut. In den Bäumen hängen Vogelkäfige, scheinbar ohne Besitzer. Eine Lichtung tut sich auf. Wir stehen vor dem El Rocio Wasserfall – ohne Wasser. Acht Monate ohne Regen haben ihn versiegen lassen. Im Wasserfallauffangbecken lässt es sich jedoch gut mit den Fischen schwimmen.

Erholung für Pferde und Reiter vor dem Weg zurück.

Auf dem Pferd sitzend, vor mich hinträumend, prescht eines der Pferde, das hinter uns läuft, vorbei. Das gefällt meinem nicht. Es stürmt ebenfalls los. Nur nicht herunterfallen. Mein Pferd will die Poleposition zurückerobern. Abrupt stoppt das andere Pferd, meines auch. Ruhig laufen sie weiter. Wir sind jetzt in der zweiten Reihe.

In Trinidad vom Pferd steigend, beschließe ich, für den Rest des Tages sämtliche Sitzgelegenheiten zu ignorieren.

 

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